Hückeswagen Kreis will Gülle-Katastrophe ausschließen

Hückeswagen · Der Kreis kontrolliert derzeit die Gülleanlagen landwirtschaftlicher Betriebe im Einzugsgebiet der Neye-Talsperre, auch in Hückeswagen. Hauptgrund ist die Katastrophe von März 2015, als 1,7 Millionen Liter Gülle in die Neye flossen.

 Die Gülleanlage von Landwirt Michael Hochstein (2.v.l./hier mit seinem Azubi Jan Ackerschott) ist so, wie sie sein soll. Das bestätigten (v. l.) Rolf Bruchhaus, Leiter des Kreisumweltamts, und Anke Schmitz vom Umweltamt.

Die Gülleanlage von Landwirt Michael Hochstein (2.v.l./hier mit seinem Azubi Jan Ackerschott) ist so, wie sie sein soll. Das bestätigten (v. l.) Rolf Bruchhaus, Leiter des Kreisumweltamts, und Anke Schmitz vom Umweltamt.

Foto: wolfgang weitzdörfer

Rolf Bruchhaus ist zufrieden. Zusammen mit seiner Kollegin Anke Schmitz sowie dem Landwirt Michael Hochstein und dessen Auszubildenden Jan Ackerschott steht der Leiter des Kreisumweltamts in einer der zwei Fahrsiloanlagen des Milchlandwirts. Sein Betrieb liegt in Warth im Süden von Hückeswagen an der Grenze zu Wipperfürth, aber immer noch im Einzugsgebiet der Neye-Talsperre.

In diese waren im vergangenen Jahr von einem Hof in Halver etwa 1,7 Millionen Liter Gülle geflossen (siehe Infokasten). Mit der Güllekatstrophe beschäftigen sich seitdem nicht nur die Staatsanwaltschaft und der Wupperverband, sondern unter anderem auch der Oberbergische Kreis. "In einem ersten Schritt werden von uns jetzt 32 Höfe im direkten Einzugsgebiet zur Neye-Talsperre überprüft", erläutert Bruchhaus.

Am Hof von Michael Hochstein, der demnächst über drei moderne Fahrsiloanlagen verfügt, gibt es nichts zu beanstanden. "Wir stehen hier auf einer Anlage, wie sie sein soll", betont Bruchhaus. Überhaupt sei bislang nicht viel auszusetzen gewesen sei: "Die meisten Landwirte sind schon jahrelang sehr bemüht."

Die Überprüfung aller Gülleanlagen im Oberbergischen Kreis ist das Ziel der Umweltbehörde. Eines, das durchaus zur Aufgabe für kommende Mitarbeitergenerationen werden könnte, wie der Amtsleiter schmunzelnd sagt: "Wir wollen weg von der anlassbezogenen Kontrolle - wenn wir erst dann einschreiten, wenn schon etwas passiert ist. Es werden sukzessive alle Anlagen überprüft; deren genaue Zahl ist aber kaum zu ermitteln." So rechnet Bruchhaus mit einem Zeitraum von mehreren Jahren, bis alle Höfe in der Milchregion Bergisches Land überprüft sind. "Und dann geht es wieder von vorne los", sagt er weiter.

Hinzu kommt - eventuell noch in diesem Jahr - eine deutschlandweite Verordnung, die die bisherige Ländersache "Jauche-, Gülle- und Silageanlagen" einheitlich regeln soll. Bruchhaus: "Derzeit liegt die Verordnung wohl noch in Berlin bei der Landwirtschaftskammer. Aber sie soll entweder dieses Jahr noch, auf jeden Fall aber im kommenden Jahr, beschlossen werden." Dann müssen alle Höfe in ganz Deutschland, die Gülle produzieren, Anlagen wie die 2013 und 2014 gebauten auf dem Hof von Michael Hochstein haben. "Die Anlagen müssen wasserdicht und standfest sein, sie müssen den Betrieb aushalten, wenn also etwa schwere Trecker auf ihr hin- und herfahren. Denn die aus dem gelagerten Futter für die Tiere austretenden Säfte sind chemisch extrem aggressiv", erläutert Bruchhaus.

Die Landwirte müssen die Umsetzung dann in Eigenregie regeln, womit durchaus Kosten im sechsstelligen Bereich verbunden sind. Michael Hochstein: "Meine drei Anlagen werden insgesamt etwa 960 Quadratmetern groß sein. Pro Einheit kostet das etwa 180.000 bis 200.000 Euro." Er habe 180 Rinder, was für das Bergische eine ganz normale Größe sei. Der Leiter des Kreisumweltamts ergänzt: "Am Niederrhein sieht das dann schon anders aus. Dort gibt es Anlagen von mehreren tausend Quadratmetern Größe. Da ist schnell eine halbe Million Euro fällig."

Und neben den Anschaffungskosten, ist es vor allem auch der Unterhalt der Anlagen, der ins Geld geht. Für Milchbauern, die ohnehin unter dem extrem niedrigen Milchpreis zu leiden haben, keine einfach zu stemmende Aufgabe. Das weiß auch der Umweltamtsleiter: "Aber der Umweltschutz geht vor. Siloanlagen am Wegesrand, wie man sie noch kennt, wird es irgendwann so nicht mehr geben." Schließlich sollen sich Umweltkatastrophen wie die vom März 2015 auf keinen Fall mehr wiederholen.

Übrigens steige auch die Qualität des Tierfutters durch die moderne Lagerung, ergänzt Bruchhaus.

(wow)
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