Hückeswagen Noch fehlt die Technik für Alarm-Apps

Hückeswagen · Bei dem Amoklauf in München am vorigen Freitag wurde die Bevölkerung über die App "Katwarn" alarmiert. Der Oberbergische Kreis kann bisher darüber zwar noch nicht informieren. Die Rettungskräfte sind aber auf Katastrophen vorbereitet.

Was tun, wenn es - wie zuletzt in der Eifel - durch starke Niederschläge ganz plötzlich zu Überschwemmungen kommt? Oder wenn - in Oberberg ebenso lange undenkbar wie zuvor in Würzburg, München oder Ansbach - ein Terrorakt oder eine vergleichbare Gewalttat passiert? Wir haben einige Fragen und Antworten zusammengestellt.

Nach den Schüssen in München und bei den Überschwemmungen in der Eifel spielte die Handy-App "Katwarn" eine wichtige Rolle. Warum ist der Oberbergische Kreis da noch nicht angeschlossen?

Der Kreis sei einfach noch nicht dran gewesen, erklärt ein Kreissprecher. Auch in Oberberg sei man - "unabhängig von den Ereignissen am Wochenende" - dabei, an der Kreisleitstelle in Marienheide-Kott-hausen die technischen Voraussetzungen für die Belieferung von Warnsystemen auf App-Basis zu schaffen. Dafür müsse noch eine entsprechende Schnittstelle für das sogenannte "Modulare Warnsystem" (MoWaS) eingerichtet werden. Erst dann könne die Leitstelle Alarmmeldungen aus dem Kreisgebiet direkt in Apps wie "Katwarn" einspeisen. Mit der Einrichtung der Technik rechnet der Oberbergische Kreis zu Beginn des letzten Quartals 2016.

Gibt es über Apps auf das Handy trotzdem schon Warnmeldungen für Oberberg?

Schon jetzt gibt es "Nina", die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundes. Sie wird zum Beispiel mit Unwettermeldungen vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gefüttert. Über die Eingabe der Postleitzahl lässt sich dort der Standort bestimmen, für den Warnungen empfangen werden sollen. Über diese App wurde zum Beispiel in der vergangenen Woche auch eine für Oberberg geltende Unwetterwarnung des DWD vor den Gewittern verbreitet.

Nutzt auch die Polizei in Oberberg, wie die in München, soziale Medien und andere Kanäle?

Im Kreis setzt die Polizei nach Auskunft von deren Sprecherin Monika Treutler weiter auf herkömmliche Wege, zum Beispiel über Pressemeldungen, um die Bevölkerung zu warnen. Auch diese Meldungen sind im Internet und über eine App vom Mobiltelefon aus abrufbar. Für Facebook und Twitter sei die Behörde zwar auch freigeschaltet. Wegen des zusätzlichen Aufwands für die Betreuung eines solchen Accounts, berichtet Monika Treutler, verzichte die Polizei in Oberberg aber bisher darauf, diese Kanäle zu nutzen.

Was hält die Feuerwehr von Handy-Warnungen?

"Für die Warnung der Bevölkerung macht das Sinn", versichert Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling. Was Alarm-Apps angeht, ist er aber auch ein bisschen skeptisch: "Es darf nicht zu viele Alarmierungen geben. Sonst nimmt die irgendwann niemand mehr ernst. Und genau dann passiert wirklich etwas." Die Einsatzkräfte selbst setzen auf andere Technik, auch bei der Kommunikation untereinander: Die Kreisleitstelle ist in den vergangenen Monaten mit Digitalfunk ausgestattet worden.

Wie bereitet sich der Kreis sonst auf Katastrophenfälle und neue Szenarien vor?

Die Verantwortlichen beschäftigen sich - gerade auch nach dem letztlich folgenlosen Strahlenalarm in Gummersbach-Niederseßmar im vergangenen Jahr - immer wieder mit dem Thema. Der Kreis plant nach eigenen Angaben zusammen mit den Kommunen erhebliche Investitionen. Dazu gehört aber nicht nur moderne Technik, etwa für die Alarmierung übers Handy. Denn auch damit erreichen die Behörden unter Umständen eben doch nicht jeden Bürger, vor allem wenn das Handynetz gestört ist. Nachgedacht wird deshalb auch über die Reaktivierung jener Sirenen, die nach dem Ende des Kalten Krieges ihre Bedeutung verloren zu haben schienen.

Wie bereitet sich Oberbergs Polizei auf den Ernstfall vor?

Seit den Terroranschlägen in Paris im vergangenen November sind - wie überall in NRW - auch die Polizisten, die in Oberberg im Streifenwagen sitzen, nicht nur mit Schutzwesten, sondern auch mit Maschinenpistolen ausgerüstet. "Wir machen uns nichts vor: So etwas kann überall passieren, auch hier", betont Monika Treutler. "Niemand hofft, dass der Ernstfall eintritt, aber wenn, sind wir vorbereitet." Alle Beamten seien geschult zum Thema Amok und auch sensibilisiert, was zu tun ist, wenn die entsprechenden Einsatzstichworte fallen.

(RP)
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