Asiye Göksen Jugendliche brauchen die Streetworkerin

Hückeswagen · Knapp zwei Monate ist die neue Streetworkerin Asiye Göksen im Amt und auf den Straßen von Hückeswagen (und Marien-heide) unterwegs. Im Interview mit unserer Redaktion berichtet die 27-Jährige über ihre ersten Erfahrungen am Ort.

 Den Bereich rund ums Schloss (im Hintergrund das von Unternehmer Harald Pflitsch gestiftete große Stadtwappen neben dem Heimatmuseum) kennt Asiye Göksen inzwischen sehr gut: Hier trifft sich die neue Streetworkerin häufig mit Hückeswagener Jugendlichen. Von ihnen fühlt sich die 27-Jährige gut auf- und angenommen.

Den Bereich rund ums Schloss (im Hintergrund das von Unternehmer Harald Pflitsch gestiftete große Stadtwappen neben dem Heimatmuseum) kennt Asiye Göksen inzwischen sehr gut: Hier trifft sich die neue Streetworkerin häufig mit Hückeswagener Jugendlichen. Von ihnen fühlt sich die 27-Jährige gut auf- und angenommen.

Foto: Büba

Brauchen Sie für den Weg nach Hückeswagen noch das Navi?

Göksen (lacht) Nein, ich brauche kein Navi mehr.

Haben Sie die Stadt inzwischen etwas kennengelernt?

Göksen Ja, ich habe das schöne Hückeswagen durch die Jugendlichen gut kennengelernt. Sie haben mich durch die Wupperaue und an der Bever-Talsperre herumgeführt. Und sie haben mir gezeigt, wie man auf kürzestem Weg vom Schloss zum Jugendzentrum kommt, weil ich vorher immer außenrum gefahren bin (lacht).

Wie sind die ersten knapp zwei Monate als Streetworkerin gelaufen? Vor allem in Hückeswagen.

Göksen Sehr gut, ich hatte einen sehr schönen Einstieg. Besonders weil mich am ersten Tag mein Vorgänger Heiko Lenger begleitet hat. Dadurch konnte ich schon bei einigen Jugendlichen Kontakte knüpfen, und danach war das wie ein Schneeball-Effekt: Man lernt einen kennen, danach kommen die anderen.

Wie sind Sie von den Jugendlichen aufgenommen worden?

Göksen Sehr herzlich und offen. Sie haben gefragt, ob ich dasselbe machen wie der Heiko.

Und, machen Sie dasselbe wie Ihr Vorgänger?

Göksen Die Arbeit ist natürlich die gleiche. Aber wie er das gehandhabt hat, kann ich das nicht 1:1 übernehmen. Da sind wir auch von der Persönlichkeit her unterschiedlich. Das macht die Arbeit dann auch wieder sehr spannend. Besonders als Frau hier unterwegs zu sein.

Mit welchen Problemen haben junge Hückeswagener zu kämpfen?

Göksen Bei den Jugendlichen, die ich kennengelernt habe, ist momentan die Freizeitgestaltung ein größeres Thema. Schulprobleme sind mit dabei oder Schwierigkeiten in der Familie, weswegen sie Ratschläge benötigen - und jemanden, bei dem sie sich aussprechen können.

Sind das andere Probleme als in Marienheide, das Sie ja auch betreuen?

Göksen Der einzige Unterschied zu Marienheide ist das Alter. In Hückeswagener ist der Älteste 19 und der jüngste zehn Jahre, die mit mir Kontakt aufgenommen haben. In Marienheide habe ich andere Problematiken: ältere Jugendliche, bei denen Alkohol- und Cannabiskonsum mit im Spiel ist. Oder auch Schulden. Solche Problematiken habe ich in Hückeswagen noch nicht kennengelernt. Gibt's hier aber bestimmt auch.

Wie können Sie den Jugendlichen helfen?

Göksen Ich bin für sie ein neutraler Ansprechpartner auf Augenhöhe. Ich verurteile sie nicht aufgrund ihrer Erlebnisse. Da ich hier noch ziemlich neu bin, kann ich neutraler hinsehen und ihnen helfen, Ratschläge geben oder sie weitervermitteln.

Gibt es auch Jugendliche, an die Sie nicht herankommen?

Göksen Im Moment habe ich die Erfahrung noch nicht gemacht; ich bin ja auch erst seit zwei Monaten hier.

Ihre Vorgänger haben zum Beispiel Ferienfreizeiten organisiert - ist so etwas geplant?

Göksen Für dieses Jahr noch nicht; das wäre zu kurzfristig. Dafür kenne ich die Jugendlichen noch nicht gut genug.

Da ist noch nicht die notwendige vertrauensvolle Basis aufgebaut. . .

Göksen Richtig. Wir sind ja noch in der Kennenlernphase. Aber ich biete kleine Aktionen an: Wir sind schonmal ins Kino gefahren, ich habe den Jugendlichen ein Angebot gemacht, bei der Fußball-EM zum Public Viewing zu einem Deutschland-Spiel mitzukommen. Und mit Hückeswagener Jungs habe ich mir den Kölner Dom angeschaut.

Hückeswagens erster Streetworker, Chris Weinert, hatte als "Eisbrecher" zwei Hunde dabei. Könnten Sie sich vorstellen, auch so zu arbeiten?

Göksen Ich habe eine ganz andere Herangehensweise, ich kann ja schlecht meine Katze mitnehmen (lacht). Ein guter Eisbrecher ist der Streetwork-Bus mit der Bass-Box. Das kommt sehr gut an bei den Jugendlichen. Die dürfen bei mir auch mal eine lautere Lautstärke einstellen. Das gab's auch schon bei Heiko Lenger. Wenn wir ihn Wohngebietern sind, wird die Musik natürlich leiser gemacht.

Wie sieht denn ein normaler Streetwork-Tag in Hückeswagen aus?

Göksen Der beginnt momentan recht früh, weil ich mich noch organisieren muss. Das heißt, Telefonate führen und gucken, wo ich mich noch vorstellen könnte. Danach ab in den Bus und zu den Stellen fahren, wo die Jugendlichen sind. Häufig schreiben sie mir, wo sie sich aufhalten. Häufig sind sie am Schloss, weil es dort freies WLAN gibt, oder sie sind in der Stadt unterwegs.

Wann beginnt und endet Ihr Tag?

Göksen Der beginnt zwischen 12 und 13 Uhr und endet zwischen 21 und 21.30 Uhr. Meistens ist dann aber auch noch nicht Schluss, denn dann kommen Anrufe oder Whats-app-Nachrichten mit Dingen, die den Jugendlichen auf den Herzen liegen. Dann ist für mich aber auch irgendwann einmal Feierabend.

Sie sind ständig per Handy erreichbar. Ist das mitunter nicht lästig?

Göksen Lästig empfinde ich das nicht. Mein Handy ist von montags bis freitags dauerhaft an, aber ich hab's ab einer bestimmten Uhrzeit auf stumm gestellt. Ich gucke dann hin und wieder darauf für eventuelle Notfälle. Und wenn ich am Wochenende nicht gebraucht werde oder es keine Veranstaltungen gibt, dann habe ich auch frei. Dann ist das Handy aus. Es ist für mich auch wichtig, abschalten zu können.

STEPHAN BÜLLESBACH FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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