Hückeswagen Zuchtziel: resistente Königin mit Sanftmut

Hückeswagen · In den vergangenen Jahren hat die Varroamilbe ganze Bienenvölker ausgelöscht. Der Bienenzuchtverein Hückeswagen 2010 bemüht sich daher seit geraumer Zeit um eine erlesene Nachzucht resistenter Königinnen. Offenbar mit Erfolg.

 Mitglieder des Bienenzuchtvereins Hückeswagen 2010 (v. l.): Michael Müller, René Fechinghaus mit Sohn Max, Margit Söhnchen, Paul Frohwein und Vorsitzender Uwe Söhnchen.

Mitglieder des Bienenzuchtvereins Hückeswagen 2010 (v. l.): Michael Müller, René Fechinghaus mit Sohn Max, Margit Söhnchen, Paul Frohwein und Vorsitzender Uwe Söhnchen.

Foto: Michael Schütz

Reger Flugverkehr herrscht auf der Wiese von Uwe Söhnchen. Auf seinem Grundstück in Elberhausen sammeln 25 Völker, bestehend aus je 50.000 Bienen, fleißig Nektar von den Blüten der umliegenden Wiesen. An den vielen Menschen, die sich das Spektakel anschauen, stören sich die Insekten nicht. "Die Honigbienen sind sehr sanftmütig und lassen sich daher gut bewirtschaften", sagt Uwe Söhnchen, Vorsitzender des im Jahr 2010 gegründeten Bienenzuchtvereins Hückeswagen.

Damit das auch so bleibt, züchtet er Königinnen mit ganz besonderen positiven Eigenschaften: Sie sollen nicht nur Sanftmut, sondern auch eine hohe Honigleistung, Schwarmneigung und eine Resistenz gegen die gefürchtete Varroamilbe aufweisen. Wie die Königinnenzucht funktioniert, zeigte Uwe Söhnchen nun seinen Vereinskollegen.

"Grundvoraussetzung ist eine gute Königin, von der es sich lohnt nachzuziehen", sagt der Hobby-Imker. Erste Reinzuchtköniginnen erhielt der Imker vom Fachinstitut in Mayen. Begattet werden diese Königinnen von ausgesuchten Drohnenvölkern auf der Insel Norderney. Durch diese systematische Auslese auf Varroatoleranz wird die Bienennachzucht von Generation zu Generation resistenter gegen Krankheiten und Parasiten. "Die Königinnen vererben einen stärkeren Putztrieb und sind somit in der Lage, Milben zu erkennen und zu töten", sagt Uwe Söhnchen. Es habe in der Vergangenheit auch den Versuch gegeben, afrikanische Bienen einzuführen, die nicht anfällig für Milben sind. "Diese Völker ließen sich aber schlecht bewirtschaften, weil sie sehr aggressiv waren", berichtet der Vorsitzende.

Die Nachzucht ist feinste Handarbeit. 24 Stunden wird die Königin in ein Wabengitter gesperrt. Die in der Zeit gelegten Eier werden samt Kasten drei Tage lang zur Pflege in ein Bienenvolk gehängt. Am vierten Tag werden die Eier mit Hilfe eines "Umlarvlöffels" in künstlich gefertigte runde Königinnenzellen umgebettet. Zu jeder Larve werden ein paar Bienen geschüttet, die schnell merken, dass sie ohne Königin sind. Das Volk ohne Königin hat keine andere Wahl, als aus diesen Maden Königinnen aufzuziehen.

Im Honigraum eines Bienenstocks werden die Maden von den Bienen weiter gepflegt. Wenige Tage vor dem Schlüpfen werden die Zellen entnommen, hinter Gitter gesetzt und nach dem Schlüpfen auf die Begattungsvölkchen verteilt. Diese künstliche Königinnenzucht gibt dem Imker die Möglichkeit, unabhängig vom natürlichen Geschehen im Bienenvolk beliebig viele Königinnen gleicher Herkunft zu züchten. Der gesamte Prozess dauert 21 Tage.

Optimal erfolgt eine Nachzucht im Zeitraum von Mai bis Juli. Unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen kann eine vollwertige Königin mehr als vier Jahre alt werden.

Interessiert verfolgen die Vereinskollegen den Ausführungen von Uwe Söhnchen, der durch Schulungen und erste Zuchterfolge schon reichlich Erfahrung auf dem Gebiet gesammelt hat. "Das Hobby ist eine Menge Arbeit, aber im Nachhinein freut man sich dann, wenn sich der Ertrag lohnt", sagt Michael Müller, der in Radevormwald fünf Völker bewirtschaftet. In guten Jahren produzieren 25 Bienenvölker bis zu 1000 Kilogramm Honig. Der Frühjahrshonig in diesem Jahr war ertragreich. "Danach war es eine Katastrophe. Der verregnete Sommer wirkt sich auf den Sommerertrag aus. Die Waben sind noch nicht gefüllt. In zwei Wochen, nach der Sommerblüte, ist Schluss. Dann wird geschleudert", kündigt Uwe Söhnchen an.

Trotz der elitären Toleranzzucht müssen die Imker bisher noch einmal im Spätsommer und ein zweites Mal zur Weihnachtszeit ihre Bienen mit Ameisen- und Oxalsäure vor den Parasiten schützen. Denn: Die Biene ist eines der wichtigsten Nutztiere. Sie sichert durch Bestäubung wichtige landwirtschaftliche Erträge für den Menschen und Nahrungsquellen vieler Tierarten.

(heka)
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