Hünxe Hausbesuche helfen gegen Einsamkeit

Hünxe · Zur Nachbarschaftsberatung in der Gemeinde Hünxe gehört ein neuer Baustein: "Aufsuchende Altenpflege".

Gerade besondere Lebensumstände, wie starke gesundheitliche Belastungen oder auch Verluste von wertvollen menschlichen Kontakten, können bei älteren Menschen dazu führen, dass sie sich zunehmend aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen. Fehlt es dann noch an familiärer Unterstützung, sind die Folgen häufig Alleinsein und Einsamkeit. Wer aber über ein intaktes Netz von Sozialkontakten verfügt, empfindet das Alleinsein nicht als Belastung, ergab eine Studie. Hier setzt die "Aufsuchende Seniorenarbeit" als neuer Baustein der Nachbarschaftsberatung in der Gemeinde Hünxe mit den Hausbesuchen an, wie Koordinatorin Martina Renz erläutert.

Nach Hinweisen aus der Bevölkerung nimmt Renz den Kontakt zu hilfebedürftigen Senioren auf und vermittelt diese zu weiteren Diensten, Netzwerken oder ehrenamtlichen Angeboten. So sollen Menschen erreicht werden, für die aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität die Hürde sehr hoch ist, andere Beratungseinrichtungen aufzusuchen; die generell Hemmungen haben, sich eigenständig Unterstützung zu suchen; die soziale Kontakte suchen, aber nicht wissen, wie sie auf jemanden zugehen sollen, berichtet die Koordinatorin.

Neben der telefonischen und persönlichen klassischen Nachbarschaftsberatung vor Ort in ihrem Büro im Hünxer Rathaus (Raum 103, Telefon 02858 69-233) macht Renz viele Hausbesuche im gesamten Gemeindegebiet. "Kommen Sie doch einmal zum Kaffee vorbei", höre sie oft. Sie weiß: "Es gibt Nachbarschaft, die läuft, aber auch Vereinsamung und andere Probleme. Manche wollen nicht, dass die Nachbarn etwas mitbekommen." Hauptziel der "Aufsuchenden Seniorenarbeit" müsse sein, das selbstbestimmte Leben in der eigenen Häuslichkeit so lange wie möglich zu erhalten und die Teilhabe älterer Menschen am gesellschaftlichen Leben zu unterstützen.

Mit ihren Hausbesuchen versuche die Koordinatorin, Vertrauen zu schaffen, Wünsche und Bedürfnisse festzustellen und zu wecken, die Senioren aktiv in deren Lebensgestaltung einzubinden und sie über Angebote in der Gemeinde zu informieren. So gab es etwa im Juni einen Demenzgottesdienst, im November sind das Tanzcafé (12. November) und ein Theaterstück (24. November) vorgesehen. Martina Renz sagt: "Die Menschen sollen wissen, dass sie mit den Problemen des Alterns nicht allein gelassen werden."

Nächste Bausteine zur Weiterentwicklung der Nachbarschaftsberatung sollen aus Sicht der Koordinatorin Themenwerkstätten, Workshops und Infoveranstaltungen ("generationsübergreifend und interkulturell") für Ältere, pflegende Angehörige, Kinder, Jugendliche und Migranten sein. Schließlich setzt sich Martina Renz für eine erweiterte Netzwerkarbeit und Informationsbündelung mit den Behörden in den Bereichen Gesundheit, Soziales und Dienstleistung ein. Dazu gehörten Arztpraxen, Krankenhäuser, Apotheken, Sozialämter, Beratungsstellen, Bürgerbusse und mehr.

In ihrem Ausblick sieht die Koordinatorin auch den Bedarf für weitere Treffpunkte für Menschen, etwa in Form eines Dorfgemeinschaftshauses ("vielleicht einfach mal nur zum Kaffeetrinken"), aber auch für neue Wohnformen, zum Beispiel eine Demenz-WG und für Menschen mit Behinderung. Renz berichtet: "Die Nachfrage nach bezahlbarem barrierefreien Wohnraum ist groß."

(RP)
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