35. Atv-Triathlon Teil 1 - Die Premiere Verrückt - Tradition beginnt an einem Dienstag

Hückeswagen · Zum 35. Mal wird am Samstag, 19. August, der ATV-Triathlon ausgetragen - er gilt als ältester Wettbewerb dieser Art in Europa. Die BM blickt bis zum Wettkampf in einer neunteiligen Serie auf die Geschichte des ATV-Triathlons zurück. Zum Auftakt geht's um die Premiere am 17. August 1982.

Der erste ATV-Triathlon vor 35 Jahren
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Der erste ATV-Triathlon vor 35 Jahren

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Am Anfang wusste keiner so recht, auf was er sich da einlassen würde. Weder Organisatoren noch Starter. Wie denn auch? Diese neue Sportart war gerade einmal vier Jahre alt. Und sie mutete so verrückt an, dass es schon einiger nicht minder "Verrückter" bedurfte, überhaupt auf die Idee zu kommen, einen Ausdauer-Wettkampf aus Schwimmen, Radfahren und Laufen zu veranstalten.

Dass selbst die Organisatoren noch unsicher waren, ist an der Ausschreibung des "Hückeswagener Triathlons" zu erkennen, dem sicherheitshalber in Klammern noch der Hinweis "Vielseitigskeits-Ausdauerwettkampf" hinzugefügt wurde. Darin heißt es unter anderem: "Voraussetzung für die Teilnahme ist für jeden eine durch Training erworbene gute körperliche Verfassung. Dieser Wettbewerb ist kein Spaziergang, aus dem Stegreif läßt er sich nicht absolvieren."

54 Teilnehmer, darunter acht Frauen, ließen sich dennoch nicht entmutigen und wollten selbst das erfahren, was amerikanische Soldaten 1978 nach einer Art Wette aus der Taufe gehoben hatten: schwimmen, radeln und laufen hintereinander weg. Am 17. August 1982 - einem Dienstag (!) - um 17 Uhr, gehen die ersten ATV-Ironman und -Ironwoman an der DLRG-Station nahe der "Zornigen Ameise" an den Start.

Einige Monate zuvor, es ist das Jahr 1981. Irgendwo in einem Hückeswagener Wohnzimmer läuft ein Fernsehgerät. Zu sehen sind "verrückte Amis", die schwimmen, radeln und laufen. Nacheinander und in Extremen: 3,8 Kilometer kraulen durch den Pazifik vor Hawaii, 180 Kilometer auf dem Rad durch die Lavafelder der Insel und zum Abschluss noch ein Marathonlauf. Alles bei Gluthitze. Der Sportbegeisterte etliche tausend Kilometer entfernt im Bergischen ist sich sicher: "Was die Amis können, können wir auch." Damit war dem ersten ATV-Triathlon der Weg bereitet.

Jürgen Dickentmann ist einer der Initiatoren und Organisatoren der ersten Stunde. "Das war ein Wahnsinn", sagt der langjährige ATV-Vorsitzende, wenn er an die TV-Berichte von damals denkt. Gut 36 Jahre später erinnert er sich an die ersten Ideen, in Hückeswagen einen solchen Wettkampf auszurichten, wenn auch in abgesteckter Version: "Wir hatten die tolle Bever für den Schwimmwettkampf, und Strecken fürs Radfahren und Laufen waren auch vorhanden."

Doch alles war noch recht unbedarft. Fahrradständer? Gab es nicht. Die Räder - Gisela Knautz vom Tennisclub Blau-Rot hatte noch einen Einkaufskorb vorne montiert, andere Starter fuhren mit Satteltaschen - wurden einfach irgendwo angelehnt oder mit Hilfe des Ständers auf die Kreisstraße am Beverdamm gestellt. Dort, gegenüber dem Parkplatz, wurde aufs Rad gewechselt. Dann ging's über Oberlangenberg bis Schwenke, von Rädereichen über die B 483 bis zum Sportplatz.

Niemand war vor 35 Jahren auf das, was ihn erwartete, vorbereitete. Und das kostete Jens Bäumchen vom RSC Wipperfürth den fast schon sicheren Sieg: Der zusammen mit Armin Bilz vom TBH jüngste Teilnehmer im Feld - der älteste war Jost Kurz, Jahrgang 1928 - schwamm und radelte allen davon. Er war so schnell, dass der Streckenposten am Mühlenweg seine Arbeit noch nicht aufgenommen hatte - Bäumchen radelte daher weiter bis zum Hallenbad. Durch diese "Ehrenrunde" kam er lediglich als 25. ins Ziel.

Den Namen des Siegers des Premiere-Triathlons dürften nur eingefleischte Fans kennen: Hans-Rainer Spychala von Rot-Weiß Wuppertal bewältigte die 650-Meter-Schwimmdisziplin bis zum Überlauf am Beverdamm, die 22 Kilometer auf dem Rad und den 5500-Meter-Lauf in 1:18,05 Stunden als Schnellster. 17 Sekunden zurück kam mit Andreas Knecht vom TBH der beste Hückeswagener ins Ziel. Schnellste Frau war Ute Bagdaschwilli (TBH), die zeitgleich mit Wolfgang Huß (RSV 09) und Jürgen Weyer (Kegelclub Fidele Brüder) in 1:34,15 Stunden ins Ziel lief.

Die Zeiten wurden übrigens mit der Stoppuhr gemessen und im Ziel vom Zeitnehmer an jemanden durchgegeben, der sie direkt notierte. Doch schon bei der Neuauflage des Wettkampfs ein Jahr später gab's eine Innovation: "Seit 1983 werden die Zeiten nach jeder Disziplin gemessen", erzählt Dickentmann.

Der ATV-Triathlon ist seitdem deutlich professioneller geworden - das ist schon an den Radständern und Fahrrädern selbst zu sehen, die teilweise den Wert eines Mittelklassewagens haben. Aber ohne die 54 "Verrückten" und vielen ehrenamtlichen Helfern der ersten Stunde wäre der ATV-Triathlon wohl längst in der Versenkung verschwunden. So aber ist er - neben dem in Nizza - der älteste Wettkampf dieser Art in Europa. Irgendwie verrückt.

(büba)
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