Hückeswagen Wildschweine greifen Mensch und Hund an

Hückeswagen · Die Wildschweine haben sich in den heimischen Wäldern rasant vermehrt. Inzwischen sind sie zur Gefahr geworden für Mensch und Hund, denn sie laufen nicht mehr weg, sondern stellen sich - und greifen an.

Peter Mörike ist ein erfahrener Jäger und Hundeführer. An einem Jagdtag im November machte der Hückeswagener eine Grenzerfahrung, die ihm noch lange in Erinnerung bleiben wird: Zu Allerheiligen war der Hundeobmann der Kreisjägerschaft in einem Revier an der Bever-Talsperre unterwegs, um auf Wildschweine zu stöbern. Mit dabei: seine sieben Jahre alte Hündin Amelie, ein Großer Münsterländer, von Grund auf jagdlich ausgebildet und geführt.

Mörike schickte sie voran in eine Dickung. Darin stand ein - wie sich später herausstellte - rund 65 Kilo schwerer Keiler. Und der dachte angesichts des Hundes gar nicht an Flucht, sondern griff an. Als Amelie zurückkehrte zu ihrem Herrn, hatte sie einen etwa zwölf Zentimeter langen Riss im Brustbereich, der später vom Tierarzt genäht werden musste. Amelie hatte Glück: Die zunächst schlimm aussehende Wunde war oberflächlich, die Muskulatur unter der Haut beim Angriff des Keilers unverletzt geblieben.

Eine Begegnung von Hund und Wildschwein kann durchaus auch tödlich verlaufen, denn Wildschweine verfügen mit ihren Zähnen über gefährliche Waffen. Nehmen sie einen Hund an, wie Jäger den Angriff nennen, können sie ihm den Bauchraum damit aufreißen und innere Organe lebensgefährlich verletzen. Ein jagdlich unerfahrener Hund hat keine Chance gegen ein ausgewachsenes Schwein. Amelie ist nicht unerfahren, dennoch: Wenn Peter Mörike sie mit in den Busch nimmt, legt er ihr inzwischen vorher eine Schutzweste an. Das sehr dicht gewebte Material soll Rücken und Bauch vor Riss- und Bisswunden schützen.

Angesichts der rasanten Vermehrung der Wildschweine, die in den heimischen Wäldern keine natürlichen Feinde mehr haben (die BM berichtete), geht von den Sauen aber nicht nur Gefahr für Jagdhunde aus. Auch, wer mit seinem Haushund nur im Wald spazieren geht, könnte unvermittelt auf Wildschweine treffen. Die Dickung, in der der Keiler Amelie angriff, lag nur wenige Meter von einem öffentlichen Spazierweg entfernt. Kommt der Hund dem Schwein zu nahe, kann es zum Angriff des Wildtieres kommen. "Die Schweine sind schlau. Sie haben es im Laufe der Zeit gelernt, nicht mehr vor dem Hund zu fliehen, sondern stehenzubleiben und sich zu wehren", sagt Johannes Meier-Frankenfeld, der Vorsitzende der Hückeswagener Jägerschaft.

Er rät Hundehaltern, ihre Vierbeiner beim Spaziergang in der freien Landschaft an der Leine und damit unter Kontrolle zu halten. So ist gewährleistet, dass die Hunde nicht vom Weg aus in angrenzenden Böschungen stöbern - und dort womöglich plötzlich vor Wildschweinen stehen, denen sie im Kampf nicht gewachsen sind. "Anleinen ist Tierschutz für den eigenen Hund", unterstreicht Meier-Frankenfeld.

Die Begegnung mit Wildschweinen in freier Natur war früher einmal der Ausnahmefall. Heute ist das angesichts Hunderter von Sauen in den Hückeswagener Wäldern, die sich bis an die Wohngebiete herantrauen, nicht mehr so. Bei einer revierübergreifenden Drückjagd am vorigen Wochenende im Naherholungsbereich Mul kamen 33 Wildschweine zur Strecke. Meier-Frankenfeld: "Das zeigt, wie hoch die Population an Schwarzwild tatsächlich ist, das ist inzwischen völlig aus dem Ruder gelaufen."

Gefahr geht davon auch für Menschen aus. Vor knapp drei Wochen wurde ein Hückeswagener Jäger von einem Wildschwein in die Hand gebissen - es hätte auch schlimmer kommen können.

(bn)
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