Hückeswagen Zuhause für schwerstkranke Kinder

Hückeswagen · Im März 2015 hat das Kinder- und Jugendhospiz Burgholz eröffnet. Mehr als 100 Kinder haben dort seither ein zweites Zuhause gefunden. Über den Jahreswechsel 2015/2016 sind alle Plätze in der Einrichtung belegt.

Wenn Kerstin Wülfing in diesen Tagen auf das auslaufende Jahr zurückblickt, dann erinnert sie sich an ganz besondere Momente mit schwer kranken Kindern und ihren Familien, an tolle gemeinsame Erlebnisse - aber auch an Abschiede. "Wir haben alle Höhen und Tiefen mitgemacht, die man erleben kann", sagt die Geschäftsführerin der Kinderhospiz-Stiftung Bergisches Land. Im März hat das Kinder- und Jugendhospiz Burgholz eröffnet. Knapp über 100 Kinder im Alter von 14 Tagen bis 24 Jahren sowie ihre Familien haben seitdem in dem grün-weißen Haus ein zweites Zuhause gefunden. Acht Kinder, die im Hospiz gelebt haben, sind hier, zu Hause oder im Krankenhaus verstorben.

 Geschäftsführerin Kerstin Wülfing kümmert sich mit ihren Kollegen um die kranken Kinder und deren Familien.

Geschäftsführerin Kerstin Wülfing kümmert sich mit ihren Kollegen um die kranken Kinder und deren Familien.

Foto: Kinderhospiz

Es ist ein ganz besonderer Ort, der hier geschaffen wurde. Ein Ort, an dem schwerstkranke Kinder schöne Momente und Lebensfreude genießen können. Ein Ort, an dem ihre Eltern nur Eltern sein können und nicht Pflegende sind. Ein Ort, an dem auch Geschwisterkinder unbeschwert sein können. Ein Ort des Lachens und des Lebens. Ein Ort, der aber auch Raum für Trauer, Abschied und Schmerz bietet.

Dabei, sagt Kerstin Wülfing, sei es für sie gar nicht wichtig, welche Krankheiten die Kinder haben. "Stattdessen gucken wir, was sie noch können und wie wir ihnen dabei helfen können, mit ihren eigenen Fähigkeiten schöne Erlebnisse zu haben." Die Familien kommen aus ganz unterschiedlichen Gründen nach Burgholz: Weil sie Begleitung bis zum Tod ihres Kindes wünschen, oder weil sie Entlastung vom Alltag brauchen. "Wir machen ganz viel Entlastungspflege. Viele Familien waren in diesem Jahr schon zwei oder drei Mal da." Für die Eltern geht es oftmals um ganz kleine Dinge: Darum, noch einmal Familie sein zu dürfen, gemeinsam spazieren zu gehen, im Wald zu joggen, ein Buch zu lesen, durchzuschlafen. Aber auch Unterstützung durch andere Eltern zu finden, sagt Kerstin Wülfing. "Und auch Kinder, die im Rollstuhl sitzen, wünschen sich ganz einfache Dinge: Noch einmal in den Pool gehen zum Beispiel."

Die Kinder, sagt sie und schmunzelt, würden bei ihnen manchmal ganz schön verwöhnt. "Wir machen viel mit ihnen. Hier gibt es für ihre Wünsche keine Grenzen, wir haben hier einfach relativ viele Möglichkeiten: von der Entspannung bis zum Musizieren." Höhepunkte im vergangenen Jahr seien auch die fröhlichen Hawaii- und Poolpartys oder das große Oktoberfest gewesen.

Und auch auf die Geschwisterkinder wird ein besonderer Blick geworfen: "Sie können toben, mit anderen Kindern zusammen ausgelassen sein. In diesem Jahr haben wir den Kindertreff Fuchsbande für die Geschwisterkinder gegründet."

Wie wichtig das Angebot des Hospizes ist, zeigen die Anmeldezahlen: Im Durchschnitt waren sieben der insgesamt zehn Plätze seit der Eröffnung gebucht. In den Ferien und auch über Weihnachten war das Haus komplett voll, ebenso über den Jahreswechsel. "Das ist für alle eine sehr emotionale Zeit, in der die Familien natürlich nach vorne blicken und sich fragen, ob sie im kommenden Jahr noch zusammen sein werden. Natürlich ist das bei uns dann auch Thema", sagt Wülfing.

Das Hospiz sei von den vielen Anfragen zunächst ein wenig überrannt worden. Sie freuten sich aber darüber. Das Personal wurde bereits von anfangs 35 Mitarbeitern auf jetzt 42 aufgestockt. Auch weitere Ehrenamtler sollen ausgebildet werden. "Wir arbeiten alle mit unserer ganzen Kraft daran, den Familien auch in Zukunft hier alle Möglichkeiten bieten zu können." Dafür ist die Einrichtung dringend auf Spenden angewiesen: "Wir haben bisher sehr viel Unterstützung erfahren, für die wir sehr dankbar sind. Wir hoffen, dass das so bleibt - denn ohne diese Hilfe wird es nicht gehen", macht Wülfing deutlich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort