Hückeswagen Wieder wird vor dubiosem Gewerberegister gewarnt

Hückeswagen · Es war wohl eine Mischung aus Unerfahrenheit und falsch verstandenem Pflichtbewusstsein: Als ein Hückeswagener Gewerbetreibender im Juni vorigen Jahres Post von einer Firma namens Umsatzsteueridentnummer.de erhielt, reagierte er sofort und unterschrieb den Vertrag für eine Registrierung dort. 479,76 Euro sollte der "Spaß" kosten. Jetzt erhielt der Mann erneut dubiose Post, dieses Mal von Gewerbe-Meldung.de, europe reg services aus Leipzig.

Die Masche ist immer die gleiche: Da schickt ein Unternehmen ein behördlich aussehendes Schreiben mit - wie auch in diesem Fall - einem Wappentier darauf, das entfernt und bei nicht genauer Betrachtung an den Bundesadler erinnert. Gewerbetreibende sollen sich dann in ein bestimmtes Register eintragen lassen, doch das Ganze kostet mehrere hundert Euro. Das erschließt sich jedoch erst im Kleingedruckten. Und wirklich Sinn hat dieser Eintrag nicht, ist er doch - anders als etwa das Telefonbuch oder die Gelben Seiten - kaum öffentlichkeitsrelevant.

In dem jüngsten Schreiben an den Hückeswagener heißt es: "(...)die Auffindbarkeit Ihres Unternehmens in öffentlichen Datenbanken ist von hoher Bedeutung. Unser zentralisiertes Register enthält Daten von Unternehmen und Unternehmern aller Branchen, für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland." Für die Erfassung und Eintragung seines Unternehmens müsse er lediglich ein Formular ausfüllen und bei Annahme dieser Registrierungsofferte bis zu einem Stichtag zurücksenden. Dass dieser Eintrag aber eine dreijährige Bindung an das Unternehmen bedeutet, wird erst im Kleingedruckten deutlich - und ist bei 414 Euro inklusive Umsatzsteuer pro Jahr zudem ein teures "Vergnügen" - denn der Vertrag läuft über drei Jahre, wodurch sich eine Gesamtsumme von 1242 Euro ergibt.

"Es handelt sich um ein Schreiben, das von der Aufmachung und vom Inhalt her offiziellen Charakter hat", betonte Kissau. "Allerdings handelt es sich tatsächlich wieder um ein rein privates Gewerbeverzeichnis, das keinerlei öffentliche Aufgaben übernimmt." Er verweist darauf, dass es sich um keine amtlichen Schreiben handelt und auch keinerlei rechtliche, gesetzliche Verpflichtung zur Unterzeichnung und Rücksendung besteht. Kissau rät: "In den Papierkorb mit solcher Post."

Diese Masche geht in die gleiche Richtung wie die der Verantwortlichen der sogenannten Gewerbeauskunfts-Zentrale. Auch von der waren in den vergangenen Jahren immer wieder Gewerbebetriebe angeschrieben worden. Das Ordnungsamt hatte nach Eintreffen der Briefe immer wieder gewarnt: "Wer auf das Schreiben eingeht und das Kleingedruckte nicht liest, auf den kommt eine ,saftige' Rechnung zu." Die Verantwortlichen bei der Stadt raten, die Finger davon zu lassen.

Der Hückeswagener Unternehmer warnt davor, solche Schreiben ernst zu nehmen und verweist auf seine Negativerfahrung: Im vorigen Jahr hatte er nämlich - kurz nach der Gründung seines Gewerbes - das Schreiben der Umsatzsteueridentnummer.de unterschrieben. "Ich hatte gedacht, ich hätte was beim Finanzamt vergessen und das Formular schnell zurückgeschickt", berichtet er. Doch dann musste er feststellen, dass es sich dabei um Abzocke handelte.

Er widerrief den Vertrag über seinen Anwalt und bekam daraufhin eine "letzte Mahnung" mit der Androhung, dass ein Inkassobüro eingeschaltet werden würde. Erst als der Anwalt massiv wurde, "war Ruhe", erzählt er. Statt 450 Euro für den Vertrag mit der dubiosen Firma zahlte der Hückeswagener "nur" 160 Euro für den Anwalt. Lehrgeld, das er anderen Gewerbetreibenden ersparen möchte.

Dass er jetzt erneut eine Anfrage eines dubiosen Unternehmens erhalten hat, bezeichnet er als "oberfrech". Und er kritisiert: "Dass so etwas überhaupt möglich und erlaubt ist. . ."

(RP)
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