Schiffstagebuch Jan Günther Vorbereitungen mit viel Ungewissheit

Hückeswagen · Der 22-jährige Jan Günther war 2014 nach dem Abitur am Berufskolleg Hückeswagen für ein halbes Jahr an Bord des Schiffes "Logos Hope" und hatte dort Hilfseinsätze unterstützt. Jetzt kehrte er zurück und bleibt zwei weitere Jahre. Darüber berichtet er im "Logbuch" der BM.

"Vorbereitungen in Ga-wo? Gabun ist ein Land in Zentralafrika und hat etwa 1,6 Millionen Einwohner. Ich muss eingestehen, dass ich zuerst einmal auf der Weltkarte nachsehen musste, wo's überhaupt hingeht. Libreville ist die Hauptstadt der ehemaligen französischen Kolonie und war Anlaufstelle der Logos Hope vom 4. bis 10. August. Seit fünf Jahrzehnten wurde Gabun von Präsident Ali Bongo und zuvor von seinem Vater regiert; und nur zwei Wochen nach unserem Schiffsbesuch sollten Neuwahlen stattfinden. Etwa acht Wochen vor der Ankunft des Schiffes sind Haruka Kamauchi, Filipe Leite und ich von Südafrika aus nach Libreville geflogen, um die Vorbereitungen zu starten. Eine der Herausforderungen lag darin, sich um Visa für unsere 400 Mann (und Frau) starke Besatzung zu kümmern. Normalerweise kostet ein Visum für Gabun 85 Euro pro Person; ein Betrag, der für uns als Wohltätigkeitsorganisation, die auf Spendengelder angewiesen ist, nicht aufzubringen ist. Bereits zu Anfang unserer Vorbereitungszeit hatten wir gehört, dass uns eine Sondergenehmigung für kostenlose Visa nur vom Innenminister erteilt werden könne. Während der gesamten acht Wochen war dieser aufgrund der anstehenden Präsidentenwahlen jedoch so sehr im Wahlkampf eingebunden, dass er keine Zeit hatte, sich mit uns zu treffen oder uns zu helfen. Insgesamt haben wir gemerkt, dass die politische Situation im Land recht angespannt war; viele Vertreter von Kirchen vor Ort haben uns mitgeteilt, dass wir uns aufgrund des ungünstigen Zeitpunktes (nur zwei Wochen vor den Wahlen) auch auf ein "Nein zum Schiffsbesuch" der Regierung einstellen müssen. Es war wirklich nicht einfach, mit der Ungewissheit zu leben, ob die Logos Hope überhaupt die nötigen Genehmigungen erhalten würde, um in Gabun anzulegen, und es hat für manche schlaflose Nacht gesorgt.

Etwa drei Wochen vor der geplanten Ankunft habe ich dann aber einen Termin beim Direktor der Einwanderungsbehörde bekommen. Es war echt schön zu sehen, wie angetan er war, als ich ihm erzählte, wie wir Bildung, Hilfe und Hoffnung durch unser Schiff und den Buchladen an Bord bringen wollen. Sehr überrascht war ich, als mich der Beamte bat, zum Ende des Meetings zu beten, um ihn um Hilfe für die Visa zu bitten. Anschließend sagte er dann nur: "Mal sehen, was ich für Euch machen kann." Weitere eineinhalb Wochen abwarten, bangen und beten hat es gedauert, bis ich von ihm hörte, dass wir eine spezielle Einreiseerlaubnis erhalten haben, die normalerweise nur registrierten Seeleuten vorbehalten ist. Das lange Hoffen und Bangen hatte sich also gelohnt, und am 4. August konnte die Logos Hope in Libreville einfahren. Während der fünf Öffnungstage unseres Buchladens konnten wir etwa 20.400 Besucher an Bord willkommen heißen und waren nach langer Ungewissheit froh, dass alles geklappt hat.

(RP)
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