Hückeswagen Zwei Kranzniederlegungen gegen das Vergessen der Kriegsopfer

Hückeswagen · Ist ein Volkstrauertag im Jahr 2017 noch zeitgemäß? Diese rhetorische Frage stellte Bürgermeister Dieter Persian gestern Mittag bei den Kranzniederlegungen auf dem Friedhof Am Kamp und dem russischen Ehrenfriedhof in Voßhagen. "Wir dürfen uns nicht der Illusion hingeben, dass Kriege nun automatisch per Knopfdruck ablaufen", betonte Persian.

 Zum Volkstrauertag legten gestern Bürgermeister Dietmar Persian (r.) sowie Vertreter aus Politik und Vereinen Kränze in Gedenken an die Toten der Weltkriege auf dem Friedhof Am Kamp (Foto) und in Voßhagen nieder.

Zum Volkstrauertag legten gestern Bürgermeister Dietmar Persian (r.) sowie Vertreter aus Politik und Vereinen Kränze in Gedenken an die Toten der Weltkriege auf dem Friedhof Am Kamp (Foto) und in Voßhagen nieder.

Foto: Heike Karsten

Heute, mehr als 70 Jahre nachdem Ende des Zweiten Weltkriegs, gebe es nur noch wenige Menschen, die die Schrecken des Krieges miterlebt hätten. Wenn von Krieg die Rede sei, denke man an Panzer, Generäle, Feldzüge, Strategien und eroberte Gebiete - fast wie in einem Spiel. In der Realität sterben dabei Menschen - Einzelschicksale, die nie in einem Geschichtsbuch auftauchen. "Unter jedem Grabstein liegt eine Weltgeschichte", zitierte Persian. Aus diesem Grund dürfe die Erinnerung nicht in Vergessenheit geraten.

Unverändert groß war die Teilnahme an der Kranzniederlegung auf dem städtischen Friedhof. Vertreter aus Politik, Vereinen wie auch Privatpersonen begleiteten den Gedenkmarsch bis zum Denkmal "Mutter Erde". Christine Bütow, Vorsitzende des örtlichen Sozialverbands VdK, dankte den Mitgliedern des Technischen Hilfswerks (THW), die die Kranzniederlegung für den VdK übernommen hatten. "In unserem Verein sind viele ältere und kranke Menschen, die teilweise den Krieg noch selbst miterlebt haben und dazu nicht mehr in der Lage sind", sagte Bütow.

Der Bürgermeister schaute in seiner Rede weit über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus: "Egal welcher Religion wir angehören, welche Sprache wir sprechen oder welches Land im Pass steht - Leben in Frieden ist das Ziel eines jeden Menschen", mahnte Persian. Die Erinnerung an die Schrecken und das Leid der Kriege sei unverändert wichtig und zeitgemäß. "Wir sollten uns daher auch deutlich davon distanzieren, das Holocaust-Mahnmal als ,Denkmal der Schande' zu bezeichnen", forderte Persian mit Blick auf eine Rede des AfD-Politikers Björn Höcke auf.

Die Fahnenträger der Schützen und Feuerwehr trugen ebenso zur würdigen Gestaltung der Gedenkstunde bei, wie auch der Posaunenchor Scheideweg mit seiner musikalischen Darbietung.

(heka)
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