Ehrenamt Kleidertreff Hückeswagener Paar engagiert sich gegen Fremdenfeindlichkeit

Hückeswagen · Weil es 2015 fremdenfeindliche Proteste in Sachsen mitbekommen hatte, wollte das Hückeswagener Ehepaar Brigitte und Gerd Schmitz aktiv werden. So bauten die Eheleute federführend den Kleidertreff im Bürgerbad mit auf.

 Das Ehepaar Brigitte und Gerd Schmitz vor dem Kleidertreff im ehemaligen Restaurant des Bürgerbads - den Treffpunkt hat es mit aufgebaut, jetzt zieht es sich ein wenig zurück.

Das Ehepaar Brigitte und Gerd Schmitz vor dem Kleidertreff im ehemaligen Restaurant des Bürgerbads - den Treffpunkt hat es mit aufgebaut, jetzt zieht es sich ein wenig zurück.

Foto: Weitzdörfer

Jeder demonstriert auf seine Weise - der eine laut, der andere leise. Dieses etwas abgewandelte Sprichwort trifft auf das Ehepaar Brigitte und Gerd Schmitz perfekt zu: "Wir haben im Oktober 2015 von den furchtbaren fremdenfeindlichen Protesten gegen Flüchtlinge in Sachsen gehört. Wir wollten unbedingt etwas gegenhalten - sind aber beide nicht der Typ für Demonstrationen auf der Straße", blickt Gerd Schmitz zwei Jahre zurück.

"Wir haben dann mit dem Ehrenamtnetzwerk ,Weitblick' gesprochen, inwieweit wir uns aktiv einbringen können", fährt er fort. Margarete Coenen und Deike Schütte von "Weitblick" hatten damals die Idee, eine dritte Kleiderkammer in der Schloss-Stadt einzurichten, weil die anderen beiden - die der katholischen Pfarrgemeinde und der Islandtafel - dank der großen Spendenbereitschaft der Hückeswagener an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen waren.

"Nach einem gewissen Hin und Her bezüglich der Räumlichkeiten hat die Stadt dann das ehemalige Restaurant im Bürgerbad umgewidmet und ,Weitblick' zur Verfügung gestellt", erzählt der 67-Jährige. Damit ging für das Ehepaar die Arbeit los: "Wir wurden gefragt, ob wir im Leitungsteam mitmachen wollten", sagt Brigitte Schmitz. Da sei viel zu tun gewesen, bevor auch nur an eine Eröffnung des Kleidertreffs zu denken war.

"Neben der Entwicklung eines Konzepts mussten erst einmal drei Lkw-Ladungen mit Überresten des Restaurants entsorgt werden", berichtet ihr Mann. Danach wiederum mussten Einrichtungsgegenstände aufgetrieben werden. Wochenlang sei er durch die Gegend gefahren und habe alte Stühle und Tische eingesammelt, erinnert sich der 67-Jährige an diese anstrengende Zeit. Aber irgendwann war alles erledigt und eingerichtet: "Am 15.

Februar vorigen Jahres haben wir eröffnet." Da stand dann auch der Name fest: Kleidertreff, sollte er doch sowohl Kleiderkammer als auch Begegnungstreff für Flüchtlinge sein. "Daher auch das Logo mit dem Kleiderbügel und dem Wlan-Zeichen", sagt Brigitte Schmitz. Zu jener Zeit war die Spendenbereitschaft der Bürger auf einem so hohen Level angekommen, dass gar nicht alles verwendet werden konnte, was gespendet wurde, erinnert sich der 67-Jährige: "Wir haben damals alleine in drei Aktionen je 200 Bananenkisten voller Kleidung, die wir nicht gebrauchen konnten, an die Auslandshilfe der Freien evangelischen Gemeinden abgegeben.

" Das umzusetzen sei natürlich ebenfalls ein Kraftakt gewesen, zu dem die Geflüchteten allerdings tatkräftig beigetragen hätten. Manche Kleidungsstücke seien indes gar nicht mehr zu verwenden gewesen - aber auch die landeten nicht im Müll: "Die hat das DRK abgeholt und konnte sie zum Kilopreis verkaufen", sagt Gerd Schmitz. Heute, knapp zwei Jahre später, blickt das Ehepaar auf ein etabliertes Angebot: "Der Nähkursus hier im Kleidertreff hat sich toll etabliert, auch wenn es interessanterweise fast ausschließlich eine Männerdomäne ist", sagt Brigitte Schmitz.

Die 67-Jährige ergänzt schmunzelnd: "Das hatte ich vorher so auch nicht erwartet." Auch sonst herrsche immer reger Betrieb. "Es ist eben auch ein Treffpunkt. Und es ist für die Gemeinschaft gedacht", sagt Gerd Schmitz. Künftig werde es neue Initiativen geben, etwa einen Filmnachmittag für Frauen. Ebenfalls gut angenommen werde die Spielecke für Kinder. Nach zwei derart intensiven Jahren haben die beiden fürs Erste einen Schlussstrich gezogen: "Wir haben gemerkt, dass wir auch wieder einmal etwas Zeit für uns brauchten", betont der 67-Jährige.

Daher hätten sie die Leitung abgegeben. "Wir sind aber nicht komplett weg. Und es war schon toll, wie eng man über die Monate zusammengewachsen ist." Er ergänzt: "Zudem bekommt man die Möglichkeit nicht alle Tage, noch einmal etwas komplett Neues von Grund an aufzubauen." Seine Frau sagt: "Wir stehen für abgeschlossene Aktionen natürlich weiterhin zur Verfügung. Und ich würde künftig gerne zeitlich begrenzte Projekte machen.

" Denn so ganz ohne Ehrenamt wolle sie auch nicht sein.

(wow)
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