Hückeswagen Hückeswagens Humor-Botschafter

Hückeswagen · Ein Hückeswagener war im vorigen Jahr der Shootingstar im Kölner Karneval: Heinz Pohl "rockte" die Säle mit seiner Kunstfigur Paul Posthorn, die es bereits seit 24 Jahren im Kolping-Karneval gibt. Nun hat der 47-Jährige Lust auf mehr.

Hückeswagen: Hückeswagens Humor-Botschafter
Foto: Kathrin Brieden

Das zweite Jahr ist immer das schwerste. Das wissen die Aufsteiger in der Fußball-Bundesliga, aber das gilt offenbar auch für die Aufsteiger im Olymp des Kölner Karnevals. Dem muss sich jetzt Paul Posthorn stellen, schließlich haben ihm genau das Experten verraten, die's wissen müssen. Doch Heinz Pohl, wie er im wahren Leben heißt, will sich dieser Aufgabe stellen. Und er hat Spaß dabei. Aber das muss ein Teilzeit-Profikarnevalist wohl auch sagen. Denn Lächeln und Optimismus gehören zum Hand- und bei ihm auch zum Mundwerk.

Vor zwei Jahren entdeckte Pohl, der als freiberuflicher Journalist beim WDR und dort in der Hauptsache für das ARD-Morgenmagazin arbeitet, eine Stellenanzeige der jecken Art: Das Festkomitee Kölner Karneval suchte politische Büttenredner. Die waren ihm in jüngster Zeit irgendwie abhandengekommen. Bis auf Fritz Schopps ("Et Rumpelstilzche") und Jens Singer ("Der Schofför der Kanzlerin") gibt's keine mehr. "Ich habe ihm einfach eine kleine Filmsequenz von einer Galasitzung zugemailt", erzählt Pohl. Keine 24 Stunden später bekam er als Antwort, er solle sich in Kürze mal vorstellen.

Der Hückeswagener Humor-Botschafter schien die Oberjecken der Dom-Stadt überzeugt zu haben, schickten sie ihn doch kurzum in ihre Rednerschule - so eine Art Trainingslager für Karnevalisten. "Da habe ich die Figur ein klein wenig verändert", erzählt Heinz Pohl und meint natürlich Paul Posthorn. Denn jetzt konnte er natürlich nicht mehr Karl Memminger fragen, ob er sich für seine Auftritte dessen alte Post-Uniform ausleihen durfte. Jetzt brauchte er was Eigenes. Im Internet fand der Hückeswagener Jeck die Feuerwehr-Uniform Alt-Niedersachsen, "die einer Post-Uniform am nächsten kommt". Ein Schlüsselanhänger mit einem Posthorn dient als Abzeichen, Post-Sticker zieren die Schulterklappe, und das Paul-Posthorn-Emblem auf den Ärmeln ist eine Spezialanfertigung, die er übers Internet bestellte. Den "Postboten der Nation" Walter Spahrbier, der in den 60er und 70er Jahren in TV-Shows als Glücksbote auftrat, nahm er sich zum Vorbild.

Dazu baute Pohl seinen eigenen Postschalter in Postgelb und mit einem öffentlichen Fernsprecher der Marke "In-den-80ern-vergessen". Acht Kilogramm wiegt das Ding, das sich zu einem mehr oder weniger handlichen Format zusammenklappen und in die Säle hinein- und auf gleiche Weise auch wieder hinaustransportieren lässt.

Damit und mit seinen fiktiven Gesprächen mit Angela Merkel, Horst Seehofer & Co. begeisterte der Hückeswagener in der vorigen Karnevalssession bei rund 40 Auftritten die jecken Massen in den Sälen. Okay, auch da gab es Ausnahmen. Etwa, als er um 20.45 Uhr auf einer Mädchensitzung in Refrath auftrat. Die jecken Wiever hatten um 15 Uhr angefangen - und nicht nur mit dem Schunkeln. Zur vorgerückten blauen Stunde hatte er als Büttenredner dann natürlich keine Chance mehr.

Trotzdem machen dem 47-Jährigen die Auftritte im rheinischen Karneval "einen Bärenspaß", wie er glaubhaft versichert. "Man lernt auf den Sitzungen vom Pfarrkarneval bis zur Frackgesellschaft die unterschiedlichsten Typen kennen", sagt er. Das gilt nicht nur für die Narren vor, sondern für die hinter der Bühne.

Nun will Paul Posthorn im zweiten Jahr die Jecken links- und rechtsrheinisch wieder mit seinem Humor überzeugen. Allerdings fehlt nun der "Welpenschutz", den er voriges Jahr genoss. Auch der "Neueffekt" ist nicht mehr da. Und weil die heute am "Elften im Elften" beginnende Session länger ist als die vorige und die Sitzungen daher weiter auseinanderliegen, können die Literaten vermehrt die Spitzenkräfte wie Metzger, Stelter oder Cantz buchen. Ergo bleiben für Pohl erst einmal nur etwa 18 Auftritte. "Die Literaten gucken jetzt auch, ob und wie ich diese Session durchhalte", sagt Pohl. Daher hofft er, spätestens für 2018 mit vielen Auftritten eingedeckt zu werden. Das sollte klappen. Spätestens, wenn Paul Posthorn mal wieder mit dem früheren Schwergewicht des deutschen Fußballs, Reiner Calmund telefoniert. Und wenn er ihm abraten will, nach Köln zu kommen. Schließlich hat er schon die Leverkusener Autobahnbrücke, die Mülheimer und die Zoobrücke kaputtgefahren. So viel Lokalkolorit kommt bei den Kölnern offenbar an. "Das ist nichts anderes als im Kolpinghaus."

Dass Paul Posthorn ein cleveres Bürschchen ist, beweist auch diese Aussage: "Man muss schon ein bisschen bekloppt sein, um das zu machen." Na dann: Heukeshowwen und Kölle Alaaf!

(RP)
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