Hückeswagen Im Wald war der Herbst schon früh da

Hückeswagen · Ursache für die frühe Blattfärbung war die Trockenheit im August, teilte das Regionalforstamt in Gummersbach mit. Schäden werden die Wälder durch die Wetterkapriolen nicht davontragen. Der Wald ist ein sehr stabiles Ökosystem.

 Stressfaktor im Herbst: Buchenblätter mit Gallmilben, teils mit Pilzbefall. Als Symptome sind acht Millimeter große, braunschwarze Flecken zu sehen. Dazu kommt häufig die für Pilzbefall typische Verfärbungen der Blätter.

Stressfaktor im Herbst: Buchenblätter mit Gallmilben, teils mit Pilzbefall. Als Symptome sind acht Millimeter große, braunschwarze Flecken zu sehen. Dazu kommt häufig die für Pilzbefall typische Verfärbungen der Blätter.

Foto: niesar

Viele Wälder im Bergischen Land zeigten sich schon im September in bunten Farben. "Viel zu früh", sagten viele Naturliebhaber und dachten mit Wehmut an das Ende des Sommers. Im ganzen Land häuften sich die Beobachtungen von aufmerksamen Wanderern. "Der Wald verfärbte sich äußerst schnell. Manche Bäume wurden innerhalb weniger Tage dunkelbraun," sagte Günter Dieck, Regionalforstamtsleiter für das Bergische Land. "Die Ursache war die anhaltende Trockenheit im August. Sie stresste manchen Laubbaum so sehr, dass er schon sehr früh die ersten Blätter abwarf", erklärte Dieck.

Schlimm sei das allerdings nicht. Der Wald bereite sich auf diese Weise auf den Winter vor. "Auffällig ist aber, dass der Farbwechsel der Blätter dieses Jahr sehr plötzlich begonnen hat. Der Wald hat angesichts des regenarmen Wetters seine Wasserreserven aufgebraucht", sagte Dieck. "Im Juli war noch relativ viel Feuchtigkeit im Boden, aber seit einigen Wochen ist es richtig trocken". Ungewöhnlich ist, dass ausgerechnet die Buche als erste Baumart auf Herbstfärbung schaltet. Zuerst kündigen in der Regel Birke, Ahorn und Esche die kühlere Jahreszeit an. Deren Blätter waren aber noch viel länger grün. Die Buche ist im Normalfall eher ein Nachzügler: Sie verliert ihre Blätter oft erst beim letzten Frost.

Waldschutzexperte Dr. Mathias Niesar von Wald und Holz NRW aus Gummersbach hat für das Phänomen eine Erklärung. Viele Buchen hätten in diesem Jahr ein Mastjahr. Das bedeute, dass sie in diesem Jahr besonders viele Samen, die Bucheckern, produzieren. "Es ist ganz normal, dass viele Baumarten nur im Abstand von mehreren Jahren große Samenmengen produzieren. So eine Vollmast bedeutet für einen Baum aber Stress. Wenn dazu Trockenheit als weiterer Stressfaktor kommt, entscheidet sich der Baum, alle verfügbare Energie in den Nachwuchs zu stecken", sagte er. Die Bäume priorisieren augenscheinlich die Samenversorgung und ziehen dazu aus den Blättern Nährstoffe ab. Dadurch werden die Blätter braun. In einigen Bereichen kann man dieses Phänomen auch beim Ahorn beobachten.

Bei vielen Buchen hat Niesar noch einen weiteren Stressfaktor beobachtet: "Im Labor konnten wir auf der Blattunterseite Befall mit Gallmilben feststellen. Als Symptome sind etwa acht Millimeter große, braunschwarze Flecken zu sehen. Dazu kommt häufig die für Pilzbefall typische Verfärbungen der Blätter."

Es sei davon auszugehen, dass die feuchte Frühjahrssituation günstig für Buchenblattpilze war. Die Kombination aus Pilz-, Gallmilbenbefall und den sehr heißen Augusttagen ab dem 25. August bewirkten dann einen sehr schnellen Alterungsprozess der Blätter.

Birken, die sehr schnell auf Hitzewellen durch Blattfall reagieren, waren erstaunlicherweise noch recht lange sehr gut belaubt. Und auch Eichen hätten überwiegend noch ihre für die Jahreszeit typischen saftig grünen Blattfärbungen. "Seit Mitte August ist bei uns kaum mehr Regen gefallen. Und der wenige Regen ist sofort wieder verdunstet," sagt Dieck. "Auch wenn viele Menschen die wunderschönen Spätsommertage so lieben: Die Natur dürstet nach Feuchtigkeit, und die Bäume reagieren entsprechend."

Langfristige Schäden werden die Wälder in Hückeswagen und Radevormwald durch die Wetterkapriolen aber sicher nicht davontragen. "Unsere Wälder sind sehr stabile natürliche Ökosysteme, die ein ungewöhnlicher Sommer nicht aus der Bahn wirft," sagt Dieck.

Zu Beginn des Sommers überraschten gewaltige Regenmengen und mäßige Temperaturen. Erst am Ende des Sommers wurde es hochsommerlich heiß und trocken. Für den Wald haben diese Verschiebungen große Bedeutung. Bei der meteorologischen Durchschnittsbetrachtung fallen sie dann aber gar nicht auf.

(RP)
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