Hückeswagen Weniger Flüchtlinge, längere Wartezeit

Hückeswagen · Der Stadt werden derzeit kaum neue Flüchtlinge zugeteilt. Trotzdem verlängert sich die Wartezeit, bis diese überhaupt die Möglichkeit erhalten, einen Antrag auf Asyl zu stellen. So bleibt ihnen der Zugang zu Integrationskursen verwehrt.

Hückeswagen: Weniger Flüchtlinge, längere Wartezeit
Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Wohnungssituation für die ankommenden Flüchtlinge in der Schloss-Stadt ist entspannt. "Wir haben derzeit genug Wohnraum zur Verfügung", berichtete Sabine Erxleben vom Sozialamt am Donnerstagabend im Ausschuss für Soziales, Jugend und Familie. Die Stadt hat sich auf etwa 600 Flüchtlinge bis Ende des Jahres eingestellt. Von dieser Zahl ist sie derzeit jedoch weit entfernt. Die Anzahl der Flüchtlinge ist sogar leicht gesunken: "Wir hatten im Januar zehn, im Februar fünf und seitdem nur noch eine Zuweisung", sagte Erxleben, die Ansprechpartnerin für Asylbewerber und Flüchtlinge bei der Stadt ist.

Die meisten Flüchtlinge bekommen derzeit diejenigen Kommunen zugeteilt - vor allem Großstädte -, die ihr Soll noch nicht erfüllt haben. Wann das sein wird und wann Hückeswagen wieder mehr Flüchtlinge aufnehmen muss, kann niemand voraussagen. "Dazu hätten wir gerne eine funktionierende Glaskugel, die uns sagt, wann es wieder losgehen wird. Aber die fehlt. Wir sitzen täglich auf glühenden Kohlen", sagte die Verwaltungsangestellte.

Derzeit leben 230 Flüchtlinge in Hückeswagen, darunter 84 allein stehende Männer, drei allein stehende Frauen und 74 Kinder im Familienverbund. Trotz der entspannten Lage stehen Stadt und Asylbewerber vor einem neuen Problem: 180 Personen - somit knapp 80 Prozent - sind noch ohne Asylantrag. "Die Flüchtlinge haben noch gar nicht die Möglichkeit bekommen, den Antrag auszufüllen. Die Konsequenz ist, dass sich das Verfahren unendlich lange hinziehen wird", sagte Erxleben voraus. Einige warteten schon seit Sommer 2015 auf den Antrag. "Für uns und besonders für die Betroffenen ist das ein großes Ärgernis", sagte auch Bürgermeister Dieter Persian. "Man hat den Eindruck, dass neue Flüchtlinge möglichst schnell registriert werden und die, die länger hier leben, vergessen sind."

Zuständig für die Asylanträge der in Hückeswagen lebenden Flüchtlinge ist die Außenstelle des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) im siegerländischen Burbach. "Die Kommunikation gestaltet sich äußert schwierig. Das ist ein großes Problem, worüber sich alle bewusst sein sollten", informierte Sabine Erxleben die Mitglieder des Ausschusses. Persian versprach, auch weiterhin Druck ausüben zu wollen. Besonders im Hinblick darauf, dass die Flüchtlinge erst nach der Anerkennung auch den Zugang zu den Integrationskursen erhalten.

Bei denen, die bereits anerkannt wurden, sieht die Sache anders aus: Anfang des Jahres konnte die Stadt mehr als 30 der nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu betreuenden Flüchtlinge nach ihrer Anerkennung ans Jobcenter abgeben. Sie wurden zudem aufgefordert, die Flüchtlingsunterkünfte zu verlassen und sich eine eigene Wohnung zu suchen. "Das klappt natürlich nicht immer sofort", betonte Erxleben.

Auch sind viele Einzelpersonen aus der Statistik herausgefallen, da sie untergetaucht sind und sich vermutlich nicht mehr in der Schloss-Stadt aufhalten. "Wir merken das daran, wenn sie ihre Schecks nicht mehr abholen", sagte Sabine Erxleben auf Nachfrage eines Ausschussmitglieds.

Anders als beim BAMF, funktioniert das Flüchtlingsnetzwerk in Hückeswagen sehr gut. Mit viel ehrenamtlichem Engagement wurden Sprachkurse, Mutter-Kind-Gruppen, der Kleidertreff im Brunsbachtal und ein Kochkursus für Flüchtlinge eingerichtet und auch angenommen.

(heka)
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