Hückeswagen Nikolaus-Stopp auf Gleisen

Hückeswagen · Ein bisschen Leben gaben am Wochenende André Holznagel und Andreas Gartmann der ehemaligen Bahntrasse zurück. Die beiden sorgten mit ihrem Draisinen-Verkehr für viel Interesse bei den „Hüttenzauber“-Besuchern.

Colin traut seinen Augen kaum: Das Auto muss zwischen Hückeswagen und Wiehagen stehen bleiben, steht doch ein Nikolaus auf den Gleisen, um dem Jungen einen kleinen Sack mit Geschenken zu überreichen. Der Achtjährige staunt und freut sich. Bei der Rückfahrt winkt der Nikolaus Colin freundlich zu und ruft ein „Fröhliche Weihnachten“ hinterher. Was sich wie ein phantasievoller Traum eines kleinen Jungen anhört, ist am Wochenende wirklich so passiert – irgendwo auf der ehemaligen Eisenbahnstrecke, als Holznagel und Gartmann die Schienen für ihren Draisinen-Verkehr nutzten.

André Holznagel ist mit seinem umgebauten VW-Golf auf seiner Premierenfahrt unterwegs. Die „Reise“ geht fast bis zum Tunnel in Wiehagen nahe der Karquelle. „Wow, ist das cool“, ruft Colin immer wieder begeistert aus, während seine Mutter Bettina Soares neben ihm sitzt und sich über die Begeisterung ihres Sohnes freut.

Zu Beginn der Fahrt geht’s leicht bergan, und der Wagen beschleunigt auf knapp 40 Stundenkilometer. Die Eisenräder, die Reifen und Felgen ersetzen, rappeln so laut, dass die Passagiere im Innenraum des Volkswagens kaum ihre eigenen Worte verstehen. „Jetzt dürfen wir nicht anhalten, sonst kommen wir nicht mehr vom Fleck“, ruft André Holznagel, im Hauptberuf Landschaftsgärtner, mit lauter Stimme.

Colin hüpft derweil vor Begeisterung auf dem Rücksitz auf und ab. Aber auch für die Erwachsenen gibt es auf der Fahrt etwas zu sehen: Nach einer Kurve öffnet sich in einer Lichtung der Blick auf die Wupper-Vorsperre – ein Anblick aus einer Perspektive, wie sie nur die wenigsten kennen. Und dann steht kurz vor dem Ziel der Nikolaus. . .

Für die zwei Kilometer lange Strecke braucht das ungewöhnliche Gefährt nur ein paar Minuten. Wieder am „Bahnhof Aldi-Parkplatz“ angekommen, steigt André Holznagel zufrieden aus der roten VW-Draisine. Nach der Mittagspause gehen die nächsten Passagiere auf Tour, die für sechs Euro eine Fahrkarte gelöst haben. „Wir haben eine durchweg positive Resonanz auf unser Angebot“, freut sich der 27-jährige Solinger.

Wer die Fahrten während des Weihnachtsmarkts am Wochenende verpasst hat, muss sich nicht ärgern. Sollen die Draisinenfahrten auf der ehemaligen Bahntrasse doch bald ein regelmäßiges Angebot sein. „Wir wollen an den Feiertagen und, wenn Zeit ist, auch an den Wochenenden auf dieser Strecke fahren“, kündigt Holznagel an. Schließlich soll sich die Plackerei an der ehemaligen Bahnstrecke – die beiden Initiatoren und vier Freunde hatten an zwei Wochenenden die Gleise mühevoll wieder frei geschnitten – auch gelohnt haben.

Die Passagiere vom Wochenende jedenfalls waren so begeistert, dass Hückeswagen eine weitere Attraktion bevor stehen könnte.

(RP)
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