Rückblende Hückeswagen Vor 150 Jahren In Herweg wird ein Nebengebäude für die Landschule errichtet

Hückeswagen · Die ehemalige Schule Herweg, dessen Kerngebäude 1816/17 errichtet wurde, war wohl die renommierteste Landschule auf dem heutigen Stadtgebiet. Zu verdanken hatte sie diesen Ruf Lehrer Heinrich Wilhelm Dortkampf, dem seine Schüler viele Jahre nach seinem Tod im Jahr 1863 ein Denkmal gesetzt hatten. Unter seiner Leitung von 1843 bis 1862 blühte die Schule derart auf, dass Schüler nicht nur aus den benachbarten Schulbezirken, sondern sogar aus Rheinland und Westfalen zu ihm geschickt wurden. Noch heute ist das gut erhaltene und ansehnliche Gebäude in Neuenherweg zu bestaunen, wo auch das Denkmal für den Dorflehrer steht.

 Die ehemalige Landschule Herweg ist längst ein Wohnhaus. Links steht das Denkmal für den beliebten Lehrer Heinrich Wilhelm Dortkampf.

Die ehemalige Landschule Herweg ist längst ein Wohnhaus. Links steht das Denkmal für den beliebten Lehrer Heinrich Wilhelm Dortkampf.

Foto: N. Bangert

Ein wichtiger Schritt, die eine der Grundlagen für den späteren Bedeutungszuwachs bildete, war 1868 der Bau eines Nebengebäudes. Nur in einem Gebäude, das den damaligen Anforderungen einigermaßen gerecht wurde, konnte ein guter Unterricht gedeihen. In der Ausgabe vom 1. April der Bergischen Volkszeitung, einer Vorgängerin der Bergischen Morgenpost, heißt es: "Zu Herweg sollen ein Schulhaus-Anbau, sowie ein neues Stallgebäude, verbunden mit einer Retirade erbaut - und die zu 1600 Thlr. veranschlagte Arbeiten im Wege der öffentlichen Submission vergeben werden. Die Vergantungs-Bedingungen nebst Plänen und Kosten-Anschlägen liegen im Amtslokale des Unterzeichneten zur Einsicht offen. Unternehmungslustige wollen ihre schriftlichen Offerten versiegelt bis spätestens Montag den 6. k. Mts. bei mir einreichen. Die Eröffnung der eingegangenen Offerten findet am Dienstag, den 7. k. Mts. April, Vormittags 10 Uhr, in meinem Amtslokale statt. Hückeswagen, den 27. März 1868. Der Bürgermeister Wirth."

Die Ausschreibung zeigt schön, wie sich innerhalb von 150 Jahren Sprache verändern kann. Mit "Retirade" ist eine Toilette gemeint, eine "Submission" ist das Wort für eine Ausschreibung, und "Vergantungs-Bedingungen" sind die Konditionen für die Vergabe des Auftrags nach den Prinzipien des Höchstgebots. Und mit "Unternehmungslustigen" sind nicht etwa vergnügungssüchtigen Wochenendausflügler gemeint, sondern mögliche Auftragnehmer.

Die Bezeichnung "Hückeswagen" in dieser Ausschreibung ist dagegen ein Irrtum: Julius Wilhelm Wirth war 1868 Bürgermeister von Neuhückeswagen, wie die Landgemeinde bezeichnet wurde, und nicht der Stadtgemeinde Hückeswagen. Das "Amtslokal", von dem die Rede ist, befand sich an der Rader Straße, wo sich einst die Verwaltung der Landgemeinde befand.

18 Jahre nach der Errichtung des Nebengebäudes fand dann die entscheidende Erweiterung statt: 1886 wurde die Nutzfläche des Schulgebäudes verdoppelt. Noch bis 1966 dauerte der Schulbetrieb in Neuenherweg an, 1971 kaufte dann der Stuckateur Karl-Heinz Reich das Haus und wandelte es in ein Wohnhaus um. INFO Über die Schule Herweg, das Gebäude und das Denkmal liegen mehrere Aufsätze und Veröffentlichungen vor, unter anderem im Jubiläumsbuch "900 Jahre Hückeswagen", Leiw Heukeshoven Nr. 39 (Hella Krumm: Das Dortkamp-Denkmal in Herweg), und Zusammenfassungen und Materialien von Karl-Heinz Reich. NORBERT BANGERT

(nob)
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