Hückeswagen Sponsoren fürs Kinderdorf 2017 gesucht

Hückeswagen · Mit dem Markttag am Jugendzentrum fand das Kinderdorf einen unterhaltsamen Abschluss. 150 Kinder präsentierten ihre Kunsthandwerke. Organisatorin Andrea Poranzke zieht ein positives Fazit und plant schon fürs nächste Jahr.

 Auch in der Schreinerei haben die Kinder fantasievolle Holzmotive geschnitzt. Sie fanden gestern beim großen Markttag großen Anklang bei den kleinen und großen Besuchern.

Auch in der Schreinerei haben die Kinder fantasievolle Holzmotive geschnitzt. Sie fanden gestern beim großen Markttag großen Anklang bei den kleinen und großen Besuchern.

Foto: jürgen moll

Langsam muss Jannis Kalischke seine Einkäufe in die Tragetasche quetschen. Allein an der Nähstube hat der Neunjährige beim Markttag des Jugendzentrums Hückeswagen drei Kissen, acht Mützen, eine Jeans-Handtasche und mehrere Geldbörsen gekauft. Das alles hat er in den vergangenen zwei Wochen selbst gefertigt. Das alles zahlt er nun mit seinem eigenen Geld. Genauer gesagt mit Juze-Talern - verdient durch die Produktion eben dieser Kunsthandwerke in den Werkstätten des Kinderdorfs Hückeswagen. Und der Junge aus Wipperfürth ist nicht allein. So wie er laufen zig Kinder am letzten Tag des Kinderdorfs von Werkstatt zu Werkstatt, stöbern rum, kaufen ein und präsentieren Eltern und Großeltern stolz, was sie bei dem Ferienprojekt gefertigt haben.

Insgesamt 150 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren haben bei der diesjährigen dritten Auflage des Hückeswagener Kinderdorfs mitgemacht. "Maximalauslastung. Mehr geht nicht", sagt die Leiterin des Jugendzentrums Andrea Poranzke erfreut. Sie hat das Projekt organisiert. "Das Kinderdorf ist von Jahr zu Jahr gewachsen. 2014 waren 68 Kinder dabei, vergangenes Jahr schon 100. Und in diesen Sommerferien waren wir ausgebucht." Alleine beim Anmeldetag im April hatten sich 100 Jungen und Mädchen auf einen Schlag für das Kinderdorf eingeschrieben. "Manche Eltern", so erzählt Poranzke, "haben bereits vor Weihnachten angefragt, wann das nächste Kinderdorf stattfindet."

Was die Organisatorin bei der großen Nachfrage ebenfalls freut: Keinem Kind musste abgesagt werden. Nachdem drei Teilnehmer aus Krankheitsgründen zurückgetreten waren, konnte Poranzke selbst die letzten spontanen Nachzügler mit aufnehmen. Nächstes Jahr könnte das allerdings schwieriger werden. "Wir wollen die maximale Teilnehmerzahl von 150 Kindern beibehalten. Größer können wir nicht werden, da sonst unter anderem die logistischen Abläufe und die gute Betreuung nicht mehr zu stemmen wären", sagt sie.

Schon dieses Jahr war die Organisation eine enorme Herausforderung. Insbesondere weil das Kinderdorf erstmals komplett selbst finanziert werden musste, nachdem es zwei Jahre lang vom Land NRW als Ferieninklusionsprojekt gefördert wurde. Die Kosten von etwa 34.000 Euro wurden ausschließlich über Teilnehmerbeträge und Spenden gedeckt.

"Im Jugendzentrum genieße ich inzwischen den Ruf der 'Jägerin und Sammlerin'", sagt Poranzke und lacht. "Ich war schon seit Januar ständig unterwegs, um Materialien, die andere wegschmeißen, wie Marmeladengläser, Pappschachteln oder Stoffe für unsere Aktionen zu sammeln." Eine aufwendige Arbeit, erklärt die Jugendzentrumsleiterin. Doch frei nach dem Motto "mit Geld kann jeder" fand sie in dieser Arbeit sogar einen gewissen Reiz.

Und sie betont: "Die Hilfsbereitschaft der Leute war großartig. Wir hatten 18 Paten, die Kinder aus finanzschwächeren Familien unterstützt haben." Gefördert wurden nicht nur die acht Flüchtlingskinder, die mitgemacht haben, auch Kindern aus Hückeswagen wurde durch die Unterstützung der Paten das Kinderdorf ermöglicht - unbürokratisch und anonym. "Es war immer und wird immer unser oberstes Ziel sein, dass jedes Kind, egal woher es kommt und in welchen Verhältnissen es lebt, beim Kinderdorf mitmachen kann", sagt Poranzke.

Dazu gehören auch Kinder, die körperlich oder geistig behindert sind. Zwölf Jungen und Mädchen mit Handycap machten beim Kinderdorf mit. Berührungsängste? Nicht vorhanden. "Gerade das unbeschwerte Miteinander war sehr schön", sagt die Organisatorin. "Die Kinder sollten lernen, ganz selbstverständlich in einer inklusiven Gesellschaft zu leben. Denn letztlich haben Kinder viel weniger Hemmungen als Erwachsene."

(beaw)
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