Hückeswagen Sozialverbände: Sorge um kürzere Zivi-Zeit

Hückeswagen · Die Ankündigung von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), die Wehrpflicht und damit auch den Zivildienst bereits zum 1. Oktober von neun auf sechs Monate verkürzen zu wollen, stößt bei hiesigen Sozialverbänden nicht auf Freude.

In der Diakoniestation, dem Altenzentrum Johannesstift und der Wipperfürther Caritas-Pflegestation am St. Josef Krankenhaus, die auch Dienstleistungen in der Schloss-Stadt anbietet, befürchtet man für ältere und kranke Menschen eine schlechtere Versorgung.

Umstellen auf "Freiwilliges Jahr"

Drei Wochen Lehrgang, eine sechswöchige Einarbeitungszeit und drei Wochen Urlaub: Neun Monate sind schon bei der aktuellen Zivi-Zeit schnell herum. Doch wenn sie nun um drei Monate verkürzt wird, macht "der Zivi-Dienst kaum noch Sinn", meint die Leiterin der Diakoniestation, Claudia Henze. "Die Zivildienstleistenden gehen in die Wohnungen der älteren und kranken Menschen, und die müssen sich erst mal an die fremden Gesichter gewöhnen." Und auch die jungen Menschen müssten auf ihre Aufgaben in der Pflegebetreuung angemessen vorbereitet werden. "Aber ich habe Hoffnung, dass die Verantwortlichen erkennen werden, dass die Verkürzung keinen Sinn macht."

Monika Gladbach von der Heimleitung des Johannesstifts bereitet sich seit Langem auf den "schlimmsten Fall" vor: "Wir haben schon vor vier Jahren damit angefangen, mehr Menschen für ein Freiwilliges Soziales Jahr einzustellen. Das ist zwar etwas teurer für uns, aber dafür haben wir die Betroffenen sehr lange im Haus, können sie vorbereiten, und sie begleiten uns das ganze Jahr. Neun Monate Zivi-Zeit sind schon jetzt einfach zu kurz, um im sozialen Bereich zu arbeiten. "

Acht Zivis arbeiten zurzeit im Johannesstift: vier in der Haustechnik, vier in der Pflegebetreuung, wo sie Einkäufe erledigen oder Spaziergänge machen. "Sie haben auch Umgang mit Demenzkranken, und auf diese Aufgaben müssen die Menschen vorbereitet werden. Dafür braucht man Zeit."

In Wipperfürth will der Zivildienst-Beauftragte am Krankenhaus, Michael Köpper, Konsequenzen ziehen: "Wenn die Verkürzung kommen sollte, werden wir die Zivis auf keinen Fall im Rettungsdienst einsetzen. Da dauert doch die Ausbildung schon drei Monate."

(RP)
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