Hünxe Hausbesitzer wegen Pipeline in Sorge

Hünxe · Yvonne Klein-Bösing aus Drevenack schildert ihre Ängste, die mit der geplanten Gasleitung zu tun haben.

 Yvonne Klein-Bösing mit Tom (4) und Anna (6)

Yvonne Klein-Bösing mit Tom (4) und Anna (6)

Foto: Klaus Nikolei

Als Yvonne und Felix Klein-Bösing vor etwas mehr als sechs Jahren den Entschluss gefasst hatten, im Drevenacker Neubaugebiet am Fasanenweg zu bauen, schien das Glück des Paares perfekt. Hier, in direkter Nachbarschaft zur Otto-Pankok-Grundschule und zu zwei Tagesstätten, wollten die Besitzer einer örtlichen Baumschule ihre Kinder großziehen und dauerhaft sesshaft werden.

Doch diese Idylle hat einen Riss bekommen. Grund ist der geplante Bau der Zeelink-Gaspipeline. Nur etwa 250 Meter vom Fasanenweg entfernt sollen die Leitungsrohre in rund 1,20 Meter Tiefe eingebaut werden. Yvonne Klein-Bösing, die kürzlich zu den Organisatoren des Kinderfackelzuges gehörte, um gegen die Zeelink-Gas-Autobahn Flagge zu zeigen (wir berichteten), hält das für ein absolutes Unding.

"Wir alle hier wollen uns nicht ausmalen, was bei einer Havarie passieren würde", sagt die 36-jährige Mutter von zwei Kindern. Damit steht sie nicht alleine. Denn in Drevenack ist die Zeelink-Pipeline das alles beherrschende Thema. Ob in den sozialen Medien, beim Einkauf, beim Plausch auf der Straße. Angefacht wurde die Debatte nicht zuletzt durch die nicht unumstrittene Bürgerinitiative.

"Wenn wir von der geplanten Gaspipeline früher erfahren hätten, hätten wir niemals hier gebaut. Unser Haus hat jetzt schon einen Wertverlust von 20 bis 25 Prozent", sagt die Gärtnermeisterin. Auch wenn Yvonne Klein-Bösing davon überzeugt ist, dass das Infrastrukturprojekt zur Versorgungssicherheit von Haushalten in NRW mit Erdgas bereits "von höherer Stelle" unumkehrbar entschieden ist und alle gesetzlichen Vorgaben beim Bau von Zeelink eingehalten werden, so wollen sie und viele andere Familien im Drevenack nichts unversucht lassen, für einen höheren Abstand zu kämpfen. "500 Meter müssten es mindestens sein."

Besonders enttäuscht ist sie übrigens von Bürgermeister Dirk Buschmann. "Ich hatte ihm im April einen Brief geschrieben und wenige Wochen später nochmals eine Erinnerung. Bis heute habe ich nichts von ihm gehört."

Dirk Buschmann hat in den vergangenen Monaten Hunderte Mails zum Thema Zeelink erhalten. Er bedauert, nicht jede einzeln beantwortet zu haben, erklärte er gestern Abend auf Anfrage. "Ich möchte aber klarstellen, dass auch wir einen möglichst großen Abstand der Pipeline zur Wohnbebauung möchten und damit auf der Seite der Bürger stehen. Und genau das haben wir in unserer Stellungnahme an die Oberbehörden auch deutlich gemacht."

Mit der Planung von Zeelink ist die in Essen ansässige Firma Open Grid Europe (OGE) beauftragt. Deren Sprecher Helmut Roloff kennt natürlich die Argumente der Pipeline-Kritiker - und findet sie wenig stichhaltig. Zumal aus seiner Sicht die Bürgerinitiative in Drevenack "durch ihre emotionale Herangehensweise Ängste schürt. Damit ist keinem gedient." Im Gespräch mit unserer Redaktion sagte Roloff unter anderem, dass OGE als Nachfolger der Ruhrgas auf langjährige Erfahrung zurückblicken kann. "Seit 1926 hat es bei uns kein Gasleitungsunglück mit Todesfolge gegeben." Und: "Eine ruhende Gasleitung ist 100 Prozent sicher." Allerdings ist ihm auch klar, "dass man Emotionen nicht besiegen kann".

(RP)
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