Hückeswagen Tier gerettet, Mensch in Gefahr

Hückeswagen · Wenn der Höhsieper Tunnel wegen der Fledermäuse nicht für den neuen Radweg genutzt werden kann, muss dieser Radweg über eine noch zu bauende Rampe und die viel befahrene Kreisstraße geführt werden – alles ist offen.

 In diesem Bereich bei Höhsiepen würde der Radweg die viel und schnell befahrene Kreisstraße 1 kreuzen, wenn der „Fledermaus-Tunnel“, der unter der Straße herführt, nicht genutzt werden kann.

In diesem Bereich bei Höhsiepen würde der Radweg die viel und schnell befahrene Kreisstraße 1 kreuzen, wenn der „Fledermaus-Tunnel“, der unter der Straße herführt, nicht genutzt werden kann.

Foto: Hans Dörner

Wenn der Höhsieper Tunnel wegen der Fledermäuse nicht für den neuen Radweg genutzt werden kann, muss dieser Radweg über eine noch zu bauende Rampe und die viel befahrene Kreisstraße geführt werden — alles ist offen.

Es ist vorerst nur ein Rechenspiel: Wenn der neue Radweg über die Kreisstraße geführt werden muss, verursacht allein dieser Streckenabschnitt inklusive Rampe und Überquerungshilfe Baukosten in Höhe von mindestens 450 000 Euro. Bei Führung durch den Höhsieper Tunnel entstünden inklusive Tunnel-Sanierung nach bisherigen Plänen etwa 550 000 Euro an Kosten. Diese Summen nannte Bauamtsleiter Andreas Schröder gestern Abend im Bauausschuss. Allerdings konnte er nicht sagen, was die Tunnel-Sanierung kosten wird, wenn Spezial-Einrichtungen zum Schutz der Fledermäuse geschaffen werden müssen. Dass die unter Naturschutz stehenden Flugsäuger dort ein Winterquartier haben, ist inzwischen amtlich. Nicht fest steht, was daraus für den Radweg-Bau folgt.

Tunnel-Weg hat erste Priorität

Bürgermeister Uwe Ufer gab die Marschrichtung aus Hückeswagener Sicht vor: "Für uns muss der Radweg im Tunnel erste Priorität haben." Dazu regte sich unter den Politikern kein Widerspruch, denn klar ist offensichtlich allen: Ein Radweg, der eine viel und schnell befahrene Kreisstraße überquert, schützt zwar die Fledermäuse im Tunnel, gefährdet aber das Leben von Menschen auf der Straße.

Sicher nicht zustimmen werde die Stadt einem Radweg durch den Tunnel, der zum Schutz von Fledermäusen im Winterschlaf nur halbjährig genutzt werden kann, nämlich zwischen April und Oktober. Auch das stellte Andreas Schröder klar: "Dafür so viel Geld zu investieren, wäre wirtschaftlich unsinnig."

Allerdings ist die Forderung einer auf die Häfte des Jahres beschränkten Nutzung des Radweges auch (noch) nicht erhoben worden. Derzeit ist eine Gutachterin mit der Bestandsaufnahme der Fledermaus-Population im Tunnel befasst. Daraus werden später Auflagen für den Radwege-Bau abgeleitet. Ein Baubeginn im Frühjahr sei damit auszuschließen, sagte Schröder.

Zwei Beschlüsse wurde gestern Abend einstimmig gefasst. Erstens: Der Radweg durch den Tunnel hat höchste Priorität. Zweitens: Die Stadt erteilt dem Kreis schriftlich eine Rüge. Sie bezieht sich auf die Mail aus der Kreisverwaltung, in der die Kommunalpolitiker aufgefordert worden waren, Ortsbesichtigungen am und im Tunnel zu unterlassen (die BM berichtete in der vorigen Woche). "Unverschämt in Inhalt und Ton", kommentierte Herbert Pleuser (SPD) diese Mail eines Sachbearbeiters im Kreishaus. Und: "So hat ein Verwaltungsmitarbeiter nicht mit gewählten Volksvertretern umzugehen!"

(RP)
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