Hückeswagen Unübersichtlicher Drogenmarkt in der Region

Hückeswagen · Die Drogen haben sich gewandelt - so lautete das Fazit, das Alfred Lindenbaum bei seinem Vortrag "Cannabis und synthetische Drogen: Überblick und neue Entwicklungen" zog. Lindenbaum ist seit 30 Jahren Mitarbeiter der Diakonie-Suchthilfe Remscheid und war am Mittwochabend zu Gast bei den Kollegen der Fachstelle Sucht an der Markstraße. Den Zuhörern verschaffte er einen Überblick, wie sich die Drogen-Situation im Bergischen Land entwickelt hat.

Zunächst zeigte Lindenbaum anhand der positiven Rauschwirkungen eindringlich auf, warum Menschen, gerade Jugendliche, zu Drogen greifen: "Die wollen sich nicht direkt kaputt machen", betonte der Suchtberater. Hinter dem Konsum stehe vielmehr der Wunsch nach positiven Gefühlen, die der Rausch zunächst bewirke. Diese positiven Effekte hielten indes nicht lange an - vor allem beim massiven und langen Konsum würden sich schnell gesundheitliche Schäden einstellen, körperlich wie psychisch.

Anschließend stellte er die Drogen vor, mit deren Auswirkungen die Mitarbeiter der Suchtstellen am häufigsten konfrontiert würden. An erster Stelle liegt Cannabis. "Aber die Droge hat sich in den vergangenen 30 bis 40 Jahren deutlich verändert", stellte Lindenbaum klar. Vor allem sei sie stärker geworden, der Markt zudem unübersichtlicher. "15 Prozent THC im Gras sind heute nichts Besonderes mehr, früher waren es um die drei Prozent."

Aber auch die Gruppe der Amphetamine sei stark verbreitet. "Kokain ist eine Droge, die wegen ihrer leistungssteigernden Wirkung gut zu unserer Leistungsgesellschaft passt", erläuterte der Experte. Zu den Amphetaminen gehört auch die Partydroge Crystal Meth, ein Metham-phetamin mit verheerender Wirkung. "Bislang wurden wir hier zum Glück davon verschont, Crystal fasst seit Jahren nicht Fuß in unserer Region - ganz im Gegensatz zu Sachsen oder Berlin", sagte Lindenbaum. Ansonsten sei es gerade in Remscheid allerdings überhaupt nicht schwer, an alle gewünschten Drogen zu kommen: "In 15 Minuten kann man mit zehn Euro in der Tasche alles bekommen, vielleicht abgesehen von Heroin."

Kurz ging Lindenbaum auch noch auf weniger verbreitete Drogen ein, etwa die "Tanzpille" Ecstacy oder die sogenannten Legal Highs, wie Badesalze oder Kräutermischungen. Diese spielten allerdings weniger große Rollen als Amphetamine und Cannabis. Der Drogenkonsum bei Jugendlichen sei zudem durch Mischkonsum geprägt, erzählte der Experte. Dies sei umso gefährlicher, weil die unterschiedlichen Substanzen oft Wechselwirkungen haben, die die Konsumenten mitunter ins Krankenhaus brächten: "Oder in den Tannenhof. Denn eine drogen-induzierte Psychose ist vor allem bei Amphetaminen, aber auch bei Cannabis, keine Seltenheit", sagte Lindenbaum ernst.

Der Vortrag fand als zweiter Beitrag der neuen Reihe "Hückeswagener Gespräche" statt, bei der die Diakonie Fachstelle Sucht Hückeswagen in loser Reihe Vorträge zu Themen anbietet, die alle Hückeswagener interessieren könnten, wie Mitarbeiter Thorsten Niebergall sagte: "Der nächste Vortrag wird sich im Juni mit dem Thema 'Betreuungsvollmachten' beschäftigen. Wir möchten mit diesem Informationsangebot als Beratungsstelle noch mehr ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken."

(RP)
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