Landratswahl Die Kandidaten - Jörg Bukowski Herausforderer will "mehr Kommune im Kreis"

Hückeswagen · Jörg Bukowski, der Bürgermeister von Morsbach, will am Sonntag zum neuen Landrat des Oberbergischen Kreises gewählt werden. Der Parteilose, der von SPD, Grünen, UWG und Piraten unterstützt wird, will aus der Kreisverwaltung ein Dienstleistungsunternehmen für Kommunen und Bürger formen.

 Will vom Morsbacher Chefsessel auf den im Gummersbacher Kreishaus: Jörg Bukowski - hier an der Bever-Talsperre -, parteiloser Landratskandidat mit Unterstützung von SPD, UWG, Grünen und Piraten.

Will vom Morsbacher Chefsessel auf den im Gummersbacher Kreishaus: Jörg Bukowski - hier an der Bever-Talsperre -, parteiloser Landratskandidat mit Unterstützung von SPD, UWG, Grünen und Piraten.

Foto: Nico Hertgen

OBERBERG Jörg Bukowski spielt leidenschaftlich gerne Schach. Ein guter Schachspieler muss analytisch und strategisch denken, dann in seiner Strategie dem Gegner immer um mindestens einen Zug voraus sein. Bukowski ist ein guter Spieler, hat für den SV Morsbach auch auf Wettkampf-Ebene am Brett gesessen. Inzwischen gehört er zu den Passiven in der Schachabteilung des Vereins. Als Bürgermeister - im September 2014 mit fast 72 Prozent der Stimmen wiedergewählt - und seit Monaten überdies aktiver Wahlkämpfer fehlen ihm Zeit und Muße für das königliche Spiel und das dafür notwendige Training.

Das strategische Denken und Handeln hat der 41-jährige Morsbacher aber nicht am Spielbrett abgegeben. Jetzt arbeitet er anderweitig und im übertragenen Sinne an der (Personal-)Rochade: Er will vom Morsbacher Bürgermeister zum Landrat des Oberbergischen Kreises und damit als Parteiloser Nachfolger von Hagen Jobi (CDU) werden. Gelänge ihm das, würde erstmals ein Verwaltungsfachmann ohne Parteibuch Chef der Kreisverwaltung mit ihren inzwischen insgesamt rund 1200 Mitarbeitern.

Bukowski ist der Herausforderer, der den seit vielen Jahren amtierenden Kreisdirektor Jochen Hagt (CDU) im Kampf um das Landratsamt schachmatt setzen will. Bei seinen zahlreichen Wahlkampf-Auftritten in den Kommunen hat er in den zurückliegenden Monaten gezeigt, dass die Strategie des Herausforderers nicht auf Frontalangriff ausgerichtet ist. Er greift weder den noch amtierenden Landrat Jobi persönlich an, noch dessen Vize Hagt.

Seine Kritik gilt nie Personen, sondern immer Strukturen. Viel zu stark, so bemängelt er, seien hoheitliches Denken und entsprechendes Handeln "von oben herab" noch im Kreishaus etabliert. Das gehe zu Lasten der 13 kreisangehörigen Städte und Gemeinden. In Oberberg werde nicht mit den Kommunen entschieden, sondern über sie. Seine Jahre als Bürgermeister (seit 2009) haben ihn in dieser Ansicht bestärkt.

Bukowski will, dass der Kreis sich zum Dienstleistungsunternehmen entwickelt, was für ihn die enge Zusammenarbeit zwischen Kreis und Kommunen voraussetzt. Für sie sei die Kreisverwaltung schließlich da - und nicht umgekehrt. Auch bei der Dienstleistung unmittelbar für die Bürger vor Ort sieht er starken Nachbesserungsbedarf. Er nennt ein Beispiel: "Wenn ein Bürger einen Bauantrag stellt, dann soll die Bauaufsicht ihm nicht sagen, was nicht geht, sondern ihn beraten, wie es gehen könnte, um gesetzliche Vorschriften zu erfüllen.

Wege dürfen nicht von vornherein bürokratisch versperrt, sie müssen gemeinsam und im Dialog gefunden werden." Die Kreisverwaltung wird über die Kreisumlage finanziert von den kreisangehörigen Kommunen. Die Umlage hat inzwischen für viele Städte und Gemeinden in Oberberg erdrosselnde Wirkung und ist mitverantwortlich dafür, das die meisten mittlerweile im Haushaltssicherungskonzept sind. Hinzu kommen Millionen an Umlage für die Arbeit des Kreisjugendamtes.

"Das kann so nicht bleiben, wir brauchen eine effektive Aufgaben- und Ausgabenkontrolle. Aber auch da wird in Gummersbach von oben herab agiert, konkrete Vorschläge der Bürgermeister werden ignoriert", kritisiert der 41-Jährige. Er will, wenn er Landrat werden sollte, Benchmarking einführen, also den Vergleich bei den Ausgaben mit Besseren, um dann gezielt korrigierend eingreifen zu können. "Die Verwaltungsspitze muss den Vergleich und die Konsequenzen daraus wirklich wollen, sonst kann sie nicht besser werden", sagt er.

Kurz nach der Wiederwahl zum Bürgermeister hat sich der Morsbacher im Herbst 2014 zur Kandidatur für das Amt des Landrats entschieden. Das war nach einem Treffen der Bürgermeister. Bukowski erinnert sich: "Damals sagte ein Kollege, dass sich für die Kommunen nichts ändern werde im Kreis, wenn der in den bestehenden Strukturen fest verhaftete Kreisdirektor Landrat werden sollte. Dann müsse es schon ,einer von uns' sein.

" Da habe er sich entschieden, die Herausforderung anzunehmen -"für mehr Kommune im Kreis und neuen Schwung für Oberberg", sagt er.

(bn)
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