Hückeswagen Milch bereitet den Landwirten Sorgen

Hückeswagen · Zwischen sechs und acht Prozent der Milchviehbetriebe im Oberbergischen Kreis haben im vergangenen Jahr aufgehört. "Normalerweise sind es zwei bis drei Prozent", sagt Hans Stöcker, der Vorsitzende der Landesvereinigung Milchwirtschaft NRW, die die Zahlen veröffentlicht hat.

 „Der höhere Milchpreis ist ein guter Anfang“ sagt Ortslandwirt Dietmar Strack.

„Der höhere Milchpreis ist ein guter Anfang“ sagt Ortslandwirt Dietmar Strack.

Foto: Hertgen Nico

273 Milchviehbetriebe gibt es im Oberbergischen Kreis. Noch. Denn die neue Düngeverordnung ist beschlossen, nur die neuen Richtlinien fehlen noch. Und die könnten vielen Betrieben Schwierigkeiten bereiten. "Es kann sein, dass die Gülleanlagen dann erneuert werden müssen", sagt Stöcker. "Das kostet natürlich etwas. Für kleinere Betriebe, die stagnieren, könnte das ein Problem werden. Sie haben durch den niedrigen Milchpreis in der Vergangenheit nicht genug Geld, um das bezahlen zu können." Der gestiegene Milchpreis - momentan liegt er bei knapp 33 Cent je Liter - kann laut Stöcker die Verluste der vergangenen Jahre nicht sofort ausgleichen. Das bestätigt auch der Hückeswagener Ortslandwirt Dietmar Strack: "Der höhere Milchpreis ist zwar ein guter Anfang. Erst einmal müssen aber die Löcher der vergangenen Jahre damit gestopft werden." Er freut sich zudem, dass der Butterpreis gestiegen ist. "Problematisch wird es nur, wenn die Konsumenten auf die günstigere Margarine umsteigen", sagt Strack. Die Forderungen des Handels würden laut Strack auch dazu beitragen, dass viele Landwirte aufgeben. "Die Handelsunternehmen wollen Milch, die frei von Gentechnik ist. Das übliche Kraftfutter ist normalerweise gentechnikfrei, aber man kann nicht sicher sein", betont der Ortslandwirt aus Großenscheidt. Die Alternative Rapsschrot sei viel teurer, weil sie schnell aufgebraucht sei. "Darin ist auch mehr Phosphat enthalten. Das sorgt dann wiederum für Probleme mit der Düngeverordnung", betont Strack. Die Nitratwerte im Dünger sind seinen Angaben zufolge in der Region unter dem erlaubten Wert. "Zehn Milligramm Nitrat enthält der Dünger, 50 Milligramm sind erlaubt", sagt Strack. "Das wird aber nicht erwähnt." Es werde nur geschaut, wo die Werte hoch sind - "und das wird dann bemängelt".

Die neue Düngeverordnung könnte noch weitere Vorschriften mit sich bringen: "Möglicherweise müssen die Betriebe alle fünf Jahre eine Dichtigkeitsprüfung der Gülleanlagen vornehmen lassen. Das kostet auch Geld und ist nicht praktikabel für kleine Betriebe", sagt Stöcker. Dann sei da noch die Frage, ob die Ställe allen möglichen neuen Vorschriften gerecht werden würden. "Müssen sie neugebaut werden, ist das ein Todesstoß für jeden Kleinbetrieb", glaubt der Vorsitzende der Landesvereinigung.

Stöcker wartet nun gespannt auf die neuen Richtlinien. Er fordert: "Die Umweltauflagen müssen so ausgelegt werden, dass sie praktikabel sind. Die Agrarverordnungen sind oftmals total überzogen."

Die Zukunft der Milchviehbetriebe ist also unsicher. Aber auch die Vergangenheit, in der ein niedriger Milchpreis die Regel war, sorgte dafür, dass viele Bauern aufgaben. "Stehen die Landwirte kurz vor der Rente und haben keinen Nachfolger, hören sie häufig wegen der schlechten Situation schon früher auf", sagt Stöcker. In seinem Milchviehbetrieb ist die Nachfolge bereits geklärt: Sohn Andreas wird den Hof einmal übernehmen. Dadurch, dass viele Bauern ihre kleineren Höfe aufgeben, kommt es laut Stöcker zum Strukturwandel in der Milchwirtschaft: "Es gibt immer weniger kleine Betriebe und umso mehr größere mit vielen Kühen." Durchschnittlich habe ein Milchviehbetrieb 70 Kühe. Stöcker hat 180, zählt also zu den größeren. Seine Prognose: "Die Betriebe, die einen Nachfolger haben, werden sich weiter entwickeln und es besser verkraften, wenn sie investieren müssen." Strack beschreibt es so: "Das Motto lautet: wachsen oder weichen."

(eler)
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