Hückeswagen Karl Schulten seit 70 Jahre in der SPD - das ist selten
Hückeswagen · Als Karl Schulten zu Beginn des Jahres 1946 in die SPD eintrat, lag Wuppertal in Trümmern. Beim Barmer Angriff war knapp drei Jahre zuvor seine Heimatstadt in Schutt und Asche gelegt worden. Der damals 22-jährige Barmer, der zunächst bei den Eltern wohnte, nachdem er aus dem Krieg heimgekehrt war, besaß nichts als die geänderte Kleidung aus Militärzeiten. Die Schuhe zum daraus umgearbeiteten Anzug musste er sich vom Vater ausleihen, wenn er mit seiner späteren Frau Hilde am Wochenende ausgehen wollte zum Tanz. Er selbst hatte keine.
Locker plauderte Karl Schulten, der in wenigen Tagen 93 Jahre alt wird, bei der Mitgliederversammlung der SPD am Dienstagabend im Kultur-Haus Zach über seine Erinnerungen, über persönliche Dinge, aber auch über seine Mitgliedschaft und Mitarbeit in der SPD. In sie war der junge Mann quasi aus der Familientradition heraus eingetreten: Schon der Großvater und der Vater waren überzeugte Sozialdemokraten. Mit dem eigenen Eintritt in die Partei verband der junge Karl Schulten die Hoffnung auf den Wiederaufbau nicht nur der Heimatstadt.
Bei der Mitgliederversammlung der Hückeswagener SPD war der geistig und körperlich rege gebliebene Karl Schulten nun einer der Ehrengäste: Der Vorsitzende Horst Fink übergab ihm Urkunde und Ehrennadel für 70-jährige Zugehörigkeit zur Partei - ein seltenes Jubiläum. Die Laudatio hielt als prominenter Politiker der Sozialdemokraten Rudolf Dreßler. Wie Schulten, der 1980 mit seiner Familie nach Hückeswagen umzog, stammt auch Dreßler aus Wuppertal, wo er 1940 geboren wurde und 1969 in die SPD eintrat. Weitere Jubilare an diesem Abend waren Andreas Müller und Horst Pfitzer. Beide gehören seit 40 Jahren der SPD an. Der gebürtige Hückeswagener Müller war kommunalpolitisch als Ratsmitglied und stellvertretender Bürgermeister aktiv. Pfitzer gehörte früher dem Gemeinderat von Murrhardt an, später zog er aus Baden-Württemberg in die Schloss-Stadt und wechselte damit auch den SPD-Ortverein. Auch diesen beiden Jubilaren überreichte Fink am Dienstagabend Urkunden und Ehrennadeln.
Der Ehrengast Dreßler wurde mit einem Präsentkorb voller kulinarischer Dinge aus regionaler Produktion verabschiedet. Darunter war auch ein Stutenkerl aus der Backstube Jörg von Polheims, einem FDP-Mitglied. Der allerdings war nicht für Dreßler bestimmt, sondern für dessen Ehefrau Doris Müller. Hintergrund: Die Journalistin stammt aus Wipperfürth. Dort machte sie vor Jahrzehnten das Abitur - gemeinsam mit von Polheim.