Hückeswagen Mario Moritz verlässt das Jugendzentrum

Hückeswagen · Nach zehn Jahren verlässt Mitarbeiter Mario Moritz zum 1. August das Jugendzentrum. Nach seinem beendeten Studium wird der Hückeswagener aber weiter bei der Stadt beschäftigt sein.

 Beim Spendensammeln für das Kinderdorf, das das Team des Jugendzentrums federführend organisiert, war Mario Moritz noch dabei. Wenn die zweiwöchige Ferienaktion am 1. August startet, wird der 27-Jährige jedoch seine Arbeit in neuer Funktion für die Stadt beginnen.

Beim Spendensammeln für das Kinderdorf, das das Team des Jugendzentrums federführend organisiert, war Mario Moritz noch dabei. Wenn die zweiwöchige Ferienaktion am 1. August startet, wird der 27-Jährige jedoch seine Arbeit in neuer Funktion für die Stadt beginnen.

Foto: Poranzke (Archiv)

Es ist durchaus eine kleine Ära, die für den 27-jährigen Mario Moritz zu Ende geht: Vor zehn Jahren war der Hückeswagener zunächst als Praktikant nach seinem Realschulabschluss zum Jugendzentrum gekommen, zum 31. Juli endet nun sein Arbeitsverhältnis. Moritz bleibt der Stadt allerdings in anderer Funktion erhalten. Wo genau, will Bürgermeister Dietmar Persian jedoch noch nicht verraten. "Es gibt aber auch eine Nachfolge für Mario Moritz, seine Stelle im Jugendzentrum wird übergangslos besetzt", sagt das Stadtoberhaupt auf BM-Anfrage. Persian findet lobende Worte für den scheidenden Mitarbeiter: "Er ist bei uns praktisch groß geworden, wir haben mit Herrn Moritz nur positive Erfahrungen gemacht."

Moritz' Praktikum war seinerzeit aus der Not heraus geboren: "Ich habe nach der Realschule eine Ausbildung zum informationstechnischen Assistenten angefangen - aber bald gemerkt, dass ich lieber mit Menschen zu tun haben möchte", erinnert sich der 27-Jährige. Damit kein Leerlauf entsteht, hatte er ein Praktikum von einem halben Jahr Dauer absolviert, ehe er von 2007 bis 2009 das Fachabitur in Sozial- und Gesundheitswesen am Berufskolleg in Wipperfürth gemacht hatte. "Während dieser Jahre bin ich als Honorarkraft im Jugendzentrum eingestiegen", erinnert sich Moritz.

Auf diese Weise blieb er dem Jugendzentrum auch während seines Freiwilligen Sozialen Jahres beim Stadtsportverband Radevormwald 2009/10, seiner Ausbildung zum Erzieher und dem Studium der Sozialen Arbeit in Bochum treu. Letzteres schließt er jetzt mit der Bachelorarbeit ab: "Ich schreibe meine Abschlussarbeit zum Thema ,minderjährige unbegleitete Flüchtlinge'. Die machen mittlerweile einen Großteil der Besucher im Jugendzentrum aus", berichtet Moritz.

Nach einer so langen Zeit ist es ein Einschnitt für den jungen Mann, wenn er nach seinem Urlaub seine neue Stelle antritt. Und in der Zusammenarbeit mit Menschen erlebt er auch viele Dinge, die einen berühren. "Ich gehe natürlich mit einem weinenden Auge, klar. Aber ich freue mich auch sehr auf die neue Herausforderung bei der Stadt", sagt Moritz und fährt ernst fort: "Es wird für mich auf jeden Fall sehr schwer, hier Abschied nehmen zu müssen." Über die Jahre ist Moritz für viele Jugendliche das offene Ohr gewesen, das es für sie zu Hause nicht gegeben hat.

Im Jugendzentrum sei das Zwischenmenschliche das Salz in der Suppe gewesen: "Viele im Team sind ehemalige Besucher. Zu erleben, dass sie es 'geschafft' haben, ist ein sehr schönes Gefühl." Und ganz wird der Kontakt zu den Jugendlichen auch nach dem 31. Juli nicht abbrechen: "Ich gehe ja nach wie vor mit dem Ordnungsdienst Streife durch die Stadt - da treffe ich dann den einen oder anderen Jugendzentrums-Besucher eben in der Stadt", ist sich Moritz sicher.

In seiner Zeit hat er einige recht heftige Situation erlebt, vor allem an eine erinnert er sich noch: "Ich hatte gerade erst mein Praktikum begonnen und war alleine im Jugendzentrum. Da erzählt mir ein Mädchen quasi zwischen Tür und Angel, dass es daheim sexuell missbraucht würde." Als er mit dem Mädchen zur Polizei fahren wollte, kam der Vater über den Hof zum Jugendzentrum. "Bis dann endlich die Polizei kam, mussten wir uns im Jugendzentrum verbarrikadieren. Da ist mir schon ganz anders geworden", erzählt Moritz.

Das Mädchen kam in einer Pflegefamilie unter - einige Jahre später schrieb es Moritz per SMS, dass es ihm dankbar für seine damalige Hilfe sei. "Sie hat mir geschrieben: 'Jetzt hat mein Leben wieder einen Sinn.' Das hat mich natürlich besonders gefreut."

(wo)
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