Hückeswagen Realschüler helfen Flüchtlingskindern

Hückeswagen · An der Grundschule Wiehagen kümmern sich jeden Mittag Realschüler um Flüchtlingskinder, die neu in Deutschland sind. Die Jugendlichen helfen nicht nur bei den Hausaufgaben, sondern auch beim Erlernen der deutschen Sprache.

 Realschüler wie Anna Retzlaff (l.) und Hanna Zielke (r.) kümmern sich täglich nach der Schule um kleine Flüchtlinge wie Morteza und Chouroug.

Realschüler wie Anna Retzlaff (l.) und Hanna Zielke (r.) kümmern sich täglich nach der Schule um kleine Flüchtlinge wie Morteza und Chouroug.

Foto: hertgen

Es ist wuselig im Erdgeschoss der Grundschule Wiehagen. Die jungen Schüler toben durch das Foyer, vereinzelt packen Eltern ihre Kinder warm ein, um sie an diesem Freitag für den Heimweg bei Schnee und Kälte zu rüsten.

Doch im Raum der offenen Ganztagsbetreuung (OGS) geht es erstaunlich gesittet zu. Hier sitzen die Grundschüler gemeinsam an drei großen Tischen und malen, basteln oder spielen friedlich miteinander. Unter die Kleinen haben sich auch drei Jugendliche gemischt - und das nicht ohne Grund. Denn bereits seit mehreren Monaten kümmern sich jeden Mittag einige Schüler der städtischen Realschule um die Flüchtlingskinder, die die Grundschule besuchen und dort Deutsch lernen sollen.

Insgesamt 32 Realschüler der neunten und zehnten Klassen hatten sich freiwillig gemeldet, als sie gefragt wurden, wer sich vorstellen könnte, ein Flüchtlingskind zu betreuen und gemeinsam mit ihm Deutsch zu lernen. Im täglichen Wechsel kümmern sie sich nun um die Belange einer 14-köpfigen Gruppe von Flüchtlingskindern.

Eine dieser Freiwilligen ist die 16-jährige Anna Retzlaff. "Ich wollte einfach etwas Gutes tun und den Kleinen helfen, sich hier in Deutschland schnell zurechtfinden zu können", erläutert die Neuntklässlerin. Nun kümmert sie sich immer freitags um den achtjährigen Morteza. Der junge Afghane gehört seit Oktober zu den Kindern, die von den Jugendlichen beschult werden. "Am Anfang war es schwierig, weil er kein Wort Deutsch verstand. Aber es wird von Tag zu Tag besser, die Kinder lernen schnell", erzählt die 16-Jährige. Für Morteza ist Anna so etwas wie eine Patin. Sie hilft ihm bei den Hausaufgaben, spielt mit ihm und ist für ihn erste Ansprechpartnerin bei Problemen.

Auch die achtjährige Chouroug aus Palästina hat eine Patin - für sie ist die 14-jährige Hanna Zielke zuständig. "Sie hat mittlerweile viel Vertrauen zu mir, freut sich, wenn sie mich sieht und umarmt mich auch ab und zu", sagt die Realschülerin.

Genau dieses Ergebnis ist es, was für Grundschulleiterin Ingelore Jacobs den Erfolg des Projekts ausmacht: "Die Flüchtlingskinder blühen hier förmlich auf, machen positive Erfahrungen mit Deutschland und werden von Tag zu Tag zugänglicher." Schließlich ginge es ja nicht nur darum, den Kindern die deutsche Sprache, sondern auch die hiesigen Wertvorstellungen näherzubringen. "Weibliche Erzieher haben in der muslimischen Kultur zwar einen hohen Stellenwert, aber manchmal merkt man schon, dass auch die Kleinsten unser Rollenverständnis erst einmal kennenlernen müssen." Daher tue es den Flüchtlingskindern auch gut, von vielen Schülerinnen betreut zu werden.

Doch nicht nur die moralischen, auch die sprachlichen Fortschritte der kleinen Flüchtlinge seien erstaunlich, berichtet OGS-Leiterin Ute Herrmann: "Viele der Kinder haben noch nie eine Schule besuchen können und kamen auch traumatisiert zu uns." Daher sei es schon schön zu sehen, wie sie sich hier integrierten und einfügten.

(RP)
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