Hückeswagen "Sinnfonia"-Konzert ist traurig aktuell

Hückeswagen · Unter dem Eindruck der Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer sang die Gruppe Songs zum Thema Flucht. "Sinnfonia" beendete am Freitag ihre Konzert-Trilogie "Exodus". Viel Applaus gab es für mehrstimmige A-capella-Stücke.

 Sinnfonia sangen in der ehemaligen Krankenhauskapelle Songs aus ihrer "Exodus"-Trilogie.

Sinnfonia sangen in der ehemaligen Krankenhauskapelle Songs aus ihrer "Exodus"-Trilogie.

Foto: Jürgen Moll

Mit dem dritten Konzertabend der Trilogie "Exodus: Sackgasse mit Perspektive?" beendete die Gruppe "Sinnfonia" am Freitagabend vor 70 Zuschauern in der ehemaligen Krankenhauskapelle ihre Konzertreihe. Die Gruppenmitglieder Ruth Balling, Olav Borgmeier, Reiner Krause und Jürgen Merz hatten erneut Lieder, Texte und Gedanken über den Auszug aus Ägypten und damit zur Rettung der Israeliten aus der Sklaverei des Pharaos zu einem bewegenden, fast zweistündigen Programm zusammengestellt.

In der mythischen Erzählung führte Mose das Volk durch das Rote Meer in ein neues Land. Am Ende des Konzerts zog Olav Borgmeier Parallelen zum Flüchtlingsstrom und den vielen Migranten, die erst vor wenigen Tagen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer nach Europa ertranken. "Als wir mit der Trilogie begonnen haben, war uns gar nicht bewusst, was in der Realität abläuft. Da wird das Mittelmeer zum Roten Meer und das Thema topaktueller, als uns lieb ist", sagte das "Sinnfonia"-Mitglied.

Aus der Zusammenstellung der Texte und Lieder zogen die Zuschauer auch Parallelen zum eigenen Leben: Mut zu Veränderungen, Zuversicht für neue Lebensumstände und Hoffnung bei ungewissen Zukunftsperspektiven. "Wenn einer aufbricht, ist alles möglich", hatte Reiner Krause im September 2013 im ersten Teil der Trilogie gesagt.

So durchlebten die Zuschauer beim Konzertabend noch einmal alle Zyklen vom Aufbruch bis zur Ankunft. "Wagt euch zu den Ufern" war eines der treffendsten Musikstücke, die den Sinn der Trilogie wiedergaben.

"Sinnfonia" präsentierten Songs verschiedener Musikstile. Entscheidend für die Wahl der Lieder war ihr Textinhalt. So wechselten sich Gospels mit Taizégesang, einem sozialkritischen Lied mit Impuls zum Aufbruch von Konstantin Wecker ("Was passierte in den Jahren") und dem traditionellen Spiritual "Gloryland", das durch die 60er-Jahre-Fassung der Gruppe "Lords" bekannt wurde, ab. Besonders viel Applaus erhielten die mehrstimmigen A-capella-Stücke, deren Arrangements durch die gute Balance der Stimmen untereinander die Zuschauer berührten.

Andere Lieder begleitete das Quartett mit E-Piano, Querflöte, Trompete und Blockflöte und erzeugte damit immer neue Stimmungen und Harmonien. Zuschauerin Beate Herweg ließ sich von dieser Stimmung einfangen: "Hier kann man vom Alltag zur Ruhe kommen. Es ist eine andere Form des Durchatmens", sagte die Hückeswagenerin.

Der Aufforderung zum Mitsingen kamen Regina Dick-Schneider und ihr Ehemann Heinz-Georg Schneider gerne nach. "Wir verfolgen die Auftritte der Gruppe seit vielen Jahren. Heute war es wieder erfreulich, stärkend und ermutigend", sagte Heinz-Georg Schneider. Als Gospelchor-Sänger wisse er, wie viel Arbeit dahinter stecke.

Nach der fast zweistündigen Aufführung waren die Akteure erschöpft aber zufrieden. "Anders als bei einem Chor, der wöchentlich probt, leisten wir kurz vor einem Konzert Intensivarbeit", sagte Jürgen Merz.

Die Anhänger der Gruppe können sich übrigens auf weitere musikalische Themenabende freuen. Die Gruppe kündigte jetzt bereits an, mit diesem Konzept weiterarbeiten zu wollen. Neue Termine stünden zurzeit allerdings noch nicht fest, sagte "Sinnfonia"-Mitglied Olav Borgmeier.

(heka)
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