Hückeswagen Taschendiebe nutzen jede Gelegenheit

Hückeswagen · Die Aufklärungsquote der Polizei ist gering. Aber mit einfachen Mitteln kann den Dieben zumindest das Stehlen erschwert werden.

Ein Moment der Unaufmerksamkeit kann reichen, und schon ist das Portemonnaie oder das Handy weg. In Hückeswagen gab es im vergangenen Jahr acht Taschendiebstähle - keiner davon konnte aufgeklärt werden. Die Täter machten eine Beute im Gesamtwert von 3070 Euro. "Die Zahlen vermitteln den Eindruck, als seien die Bürger im Ort sicher. Aber viele werden in den großen Städten bestohlen, wenn sie dort zum Einkaufen hinfahren", sagt Polizeisprecherin Monika Treutler auf Anfrage unserer Redaktion. "Sie fühlen sich dort wie in ihrem Heimatort sicher und achten nicht genug auf ihre Wertsachen."

In NRW liegt der Schaden durch Taschendiebstahl bei mehr als 15 Millionen Euro. Von 2012 bis 2015 stieg die Zahl der Taten um 25 Prozent, 2016 waren es landesweit etwa 51.000. Ein Grund für die Polizei, nun eine landesweite Aufklärungskampagne mit dem Titel "Augen auf und Tasche zu. Langfinger sind immer unterwegs" zu starten. Im gesamten Kreis gab es im vorigen Jahr 149 Taschendiebstähle - ganze fünf konnten aufgeklärt werden. Mit 3,4 Prozent liegt die kreisweite Aufklärungsquote immerhin über der landesweiten von 0,6 Prozent.

"Gelegenheit macht Diebe, heißt es so schön. Und das ist tatsächlich so", hat Walter Steinbrech festgestellt. Der Kriminalhauptkommissar ist bei der Kreispolizeibehörde unter anderem für die Prävention zuständig. "Dieben sollte es nicht zu einfach gemacht werden. Man sollte signalisieren, dass man nicht das ideale Opfer ist", sagt Steinbrech. Das zeige man zum Beispiel, indem man seine Hand über seine Tasche lege. "Das macht dem Dieb klar, dass man auf seine Sachen aufpasst."

Die eigenen Wertsachen sollte man immer im Blick haben sowie darauf achten, die Tasche immer geschlossen zu halten und fest am Körper zu tragen. "Senioren heben häufig die komplette Rente auf einmal ab. Einige Taschendiebe beobachten gerade ältere Menschen, die aus der Bank kommen und schauen, was diese machen. Eine günstige Gelegenheit nutzen sie dann aus, um zu stehlen", sagt Steinbrech.

Ein dreifaches Diebstahlopfer bewahrt sein Geld mittlerweile in zwei Portemonnaies auf. Beim ersten Mal stahlen unbekannte Täter die Handtasche der 69-Jährigen, als sie diese in einer Umkleidekabine im Fußraum stehen hatte. Bei den beiden anderen Malen entwendeten die Täter ihre Geldbörse in einem Supermarkt. "Ich habe erst später gemerkt, dass mein Portemonnaie weg war. Dann habe ich sofort meine Geldkarte sperren lassen", erzählt die Rentnerin. Doch es war zu spät: Die Täter hatten in der Zwischenzeit 1000 Euro von ihrem Konto abgehoben. "Die PIN müssen sie abgeschaut haben, als ich zuvor in einem anderen Laden bezahlt habe", sagt das Opfer. "Diebe können die PIN ausspähen oder die Enge nutzen, um zuzugreifen. Daher sollte man darauf achten, dass einem Fremde nicht zu nahe kommen ", rät Steinbrech.

Meistens seien es mehrere Täter, die die Hilfsbereitschaft der Opfer ausnutzten. Ein Täter lenke das Opfer ab, der zweite stehle, der dritte schaffe die Beute weg. "Die Maschen der Diebe sind so vielfältig wie die Menschen selbst", weiß der Polizist. "Oft bemerken die Opfer erst später, dass sie bestohlen wurden. Dann ist der Tatort aber nicht mehr genau identifizierbar. Und sie können die Täter nicht beschreiben. Das erschwert die Ermittlungen."

"Größere Städte bieten am meisten Tatgelegenheiten", sagt Steinbrech. Die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln sei meistens gut, weswegen die Täter aus anderen Städten anreisen und ohne aufzufallen auch wieder abreisen können.

Neben den öffentlichen Verkehrsmitteln seien Diebe unter anderem auch in Einkaufszentren, Fußgängerzonen und bei Großveranstaltungen aktiv. "Opfer sind oft ältere Menschen oder alkoholisierte Personen", berichtet Steinbrech. Die Opfer verlieren nicht nur das Geld und Wertgegenstände, sondern nicht selten auch Persönliches wie Fotos, die auf dem gestohlenen Handy waren. Neue Ausweise und Papiere können zudem bis zu 250 Euro kosten.

(eler)
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