Hückeswagen Hückeswagen jagt die Pokémon

Hückeswagen · Kleine Monster treiben ihr Unwesen auch in der Schloss-Stadt. Aber nur auf dem Bildschirm des Smartphones. Von dem Spiel "Pokémon Go" sind besonders junge Hückeswagener begeistert - sie treibt es zurzeit in Scharen ins Stadtgebiet.

Hückeswagen: Hückeswagen jagt die Pokémon
Foto: afp, tzf

Man sieht sie in ganz Hückeswagen: Jugendliche, die durch die Straßen laufen, den Blick dabei meistens auf ihr Handy gerichtet. Sie suchen kleine virtuelle Monster mit lustigen Namen wie Taubsi, Rattfratz, Pummeluff, Pikachu oder Schlurp. Seit gut einer Woche bringt das Spiel "Pokémon Go" auch die Hückeswagener Fans auf Trapp. Die neue Spielvariante lässt die virtuelle und die reale Welt auf dem Smartphone-Bildschirm verschmelzen. Mit Hilfe einer Straßenkarte innerhalb der App werden die niedlich dargestellten Monster namens Pokémon im öffentlichen Raum sichtbar und von den Spielern eingesammelt.

Bereits 1996 wurde Pokémon in Japan für den Gameboy und die Nintendo-Spielekonsole veröffentlicht. Bei der neuen Smartphone-Variante jagen die Spieler den Monstern nicht mehr per Pfeiltasten hinterher, sondern müssen sich selbst in der realen Welt bewegen.

Für die Hückeswagener Paolo Albert (17) und Maik Müller (19) weckt die neue Spiel-Variante Kindheitserinnerungen. "Ich habe damals viel Zeit investiert und hatte alle Episoden des Spiels", sagt Paolo.

Nun sind die Freunde erneut dem Spiel verfallen und sammeln fleißig Monster, die auf Straßen und Plätzen, an besonderen Sehenswürdigkeiten, Brücken und Gewässern auftauchen. Diese lassen sich mit Bällen im Spiel abwerfen. Wer genug Pokémon gesammelt und eine gewisse Stärke erreicht hat, kann mit ihnen in Arenen gegen andere Spieler antreten.

Eine dieser Arenen befindet sich auf dem Schlosshof direkt vor dem Heimatmuseum. Ab Level 5 kann man in der Nähe einer Arena einem Team beitreten. Zur Auswahl stehen die Mannschaften "Weisheit" (Blau), "Wagemut" (Rot) und "Intuition" (Gelb). Was das Spiel so echt macht, ist, dass man per Kamerafunktion am Smartphone die Original-Landschaft eingeblendet bekommt. So steht beispielsweise ein Pokémon namens Raupy direkt vor der eigenen Haustür, vor der Pfarrkirche oder dem Restaurant "Zum Justhof".

Das Spiel verlagert den Spielspaß nicht nur nach draußen an die frische Luft, sondern fördert auch die Kontakte untereinander. "Wir haben erst vor Kurzem mit etwa 40 anderen Spielern vor der Kirche an der Weierbachstraße gesessen", berichtet Paolo Albert. Solche Zusammentreffen mehrerer Spieler sind auch nachts keine Seltenheit. Der Grund: "Dann sind die Server nicht so überlastet. Das Spiel läuft flüssiger", erläutert der 17-Jährige.

An der Weierbachstraße sind Nils Berger (19) und Dennis Kremann (18) mit ihren Freunden unterwegs, die Smartphones natürlich in den Händen. Auch sie kennen das Spiel aus Kindertagen. "Das ist mal was Neues", sagt Nils Berger, der sich den ständigen Blick auf den Bildschirm spart und stattdessen Kopfhörer trägt: "Man kann auch hören, wenn ein Pokémon kommt." Dennoch kann es im Eifer passieren, dass die Spieler die Straße betreten, ohne auf den fließenden Verkehr zu achten. "Das Spiel kann einen schon gut ablenken", gibt der junge Hückeswagener zu.

Beim Zusammentreffen mehrerer Jugendlicher im Spieleifer kann es auch schon mal etwas lauter zugehen. Bernd Unke, Anwohner der Weierbachstraße, sieht das jedoch gelassen: "Mir ist es lieber, die jungen Leute laufen hinter Monstern her, als dass sie in einer Ecke sitzen und Bierflaschen durch die Gegend schmeißen."

Obwohl es "Pokémon Go" erst seit zehn Tagen in Deutschland als kostenfrei Versionen für Android-Geräte und iPhones gibt, hat Nils Berger bereits Level 10 erreicht. "Ich spiele immer mal wieder zwischendurch", sagt er. Neben der Jagd auf Monster ist er auch auf der Suche nach Modulen, durch die er beispielsweise einen Supertrank erhält, mit dem er beim Kampf in der Arena kraftlos gewordene Pokémon wieder aufpäppeln kann.

Das Spiel hat bereits in der ersten Woche einen riesigen Hype ausgelöst. Doch birgt es Gefahren, wie Unachtsamkeit im Straßenverkehr. Die Verbraucherzentrale zweifelt zudem den Datenschutz an und mahnte den kalifornischen Entwickler Niantic ab. "Die Nutzer geben ihre Daten wie E-Mail-Adresse und Standort ihrer Smartphones oder Tablets frei. Anonymes Spielen wird dadurch praktisch unmöglich gemacht", warnt der Bundesverband auf seiner Internetseite.

(heka)
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