Hückeswagen Keime auch in bergischen Gewässern

Hückeswagen · Nachdem multiresistente Keime in Gewässern nachgewiesen wurde, wächst die Sorge, dass die gefährlichen Erreger sich auch in bergischen Gewässern tummeln. Das Risiko müsse jeder für sich abschätzen, sagt der Wupperverband.

 Bergische Gewässer wie die Wupper-Vorsperre gelten als sauber. Dennoch können auch gefährliche Erreger ins Wasser gelangen - über Kläranlagen oder durch Eintrag von Gülleresten.

Bergische Gewässer wie die Wupper-Vorsperre gelten als sauber. Dennoch können auch gefährliche Erreger ins Wasser gelangen - über Kläranlagen oder durch Eintrag von Gülleresten.

Foto: stephan Büllesbach

Ist das Baden in bergischen Gewässern gefährlich? Oder auch nur der Kontakt mit dem Wasser? Die Medienberichte über das Vorkommen von multiresistenten Keimen in niedersächsischen Seen und Flüssen wecken Besorgnis. Viele Menschen fragen sich, ob auch bergische Gewässern die gefährlichen Keime enthalten. Und ob es wirksame Methoden gibt, diese herauszufiltern. Unsere Redaktion fragte beim Wupperverband nach. Das sei ein ernstzunehmendes Thema, sagt Sprecherin Susanne Fischer, zur nunmehr entdeckten Keimbelastung in Norddeutschland.

Anlass für die Aufregung im Land sind Ergebnisse von Stichproben aus Gewässern in Niedersachsen. Es wurden multiresistente Keime nachgewiesen - das sind solche Erreger, gegen die Antibiotika nicht mehr wirken. In Gewässer können sie durch Abwässer aus Krankenhäusern gelangen. Für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem, für ältere und kranke Menschen können sie gefährlich, sogar lebensbedrohlich werden.

"Die Kläranlagen entfernen zwar einen Großteil der Keime", sagt Susanne Fischer. Das gereinigte Wasser werde aber nicht keimfrei in die bergischen Flüsse geleitet. Der Aufwand, der betrieben werden müsste, um in der Kläranlage alle Keime herauszufiltern, wäre sehr hoch.

Zwar berichteten Medien über eine vierte Stufe in den Kläranlagen als Allheilmittel gegen Keimbelastung , doch die Sprecherin des Wupperverbandes sieht darin noch keine umfassende Lösung. "Es werden verschiedene technische Verfahren wie Ozonierung und UV-Bestrahlung des Wassers getestet, um die Klärtechnik zu verbessern. Aber bisher gibt es keine Lösung für alle Probleme", sagt Susanne Fischer.

Die Verfahren einer vierten Klärstufe werden derzeit einzeln erprobt. In der Kläranlage Buchenhofen werde beispielsweise Pulver-Aktivkohle eingesetzt, um bestimmte Rückstände zu wie Spuren von Medikamenten zu entfernen.

Denn neben den Keimen gibt es einige andere unerwünschte Substanzen, die trotz mechanischer (Rechen und Sandfang) sowie biologischer Reinigung wieder in Bäche oder Flüsse gelangen und dem Ökosystem schaden könnten. Dazu zählen auch künstliche Spurenstoffe, also Chemikalien, wie man sie in Reinigungsmittel, Spülmaschinentabs oder Pflanzenschutzmittel findet. Auch Mikroplastik in Kosmetikartikel ist ein Problem. Diese Dinge gehören seit Jahren zum normalen Alltag. Rückstände sind aber erst durch modernste Analytikmethoden in Abwasser und Gewässern entdeckt worden. Selbst wenn aus Kläranlagen keimfreies Wasser abgeleitet würde, könnten sich multiresistente Keime in den Bächen tummeln.

Bei Starkregen, wenn die Kanalisation das Oberflächenwasser nicht mehr fasse, fließe Regenwasser direkt in die Bäche. Außerdem gelangen Güllereste in die Bachläufe, berichtet Fischer. Wäre also ein Badeverbot der beste Schutz? "Unsere Bäche und Flüsse sind keine Badegewässer, jeder muss das Risiko für sich selbst einschätzen", betont die Diplom-Biologin.

Bevor eine Diskussion über eine vierte Reinigungsstufe läuft, müssten die Ergebnisse der einzelnen Verfahren bewertet werden. Ob die Klärtechnik optimiert werden soll, sei letztlich eine politische Entscheidung. Zu saubereren Wasser könne aber jeder Einzelne beitragen - durch sein Konsumverhalten.

Wichtig sei es vor allem, Verbraucher, aber auch Ärzte, Apotheker und Hersteller von Produkten für das Thema und die Folgen zu sensibilisieren, betont die Expertin. Wenn Antibiotika zu leichtfertig verschrieben und eingenommen werden, steige die Gefahr, dass Keime multiresistent werden.

(pd)
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