Hückeswagen Trend: Modedrogen per Post in den Knast

Hückeswagen · 50 ehrenamtliche Betreuer von Gefängnisinsassen nahmen an einem Gruppentreffen der Gefährdetenhilfe Scheideweg teil. Schwerpunktthemen: Drogenmissbrauch und Begleitung von Süchtigen. Dann feierte der Verein sein 40-Jähriges.

 50 Teilnehmer kamen am Samstag nach Unterscheideweg, um sich über die neuesten Trends bei den Drogen aufklären zu lassen. Anschließend feierte die Gefährdetenhilfe ihr 40-jähriges Bestehen.

50 Teilnehmer kamen am Samstag nach Unterscheideweg, um sich über die neuesten Trends bei den Drogen aufklären zu lassen. Anschließend feierte die Gefährdetenhilfe ihr 40-jähriges Bestehen.

Foto: jürgen moll

Der aktuelle Drogentrend verändert sich von den klassischen Drogen, wie Heroin, hin zu legalen Modedrogen, den "Legal Highs". Sie werden verkauft als Kräutermischungen, Lufterfrischer, Partypillen oder Badesalze. Auch diese Mittel führen zur Abhängigkeit, mit denen die Betreuer in den Justizvollzugsanstalten häufig konfrontiert werden. "Fast 50 Prozent der Inhaftierten sind drogensüchtig. Da ist es gut, wenn man weiß, wovon sie sprechen", sagte Georg Fischer, Koordinator der Kontaktgruppen-Mitarbeiter.

270 Betreuer der Gefährdetenhilfe Scheidweg, aufgeteilt in 20 Gruppen, arbeiten derzeit aktiv in 14 Haftanstalten in NRW. Einmal im Jahr organisiert die Gefährdetenhilfe ein Treffen mit Erfahrungsaustausch und Schulung. 50 Teilnehmer verfolgten im Begegnungszentrum in Unterscheidweg einem Vortrag von Markus Finkel, Leiter der Christlichen Drogen-Arbeit in München. "Der Tod kommt mit der Post - aktuelle Drogentrends" und "Hilflose Helfer - Begleitung von Süchtigen" lauteten die Titel der Referate.

Das auch die legalen Drogen große Gefahren bergen, schildert Finkel in seinem Präventions- und Aufklärungsbuch folgendermaßen: "Wenn ein 16-Jähriger durch Komasaufen stirbt, weil seine Leber kollabiert, dann nutzt ihm die Wahrheit, dass er ganz legal Alkohol trinken durfte, herzlich wenig."

"Die Besuche in den Gefängnissen werden von den Insassen durchweg positiv angenommen", sagte Fischer. Besonders die Einzelgespräche seien eine gute Grundlage für Offenheit und Ehrlichkeit, hat er bei seinen Einsätzen erfahren. Zu den ehrenamtlichen Mitarbeitern zählen Menschen aller Altersklassen, von der jungen Frau bis zum Rentner.

Judith Striegl ist seit eineinhalb Jahren in der Kontaktgruppe in Willich tätig. "Ich habe von einer Freundin davon erfahren und war sofort Feuer und Flamme", sagt die 25-Jährige. Bei den 14-tägigen Besuchen hört sie ganz verschiedene Lebensgeschichten. "Man wird dabei auch mit schlimmen Sachen und kaputten Lebensläufen konfrontiert, die man nicht kennt, wenn man behütet aufgewachsen ist", berichtete sie von ihren Erfahrungen. Ihre Kraft für die Besuche nimmt sie aus ihrem christlichen Glauben. Diese Kraft und Hoffnung möchte Judith Striegl an die Häftlinge weitergeben.

"Wir möchten zeigen, dass der Knast nicht die Endstation ist, sondern dass es darüber hinaus Hoffnung gibt", betont die junge Frau, die hinter jeder Lebensgeschichte einen Menschen sieht, der genauso wertvoll ist wie jeder andere. Das Kontaktgruppentreffen und den Vortrag von Markus Finkel empfand die 25-Jährige als sehr ermutigend für die weitere Arbeit.

Im Anschluss an die Veranstaltung lud die Gefährdetenhilfe noch zu einem gemeinsamen Grillabend in den Pflanzenpark Scheideweg ein, um das 40-jährige Bestehen des Vereins zu feiern.

"Anstatt eines offiziellen Empfangs mit Laudatio möchten wir mit diesem Grillfest unseren Ehrenamtlern für ihre Arbeit danken", sagte Georg Fischer.

(heka)
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