Schützenfest Schlüsselübergabe bei Sturm und Regen

Hückeswagen · Alles andere als "Königswetter" fand Wilfried Schneider am Samstagabend vor. Zwar mussten die Schützen in Bussen zum Insig-nienempfang im Schloss vorfahren, der Schützenkönig und sein Gefolge genossen die traditionelle Stadt-Übergabe dennoch.

 Für drei Tage ist Schützenkönig Wilfried Schneider (l.) "Herr" über Hückeswagen. Die Stadtschlüssel dafür überreichte ihm am Samstag Bürgermeister Dietmar Persian beim Insignienempfang. Der skeptische Blick von Adjutant Hans-Peter Danielsen dürfte eher dem stürmischen Wetter gegolten haben.

Für drei Tage ist Schützenkönig Wilfried Schneider (l.) "Herr" über Hückeswagen. Die Stadtschlüssel dafür überreichte ihm am Samstag Bürgermeister Dietmar Persian beim Insignienempfang. Der skeptische Blick von Adjutant Hans-Peter Danielsen dürfte eher dem stürmischen Wetter gegolten haben.

Foto: Moll, Jürgen (jumo)

Hückeswagen Es mag trotz der Sturmböen und des peitschenden Regens am Samstagabend Altstadt-Bewohner gegeben haben, die auf flotte Marschmusik gewartet hatten. Doch umsonst. Der ansonsten so stimmungsvolle Zug der Schützen hinauf zum Schloss, um die äußeren Zeichen der Schützenwürde aus der Hand des Bürgermeisters zu empfangen, fiel förmlich ins Wasser. Schützenchef Stefan Lorse meinte lakonisch: "Bei uns im Bergischen gibt es schönes Wetter und Wetter. Heute haben wir Wetter."

Das amtierende Königspaar Wilfried Schneider und Hannelore Schneider-Todt haben ihren Wohnsitz in Mülheim/Ruhr. Den Hückeswagener Amtssitz hatte daher sein Adjutant Hans-Peter Danielsen und dessen Frau Claudia ersatzweise zur Verfügung gestellt. Nach Ständchen und Bewirtung standen Busse bereit, um Schützen-Kompanie, Blasmusiker und Tambourkorps trocken zum Schloss zu bringen. Im Ratssaal waren nach alter Tradition die Tische gedeckt. Wasser gab's, und Wein hob die Stimmung. König Wilfried Schneider wartet nervös auf die Schlüssel-Übergabe durch Bürgermeister Dietmar Persian. Denn zunächst standen Beförderungen zum Eintritt ins Offizierskorps an.

Es gehört zum Festritus, dass der Bürgermeister vor der Schützengilde Vorzüge und Bedenken zum örtlichen Miteinander auflistet. "Das tu ich heute zum ersten Mal", sagte Persian, mit Amtskette geschmückt. Im vorigen Jahr, kurz nach seiner Wahl, war Persian im lange vorher gebuchten Urlaub gewesen. Sein Stellvertreter Jürgen Quass hatte ihm daraufhin für die Zukunft der Insignien-Empfänge eine "Urlaubssperre" verhängt.

Die Besonderheit des Schützenfestes liege in Tradition, Engagement und Freude, mitgetragen von der Bürgerschaft, betonte der Bürgermeister. "Tradition darf aber bitte kein Selbstzweck werden, sonst wird sie zur Antiquität", appellierte er. Zudem lobte er alle Ehrenamtler: "Leider wird aber auch bei uns in dieser Beziehung die Luft immer dünner". So bedauerte Persian den Schwund von Jugendlichen in den Vereinen. Dann kam er zu dem Schluss: "Wer beim Schützenfest nicht mit Freude dabei ist, dem kann man auch nicht helfen."

Während es draußen weiter stürmte und schüttete, legte der Bürgermeister König Wilfried Schneider die schwere Kette mit 22 Königsplatten um, überreichte ihm für drei Tage den Stadtschlüssel "damit ich mich zurückziehen kann", und schmückte Prinzessin Gina Fuhr und Schülerprinz Jannick Beeh mit den Zeichen ihrer Würde.

Danach übernahm Schützenchef Stefan Lorse das Wort. In gewohnt launiger Weise erinnerte er an seine erste Begegnung mit den örtlichen Schützen: "Als meine Eltern 1966 in den Genuss des Königsständchens kamen, habe ich mich in die hinterste Ecke vor dem Lärm der Blasmusik verdrückt." Das habe sich gelegt, meinte er, dankte für den freundlichen Empfang im Ratssaal und listete kurz auf, unter welchen Bürgermeistern er als Schütze in 30 Jahren "untergeben" war.

Eine Regenpause machte schließlich den Abmarsch ins Schützenzelt möglich. Die Schützen folgten dabei der Wipperfelder Schützenkapelle und dem Schützen-Tambourkorps Köln-Stammheim durch die Altstadt bis zum Festplatz.

(rt)
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