Hünxe Durch die Kaninchenberge führt ein neuer Wanderweg

Hünxe · Die 1,5 Kilometer-Strecke wird noch mit Pfählen gekennzeichnet.

 Michael Herbrecht, Marcel Schwarz, Andreas Kramer (Firma Kramer), Klaus Kretschmer und Förster-Praktikant Tobias Sommer (von links) stellten den Weg vor.

Michael Herbrecht, Marcel Schwarz, Andreas Kramer (Firma Kramer), Klaus Kretschmer und Förster-Praktikant Tobias Sommer (von links) stellten den Weg vor.

Foto: H. Kempken

Unter den Füßen fühlt sich der Wanderweg in den Kaninchenbergen nach Urlaub an: Sandig ist es hier und auch der warme Sommerwind passt zum Ferienfeeling: Die Speller Heide ist das größte Heidegebiet am Niederrhein - mit schützenswerten Pflanzen und Tieren. Nun führt ein beschilderter Wanderweg durch das Gebiet. Von der Hans Richter-Straße aus geht es über neun Stationen einmal im Rund. 1,5 Kilometer ist der Weg lang - eine optimale Länge für Familien mit kleinen Kindern, wirbt Revierförster Michael Herbrecht, der den Weg gemeinsam mit Klaus Kretschmer (Biologische Station) gestern vorstellte.

Klaus Kretschmer bückt sich und stupst eine junge Heuschrecke an. Ein Teenie, und daher selbst für den Experten nicht zu erkennen, um welche Sorte es sich genau handelt. Brauner Grashüpfer möglicherweise, schätzt Kretschmer, auf jeden Fall ein typischer Bewohner der sandigen Heidelandschaft. Wer sich ein wenig in den Sand setzt, entdeckt noch mehr Schrecken: blauflügelige Ödlandschrecken etwa oder Feldgrillen, ein besonders lautstarker Bewohner. Mit noch mehr Geduld lassen sich auch die Gesänge der Arten voneinander unterscheiden. Wie - darüber informiert eine entsprechende Tafel.

Auch die Heidelerche ist in diesem nährstoffarmen Lebensraum heimisch - unter anderem, weil sie gerne Heuschrecken verputzt - ebenso der Baumpieper, den man an seinem hellen Gesang und seinem sonderbaren Flug erkennt: Er steigt in die Luft und gleitet dann wie ein Fallschirm herab zur Beute.

"Namentlich," schmunzelt Michael Herbrecht, kennt er die Schlingnattern, die hier leben - neben Zauneidechsen und Blindschleichen. Etwa 20 Tiere sind es und trotzdem bilden sie eine der größten Populationen in der Region. Die Schlangenart ist durch den Verlust des passenden Lebensraumes stark gefährdet. Sandiger Boden zur Eiablage, Sonnenplätze, kleine Sträucher zum Verstecken, kleine Höhlen gibt es in dieser Kombination nicht überall. Damit die Schlangen noch mehr Kuschelhöhlen finden, hat der Förster Holzbretter im Naturschutzgebiet verteilt. Wer also eines in der Heide findet: Das ist kein Müll sondern Absicht. "Liegen lassen", bittet der Förster. Ist vermutlich auch besser fürs Nervenkostüm.

Der Sand in der Heide stammt noch aus der Eiszeit, als die Flüsse samt Inhalt hier gefroren waren. Das Wasser floss ab und der Sand blieb. Ein prima Boden für Eichen oder Silbergras. Weil zwischenzeitlich der Mensch in die Natur eingriff, blieb es aber nicht beim ursprünglichen Bewuchs. Kiefern wurden gepflanzt. Und die Amerikanische Traubenkirsche hat sich breit gemacht. Sie wurde "beim Bau der A3 als Schall- und Sichtschutz gepflanzt", so Herbrecht. Von dort hat sie die Gegend erobert und akzeptiert nichts in ihrem Dunstkreis. Drumherum geht alles ein und wer die Traubenkirche abschneidet, entdeckt kurz darauf Ableger in der Gegend. Das Projekt will diese Entwicklung stoppen. Die Naturschützer pflanzen Eichen - und viele Schüler der Gesamtschule Hünxe haben schon beim Abzupfen der Traubenkirschen-Ableger geholfen. Die stolzen Ergebnisse können sie nun ihren Eltern auf dem Wanderpfad präsentieren.

(RP)
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