Hückeswagen IG Metall befürchtet Betriebsschließung

Hückeswagen · Bei Magna Powertrain im Gewerbegebiet Winterhagen-Scheideweg erlebten die Mitarbeiter gestern eine turbulente Betriebsversammlung. Sie erfuhren nichts Konkretes. Die Stimmung ist schlecht. Die IG Metall spricht von "Profitgier".

 Die Firma Magna Powertrain hat ihren Sitz im Industriegebiet West 2 an der Georg-Schaeffler-Straße

Die Firma Magna Powertrain hat ihren Sitz im Industriegebiet West 2 an der Georg-Schaeffler-Straße

Foto: büba

Die bange Frage der IG Metall lautet: Wird der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt seinen Standort in Hückeswagen schließen? Davon wären mehr als 260 Mitarbeiter sowie weitere 50 Entwickler betroffen. Ein Szenario, dass sich Marko Röhrig, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Remscheid-Solingen, seit einigen Monaten immer wieder ausmalt. Schon seit April ist die Zukunft von Magna Powertrain ungewiss. Es sollte ein Zukunftskonzept für den Standort erarbeitet werden. Eine erste Analysephase zur wirtschaftlichen Lage ist abgeschlossen. Laut Arbeitnehmervertretung wäre die Wirtschaftlichkeit bis 2020 gesichert - auch durch mögliche Kosteneinsparungen am Standort.

"Die scheinbar nicht zu überwindenden Dogmen des Konzerns verhindern aber einen Erhalt des Standorts, der auch für die Region als großer Arbeitgeber eine Rolle spielt", sagt Röhrig. "Die Verantwortlichen rechnen den Standort schlichtweg kaputt." Entscheidend sei die Frage, wie in Hückeswagen kalkuliert werde und wie Angebotspreise ermittelt würden. Da gehe es vor allem um interne Zinssätze und die eigenen Gewinnerwartungen, die für Hückeswagen zu hoch seien.

Gestern fand eine turbulente Betriebsversammlung statt, bei der die Beschäftigten und der Betriebsrat auf eine Äußerung der Führungsetage warteten. Vergeblich. "Das verantwortliche Management drückt sich vor einer Aussage gegenüber den Mitarbeitern", sagt der Betriebsratsvorsitzende Sven Krzoska. "Seit April werden wir als Betriebsrat und unsere Belegschaft von der Arbeitgeberseite hingehalten. Die Alternativen bedeuten im besten Fall die Reduzierung auf ein Bruchteil der jetzigen Belegschaft. Wir befürchten aber die komplette Schließung und Verlagerung der Produktion - es sei denn, Magna zaubert noch etwas aus dem Hut", sagt er.

Die Belegschaft zeigt sich wenig amüsiert über die Informationspolitik des Arbeitgebers. "Das Management hat nichts zum weiteren Vorgehen verlauten lassen und nicht die entscheidenden Verantwortlichen geschickt, sondern nur Statisten", kritisiert Krzoska. Damit bleibe die Belegschaft in der Schwebe und wisse nicht, wie es weitergeht. "Wir haben Angst, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten", sagt der Betriebsratsvorsitzende. Von einem massiven Stellenabbau bis zur Schließung des Werks sei alles möglich.

Dementsprechend gedrückt sei die Stimmung bei den Mitarbeitern. Er bezeichnete sie als aufgewühlt, enttäuscht, resigniert und wütend. Es habe noch nie so viele Fragen an den Arbeitgeber gegeben. Aber es habe auch nur unbefriedigende Antworten gegeben. "Die Planungen müssen endlich auf den Tisch, die Unternehmensführung muss ihre Konzepte vorstellen", sagt er.

Röhrig war es wichtig, dass der Betriebsrat und die IG Metall gestern nochmals den Druck erhöht haben, um klare Aussagen zu bekommen. "Wir wollen die Schließung mit allen Mitteln verhindern, haben aber den Eindruck, dass Hückeswagen für andere Standorte herhalten soll, an denen es auch besser laufen könnte", sagt Röhrig. Er kritisiert, dass Magna Powertrain nicht ehrlich mit seinen Mitarbeitern umgehe. Am 22. September gebe es weitere Gespräche. "Wir sind steigerungsfähig, die Mannschaft lässt sich nichts gefallen", kündigt Röhrig kämpferisch an.

Eine Stellungnahme von Magna war gestern nicht zu bekommen.

(RP)
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