Hückeswagen Nur der Dackel war gegen ihre Liebe

Hückeswagen · Heute feiern Irmhild und Werner Thiele ihre Goldene Hochzeit. Das Paar hat sich in Pleuse mit viel Arbeit und Liebe ein eigenes Heim geschaffen. In dem idyllischen Ortsteil sind auch Tochter, Schwiegersohn und Enkel zu Hause.

 Irmhild und Werner Thiel im heimischen Garten in Pleuse. Dort lebt das Paar bereits seit fast 50 Jahren - anfangs allerdings noch im Rohbau. Längst haben sich Haus und Garten zum schmucken Kleinod gemausert.

Irmhild und Werner Thiel im heimischen Garten in Pleuse. Dort lebt das Paar bereits seit fast 50 Jahren - anfangs allerdings noch im Rohbau. Längst haben sich Haus und Garten zum schmucken Kleinod gemausert.

Foto: J. Moll

In Pleuse, im Norden der Stadt, hat sich das Ehepaar Thiele ein schönes Zuhause geschaffen: Ein großer Garten, ein unverbaubarer Blick ins Grüne, viel Platz im liebevoll dekorierten Haus mit Kamin, ausgebautem Dachgeschoss und Einliegerwohnung nennt es sein Eigen. Hier ist ausreichend Platz für die vielen Gäste, die mit Irmhild und Werner Thiele die Goldhochzeit feiern werden. Schon gestern kam die Nachbarschaft zum Schmücken und Poltern. Heute und am Samstag wird mit Verwandten und Freunden gefeiert.

Am 4. August 1967 heiratete das Paar in Hückeswagen und zog in den Rohbau in Pleuse ein, den Werner Thiele eigenhändig errichtet hatte. Dass noch fast nichts richtig fertig war, störte die Verliebten damals nicht im Geringsten. "Wir waren total glücklich - und sind es heute noch", betont Werner Thiele.

Geboren ist der 75-Jährige in Schlesien, aufgewachsen in Bevern, Landkreis Holzminden in Niedersachsen, mit drei Schwestern und einem Bruder. Mit 14 Jahren begann er eine Maurerlehre. Mit dem Moped fuhr er nach Beendigung der Ausbildung nach Hückeswagen, wo sein Bruder sich mit einem Baugeschäft selbstständig gemacht hatte. "Wir haben viel in Hückeswagen gebaut", erinnert sich der Jubilar. Unter anderem habe er mitgeholfen, das ehemalige Krankenhaus Johannesstift bei laufendem Betrieb in ein Altenheim umzubauen.

Auch auf der Pleuse hatte er beim Hausbau geholfen und als Lohn das benachbarte Baugrundstück erhalten. "Mit 21 Jahren hatte ich ein eigenes Grundstück, das zur Hälfte bezahlt war", fügt Werner Thiele hinzu. Als er 5000 DM gespart hatte, begann er mit dem Bau des eigenen Hauses. Das Baumaterial ließ er sich stunden, da der Bank das Grundstück allein als Sicherheit nicht genügte. "Wir haben mit fünf Mann den Rohbau in drei Wochen hochgezogen", erinnert sich Thiele. Ein Jahr später war das Haus zum Einzug bereit. Seinem Beruf im Baugewerbe blieb er treu, die letzten 16 Jahre bis zur Rente arbeitete er als Bauleiter beim Remscheider Hochbauamt.

Seine Frau Irmhild hatte Werner Thiele in jungen Jahren in Scheideweg kennengelernt. Irmhild Pfeiffers Großeltern waren Hauswarte im Vereinshaus Scheideweg. Werner Thiele spielte Trompete im Posaunenchor, Irmhild Pfeiffer Gitarre im Lautenchor. Bei gemeinsamen Freizeiten des EC-Jugendbunds wurde oft gemeinsam gewandert. "Er hat mich durch viele Bäche getragen", erinnert sich Irmhild Thiele lachend. Lediglich der Dackel der Familie Pfeiffer war zunächst nicht mit den Besuchen des Verehrers einverstanden. Werner Thiele: "Nachdem ich ihn aber mit einer ganzen Tafel Sprengel-Schokolade gefüttert hatte, ging es", erzählt er amüsiert.

58 Jahre kennen sich die Eheleute bereits: "Wir haben uns sehr jung kennengelernt und waren fest überzeugt, dass wir zusammengehören, egal was kommt", sagt Irmhild Thiele. Das Hochzeitskleid aus Brüssler Spitze mit Schleppe hatte die gelernte Schneiderin nach eigenem Entwurf genäht.

Schöne und schwere Zeiten hat das Paar seitdem gemeinsam durchgestanden. Ein Schicksalsschlag war die Diagnose der Krankheit Multiple Sklerose (MS), die bei Irmhild Thiele bereits mit 28 Jahren im ersten gemeinsamen Urlaub ausbrach. In all den Jahren hat sie jedoch gelernt, mit der Krankheit umzugehen und auch anderen MS-Patienten Mut gemacht. Geholfen habe ihr dabei unter anderem das Töpfern. "Ich habe viele Jahre Kurse gegeben und ehrenamtlich im Pflanzenpark Scheideweg dekoriert", sagt die 72-Jährige. Auch im Haus finden sich eigene Kunstwerke aus gebranntem Ton, wie Lampen und Ofenkacheln.

1970 kam Tochter Martina zur Welt, die später ebenfalls in Pleuse mit Ehemann Vahid Mobini ein Haus baute - natürlich mit Vaters Hilfe. Die Enkel Lara und Noah sind inzwischen 14 und zehn Jahre alt.

Tradition ist der gemeinsame Skiurlaub in Österreich zu Ostern. Werner Thiele hat sich geschworen, erst dann mit dem Skifahren aufzuhören, wenn sein Enkel schneller ist als er. "Das war dieses Jahr der Fall", schmunzelt er.

Für die Zukunft wünscht sich das Goldhochzeitspaar noch viele gemeinsame Jahre. Sein Rezept für eine glückliche Ehe lautet: "Zusammenhalten in guten und in schlechten Zeiten." Werner Thiele ist überzeugt: "Die guten Zeiten sind jetzt, die schlechten kommen noch."

(RP)
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