Hünxe/Dinslaken Flüchtling: Praktikum bei AfD-Mann

Hünxe/Dinslaken · 23-Jähriger aus Guinea beschwerte sich beim Internationalen Bund.

Absicht war es nicht, beteuern sowohl der Internationale Bund (IB) als auch die Agentur für Arbeit Dinslaken. Weder der IB, der als Maßnahmeträger für den Integration Point der Arbeitsagentur Flüchtlinge in Ausbildung oder Praktikum vermittelt, noch der Integration Point informieren sich zuvor über die politische Gesinnung der Betriebsinhaber. So konnte es passieren, dass ein 23-jähriger Flüchtling aus Guinea, der in Hünxe lebt, vom IB als Praktikant in den Betrieb eines AfD-Mitglieds vermittelt wurde.

Der 23-jährige B., der vor drei Jahren als politischer Flüchtling nach Deutschland kam und als solcher seit Februar anerkannt ist, hat in seiner Heimat Guinea Abitur gemacht. Er möchte eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration machen, absolvierte nach dem Integrationskurs Praktika in der Gemeindeverwaltung, in der Marketingabteilung von Sinalco und in der Lagerlogistik von Hövelmann. Dort hätte man ihn gerne weiterbeschäftigt, sagt Eva Danner. Sie kümmert sich als Alltagsbegleiterin um die Flüchtlinge in Hünxe. Trotz des Interesses von Hövelmann ging der junge Mann den behördlich vorgesehenen Weg und meldete sich bei dem Betrieb als Praktikant. Dort, so Eva Danner, habe man nicht gewusst, dass überhaupt ein Praktikant an diesem Tag komme. Der Chef, so sagt sie, "war also ohnehin schon genervt". B. habe im Auftrag des Arbeitgebers Staub gewischt, als er nach weiterer Arbeit gefragt habe, habe der Chef eine Mitarbeiterin angewiesen, ihm die Tür vor der Nase zu schließen.

Auf der Facebookseite des Firmeninhabers ist das AfD-Parteizeichen im Seitenkopf, in den Posts wird öffentlich vor einer "Islamisierung" Europas gewarnt, die Fliehburg in Dinslaken als das "städtische 'Asylghetto'" bezeichnet, in geteilten Posts wird die Schließung von Integration Points gefordert, weil "am Arbeitsmarkt konsequent Politik gegen das eigene Volk betrieben werde". Die Posts, so Eva Danner, "sind eindeutig". Der junge Mann habe sich beim IB beschwert - und die Anweisung erhalten, das Praktikum fortzusetzen. Man würde bereits länger mit dem Arbeitgeber zusammenarbeiten, soll es geheißen haben. Daraufhin wurde B. krank geschrieben. Die Firma Hövelmann bot ihm einen Ausbildungsplatz ab 1. September an, er kündigte die Maßnahme beim IB.

Die Arbeitsagentur schreibe Maßnahmen aus, erklärt der Leiter der Arbeitsagentur Dinslaken, Hans-Peter Greifenhofer. Hier habe der IB die Ausschreibung gewonnen. Die "Gesinnung" der Arbeitgeber "können wir nicht prüfen". Auch könne man "nicht automatisch aus einer Parteizugehörigkeit eine negative Bewertung ableiten". Für den IB stellte sich nach Auskunft des Regionalleiters Joachim Czoik, die Lage so dar: B. habe das Praktikum am 8. August begonnen, sich nach dem 9. August krank gemeldet, habe dann einen Ausbildungsplatz anderswo bekommen. Seine Sprachkenntnisse hätten für einen Bürojob nicht ausgereicht. Der IB greife auf eine große Betriebsdatenbank zurück, prüfe aber nicht den politischen Hintergrund der Firmeninhaber. Sollte es Beschwerden über Firmen geben, gehe man dem nach.

(aha)
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