Hückeswagen Viel Unterstützung für das dritte Kinderdorf

Hückeswagen · Unter den bislang 147 angemeldeten Kindern sind zwölf mit einem Handicap und sieben Flüchtlinge.

 Wie in den Vorjahren nehmen auch beim dritten Kinderdorf wieder Kinder mit Handicap (im Foto Eldar im vorigen Jahr) teil.

Wie in den Vorjahren nehmen auch beim dritten Kinderdorf wieder Kinder mit Handicap (im Foto Eldar im vorigen Jahr) teil.

Foto: Moll (Archiv)

Der Leitspruch von Andrea Poranzke kommt der Stadtjugendpflegerin ein wenig trotzig über die Lippen: "Mit Geld kann jeder!" Damit schielt sie auf die Nachbarstadt Wermelskirchen, wo ein Sponsoren-Pool die Finanzierung der Kinderstadt sicherstellt. In Hückeswagen war das dieses Jahr anders: Nachdem das Land keinen Zuschuss mehr gewährt hat und die Stadt sich an der Finanzierung nicht beteiligen kann, hatte Andrea Poranzke viele Klinken zu putzen. Rund 32.000 Euro musste sie akquirieren, um das Kinderdorf vom 1. bis 12. August finanzieren zu können. Doch das hat sie geschafft, weswegen die Stadtjugendpflegerin stolz darauf ist, die Ferienaktion wieder auf die Beine gestellt zu haben.

Alleine 23.000 Euro betragen die Personalkosten. "Die Helfer bekommen bei uns eine Aufwandsentschädigung", sagte sie gestern in einem Pressegespräch. Die liegt zwischen 100 Euro für Helfer unter 18 Jahren bis 600 Euro für Werkstattleiter. Lediglich zwei der etwa 70 Helfer haben erklärt, nichts bekommen zu wollen. Viele von ihnen haben sich extra Urlaub genommen, um die Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren in den ersten beiden August-Wochenenden zu betreuen.

Bis vorigen Sonntag war das Kinderdorf ausgebucht - alle 150 Plätze waren belegt. Doch dann erreichten Andrea Poranzke noch drei krankheitsbedingte Absagen, so dass noch drei Kinder kurzfristig unter Tel. 851056 angemeldet werden können. Nach 68 im ersten und 100 Teilnehmern im vorigen Jahr ist das Kinderdorf nun aber an seine Kapazitätsgrenze angekommen.

Die Kinder können unter 21 Werkstätten auswählen. Neu sein wird die Technik-Werkstatt, in der Diplom-Ingenieur Jörn Riemann mit vornehmlich älteren Teilnehmern Solarlämpchen für den Garten herstellen wird. Mit Holz werden Blumenkästen, Gartenzwerge oder Boomerangs hergestellt, und in der Glaswerkstatt Uhren aus Glas. Die Seifen-Werkstatt eignet sich nach Aussage Poranzkes vor allem für Kinder mit Handicaps, weil dort mit Naturseife geknetet wird. Die Nähwerkstatt wird von zwei Schneiderinnen betreut, und in der Kreativ-werkstatt werden alte Minigolfbälle zu Deko-Käfer für den Garten.

Auch wird ein Schwimmkursus im Bürgerbad angeboten: "Wir haben bei der Anmeldung festgestellt, dass 22 Kinder nicht schwimmen können", berichtete die Stadtjugendpflegerin. Die Eltern müssen nun entscheiden, ob ihr Nachwuchs eine Stunde täglich unter der Anleitung von Bad-Mitarbeitern und Frühschwimmern üben darf.

Das Betreten des Kinderdorf-Geländes in und an der Mehrzweckhalle ist übrigens nicht so ohne Weiteres möglich: Besucher müssen sich beim "Einwohnermeldeamt" anmelden und erhalten dort einen Besucherausweis. "Bei rund 220 Leuten auf dem Gelände können wir einfach nicht überblicken, wer alles kommt", erläuterte Poranzke.

Sie freut sich vor allem, dass es in der Stadt so viele Unterstützer der Ferienaktion gibt. So haben sich etwa zehn Paten - Parteien und Privatleute - gefunden, die die Anmeldegebühr von 100 Euro für Kinder sozialschwacher Eltern übernommen haben. Viele Firmen, Institutionen und Hückeswagener spendeten zudem reichlich. Zwar kommt ein Großteil der Kosten durch die Teilnahmegebühr wieder herein, und auch der Überschuss vom Vorjahr wurde für die Finanzierung herangezogen, die Lücke war mit 10.000 Euro aber groß.

Die Werkstätten im Kinderdorf schließen am 12. August, 12 Uhr. Die Kinder gehen dann drei Stunden in den nahen Klettergarten, während die Helfer einen kleinen Markt errichten - von 15 bis 18 Uhr werden an diesem Freitag alle in den zwei Wochen hergestellten Produkte verkauft.

Der Erlös ist dann der finanzielle Grundstock für das Kinderdorf 2017. Das, versichert Andrea Poranzke, soll auf jeden Fall stattfinden. Dafür, vermutet sie, werde aber wohl eine noch größere Anstrengung vonnöten sein, um die Finanzierungslücke zu schließen.

(RP)
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