Hückeswagen Hückeswagen braucht neuen Wohnraum

Hückeswagen · Durch den Zustrom an Asylbewerbern werden die Wohnungen in Hückeswagen - auch für die Einheimischen - knapp. Die BM spricht darüber mit Thomas Nebgen, Vorstandsvorsitzender der GBS, der bereits Gespräche mit der Stadt führt.

 Die "Skyline" von Wiehagen - hier schuf die GBS in den 1970er Jahren sozialen Wohnungsbau, ließ in den vergangenen Jahren aber zwei große Komplexe abreißen, weil die Nachfrage nach Wohnraum in Hückeswagen immer mehr nachließ. Jetzt, mit dem Zuzug der Asylbewerber, wird in der GBS-Zentrale und im Schloss wieder intensiv über die Schaffung von neuem Wohnraum nachgedacht.

Die "Skyline" von Wiehagen - hier schuf die GBS in den 1970er Jahren sozialen Wohnungsbau, ließ in den vergangenen Jahren aber zwei große Komplexe abreißen, weil die Nachfrage nach Wohnraum in Hückeswagen immer mehr nachließ. Jetzt, mit dem Zuzug der Asylbewerber, wird in der GBS-Zentrale und im Schloss wieder intensiv über die Schaffung von neuem Wohnraum nachgedacht.

Foto: Stephan Büllesbach

Die Stadt sucht händeringend nach bezahlbaren Wohnungen für Flüchtlinge. Bereuen Sie es jetzt, auf Wiehagen in den vorigen Jahren mehrere Hochhäuser abgerissen zu haben?

Nebgen Keinesfalls. Durch die Rückbaumaßnahmen ist es uns gelungen, den Stadtteil deutlich aufzuwerten und wohnenswerter zu gestalten. Denken Sie nur an den Penny-Markt, der inzwischen sehr gut angenommen wird, die Unterbrechungen der ehemals geschlossenen Häuserfront oder die deutliche Zunahme von Grünanteilen. Darüber hinaus war die Bausubstanz der rückgebauten Wohngebäude - vorsichtig formuliert - nicht mehr ganz optimal, so dass eine Ertüchtigung so viele Mittel in Anspruch genommen hätten, die uns an anderer Stelle gefehlt hätten.

Angesichts der vielen Flüchtlinge geht Bürgermeister Dietmar Persian davon aus, dass über kurz oder lang in Hückeswagen wieder über den sozialen Wohnungsbau gesprochen werden wird. Wie sehen Sie das?

Nebgen Wenn wir uns darauf verständigen können, nicht über sozialen Wohnungsbau zu sprechen, sondern über Wohnungsbau, stimme ich dem uneingeschränkt zu. Wir als Wohnungsbaugenossenschaft haben den generellen Anspruch, guten und günstigen Wohnraum für unsere Mieter und Mitglieder bereitzustellen. Ob es bei der derzeitigen Zinssituation auf den Kapitalmärkten ein besonderer Anreiz sein kann, öffentliche Mittel in Anspruch zu nehmen - denn nur dadurch unterscheidet sich der normale vom sozialen Wohnungsbau -, die zwar ebenfalls günstig, aber an erhebliche Auflagen gebunden sind, wird man im Einzelfall prüfen müssen. Der Begriff sozialer Wohnungsbau ist aus meiner Sicht leider heutzutage negativ belegt. Darum neige ich dazu, von günstigen Wohnungen zu sprechen.

Wo könnten neue Mehrfamilienhäuser entstehen?

Nebgen Es gibt schon die eine oder andere Fläche, die ich durchaus als geeignet betrachte.

Sind Sie in dieser Hinsicht mit der Stadt schon in Kontakt getreten?

Nebgen Ja, die ersten Gespräche dazu wurden bereits geführt.

Sollte es neue Häuser geben, in denen auch Flüchtlinge untergebracht werden würden: Wie kann erreicht werden, dass keine Ghettos entstehen?

nebgen Aus meiner Sicht ist die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen die geeignete Lösung. Die Problematik der Ghettobildung bei zentralen Unterbringungslösungen ist nicht von der Hand zu weisen, und es ist auch sehr wahrscheinlich, dass sich dann solche Ghettos bilden. Eine Integration in unsere Gesellschaft wird dann nur schwierig gelingen.

Was müsste folglich getan werden?

Nebgen Viel besser aus meiner Sicht ist die Integration der Flüchtlinge in bestehende Hausgemeinschaften. Wir haben beispielsweise einige einzelne Wohnungen in unterschiedlichen Häusern an die Stadt zur Flüchtlingsbelegung vermietet. Das funktioniert sehr gut, da man dadurch bestehende Hausgemeinschaften nicht überfrachtet und sich schnell auch soziale Bindungen entwickeln, die eine Integration viel besser ermöglichen.

Was sind die Voraussetzungen dafür, dass die GBS wieder neue Wohnungen schafft?

Nebgen Wenn wir das tun, geschieht das mit dem Ziel, gute und günstige Wohnungen für breite Bevölkerungsschichten zu realisieren. Aber die Grundvoraussetzung ist natürlich, dass geeignete Flächen zu moderaten Kaufpreisen zur Verfügung stehen. Darüber hinaus werden wir die Nachfragesituation in den nächsten Monaten sehr genau beobachten, um daraus abzuleiten, ob neuer Wohnungsbau unter den gegebenen Umständen sinnvoll erscheint. Es hat keinen Sinn, neue Wohnungen zu erstellen und sich damit die Bestandswohnungen leer zu ziehen.

Hat die GBS die finanziellen Möglichkeiten, neue Wohnungen zu errichten?

Nebgen Finanziell sind wir sehr gut aufgestellt; das bereitet mir keine Sorgen.

Wäre damit dann ein Ende des seit einigen Jahren praktizierten "Sanieren statt Bauen" gekommen?

Nebgen Ganz sicher nicht. In der Tat ist es inzwischen so, dass wir den Großteil unserer Bestände, was die Gebäudehülle betrifft, saniert haben. Möglicherweise wird sich der Schwerpunkt unserer Sanierungstätigkeiten etwas verlagern.

Wo sehen Sie die GBS in zehn Jahren?

Nebgen Die GBS bietet seit 66 Jahren in Hückeswagen guten Wohnraum an und verfolgt das Ziel, ein solider und zuverlässiger Partner für alle unsere Mieter und Mitglieder zu sein. Genau das wollen und werden wir auch zehn Jahren sein. Möglicherweise mit einigen Wohnungen mehr, die wir den Menschen hier in Hückeswagen anbieten können. Aber insgesamt ist die Entwicklung des Wohnungsbaus in Hückeswagen schwer vorherzusagen.

(RP)
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