Hückeswagen Warum das Kölsch eigentlich nicht aus Köln kommt

Hückeswagen · Kölsch oder Alt, Pils oder Export - am Bier scheiden sich die Geister. Doch am Freitagabend im Heimatmuseum waren Biertrinker aller Sorten vereint. Ging es doch um einen nicht ganz bierernsten Vortrag des Bergischen Geschichtsvereins (BGV) über die Entstehung des Kölsch' und das Reinheitsgebot.

 Brau-Experte Marc Chudaska entführte seine Zuhörer im Heimatmuseum auf eine Exkursion in die Geschichte des Biers.

Brau-Experte Marc Chudaska entführte seine Zuhörer im Heimatmuseum auf eine Exkursion in die Geschichte des Biers.

Foto: Salzburg (Archiv)

BGV-Vorsitzende Iris Kausemann war erfreut, dass sich mehr als 30 Interessierte eingefunden hatten, um dem Vortrag des Historikers Marc Chudaska zuzuhören. Der führte durch den etwa eineinhalbstündigen Vortrag, den er in zwei Teile gegliedert hatte.

Im ersten Teil ging es um das bayerische Reinheitsgebot, auf das die deutschen Biertrinker so stolz sind. Immerhin hat es die einfache Formel "Hopfen, Wasser, Gerste" in den 500 Jahren seit ihrer Festlegung durch Herzog Wilhelm IV. von Bayern im Jahr 1516 bis zur "geografisch geschützten Angabe" gebracht, vergleichbar mit dem Champagner oder der Flönz (Blutwurst) aus Köln. Dass das Reinheitsgebot nur eines von vielen Gesetzen in einem 150 Seiten starken Gesetzeswerk war und es sich dabei mehr um eine Marktordnung als um eine Lebensmittelverordnung handelte, "ist heute nur den Wenigsten bekannt", berichtete Chudaska.

In einem kleinen Exkurs brachte der Brau-Experte zahlreiche Beispiele dafür, was vor dem Reinheitsgebot alles ins Bier gemischt wurde: Thymian, Salbei oder Erika waren da noch eher harmlos, bei Tollkirsche, Stechapfel oder Hanf sah das dann schon anders aus: "Irgendwie mussten die Brauer ja für den Rausch sorgen - das damalige Bier war mit anderthalb bis zwei Prozent Alkoholgehalt eher schwach auf der Brust", betonte er. Der Vorwurf, dass sich durch das Reinheitsgebot mit seinen Regeln die Biervielfalt in Grenzen halte, entkräftete der Brau-Experte nachhaltig: "Heute gibt es 40 Malz- und 200 Hopfensorten, dazu 200 verschiedene Hefestämme. Daraus ergäben sich theoretisch 1,36 Millionen verschiedene Biere." Auch die tatsächlich vorhandenen 5500 Biersorten würden ausreichen, um 15 Jahre lang jeden Tag ein anderes Bier trinken zu können.

Im zweiten Teil ging's dann um des Kölners Lieblingstrunk, das Kölsch. Das eigentlich aus Dormagen stammt: "Die Actien-Brauerei Dormagen hat 1892 das erste Kölsch gebraut", teilte Chudaska einen herben Schlag gegen jeden ernsthaften Kölsch-Fan aus. Auch, dass man schon in den 1920er- bis 1940er-Jahren im Barmer Gasthaus Wilhelm Kölsch ein "Kölsch" trinken ging, war eine schöne Anekdote, die eingefleischten Kölner indes nicht schmecken dürfte.

Im weiteren Verlauf betrachtete Chudaska dann den Werdegang der Wicküler-Küpper-Brauerei aus Wuppertal anhand verschiedener Kölsch-Stangen, Logos und natürlich Anekdoten. So erfuhr man etwa, dass Küppers-Kölsch als Erstes in der Flasche verkauft wurde - was der Brauerei ein großes Umsatzplus verschaffte.

(wow)
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