Hückeswagen Viele Täter nutzen den Schraubendreher

Hückeswagen · Immer mehr Einbrecher werden durch aufmerksame Nachbarn oder gute Sicherheitseinrichtungen verscheucht. In Hückeswagen sank die Zahl der Wohnungseinbrüche im vorigen Jahr zwar deutlich, in 2017 ist sie aber wieder gestiegen.

Hückeswagen: Viele Täter nutzen den Schraubendreher
Foto: Hertgen Nico

Die Schloss-Stadt war im vorigen Jahr etwas sicherer: Hatte es 2015 noch 25 Wohnungseinbrüche gegeben, waren es im vergangenen Jahr nur noch zehn. Drei davon konnten aufgeklärt werden. "Etwa die Hälfte aller Einbruchsversuche scheitert", sagt Kriminalhauptkommissar Walter Steinbrech. Er ist bei der Kreispolizeibehörde für die Prävention zuständig. "Das liegt zu einem großen Teil an guten Sicherheitseinrichtungen, aber auch an aufmerksamen Nachbarn", sagt er. Der Kommissar gibt Tipps, damit Einbrecher keine Chance haben.

Bevor es in den Urlaub geht, lassen viele Wohnungs- und Hausbesitzer die Rollladen herunter. "Kunststoffjalousien schützen die Fenster nicht. Viele glauben das aber immer noch", sagt Steinbrech. Vielmehr signalisierten sie den Tätern, dass niemand zuhause ist. "Dann müssen sie nur noch klingeln, um wirklich sicher zu gehen", sagt Steinbrech. Andere Täter versuchten es über die Nachbarn. "Unter einem Vorwand erkundigen sie sich bei ihnen. Fragen zum Beispiel, wann sie wieder da sind, weil sie angeblich etwas bei ihnen abgeben wollen", sagt Steinbrech. Er empfiehlt, vor dem Urlaub mit den Nachbarn zu sprechen, damit diese nichts preisgeben. "Weiß ein Einbrecher, dass jemand auf Montage oder als Schichtarbeiter tätig ist, dann hat das Haus fast schon verloren", sagt Steinbrech.

Die Einbrecher seien meist hochprofessionelle, sehr mobile Banden, die aus zwei oder drei Tätern bestehen. "Das Gros der Täter kommt aus Südosteuropa", erklärt Steinbrech. Mit ihren Fahrzeugen, die häufig sehr unauffällig sind, fahren die Banden von ihren Stützpunkten aus auf die Autobahn. "Sie nehmen dann eine Abfahrt, die sie zufällig auswählen, und schauen nach Wohnsiedlungen, die maximal zehn Kilometer von der Autobahn entfernt liegen", sagt Steinbrech. Deswegen liegt Hückeswagen nicht unbedingt im Fokus der Banden, im Gegensatz zu den oberbergischen Kommunen an der A 4. In diesem Jahr scheint das jedoch anders zu sein, denn die Polizei registrierte im ersten Halbjahr bereits 19 Einbrüche in der Schloss-Stadt.

In der Wohnsiedlung geht es dann zu Fuß weiter. "Deshalb können sich auch Anwohner von Sackgassen heutzutage nicht mehr sicher fühlen", sagt Steinbrech. Entdecken die Einbrecher eine Doppelgarage, die offen ist und ohne Auto, dann werden sie neugierig. "Sie werden wahrscheinlich klingeln. Wenn keiner aufmacht, ist das Haus in großer Gefahr", sagt er. Lange observieren würden die Täter nicht.

Jeder zweite Einbrecher gelangt über die Balkon- oder Terrassentür ins Haus, 30 Prozent durch ein Fenster und nur zwölf Prozent durch die Haustür. "Die meisten Haustüren sind schwer zu knacken. Auch sind sie von der Straße aus gut ersichtlich, das ist schlecht für die Täter. Die Terrassentür ist hingegen meistens weniger gut zu sehen", sagt Steinbrech. 80 Prozent der Täter nutzt einen Schraubendreher, um die Tür aufzuhebeln. "Einige kommen aber auch über ein gekipptes Fenster ins Haus", sagt der Polizist. "Die Hausratversicherung zahlt dann nichts." Die Beute der Einbrecher: Geld, Schmuck und transportable Elektrogeräte - schließlich sind sie ja zu Fuß unterwegs. "Fernseher und Stereoanlagen werden heute nicht mehr geklaut. Die sind viel zu groß und bringen nicht mehr so viel Geld", sagt Steinbrech.

Viele Opfer verlieren aber nicht nur Geld und Wertgegenstände, sondern auch ihr Sicherheitsgefühl. "Teilweise kann es bis zu acht Wochen dauern, bis die Psyche sich von einem Einbruch wieder erholt hat. Das ist schließlich ein massiver Eingriff in die Privatsphäre", betont der Experte. Viele hätten Schlafprobleme nach einem Einbruch und müssten immer wieder darüber nachdenken, dass Fremde in ihren privaten Sachen rumgewühlt haben. "Dabei interessieren sich die Täter gar nicht für Persönliches", versichert Steinbrech. Die Täter seien nur auf der Suche nach Dingen, die sie zu Geld machen können. Alle möglichen Verstecke durchsuchen sie. Ein schlechtes Versteck sei der Kleiderschrank oder andere Orte im Schlaf- oder Badezimmer. "Einbrecher suchen auch im Eisschrank neben eingefrorenen Fleisch nach eingefrorenem Schmuck", sagt Steinbrech. Sein Tipp: "Ein gutes Versteck ist ein unbequemes Versteck."

Maximal 15 Minuten halten sich die Täter im Haus oder in der Wohnung auf. "Wenn sie zu lange brauchen, um etwas zu finden, geben sie auf." Am besten sei es, Geld und Schmuck auf der Bank aufzubewahren oder in einem Safe mit Zahlencode zuhause. "Gute mechanische Sicherungen können dafür sorgen, dass die Täter nicht ins Haus kommen", sagt Steinbrech. Es sei vorteilhaft, wenn Fenster mit Sicherungen ausgestattet wären und Türen über Zusatzschlösser verfügten.

(eler)
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