Rückblende 1. Oktober 1997 Hauptamtlicher Bürgermeister fürs Rathaus

Hückeswagen · Die neue Zeit in Hückeswagen begann mit einem kleinen Drama. Weil ein Elektriker bei Reparaturarbeiten im Schloss eine Sicherung auswechselte und der Stromfluss kurzzeitig unterbrochen wurde, fiel die Programmierung der ultramodernen Kaffeemaschine des neuen hauptamtlichen Bürgermeisters Norbert Jörgens aus, so dass dieser seinen ersten Arbeitstag am 1. Oktober 1997 mit kaltem Kaffee beginnen musste. Alles andere als kalter Kaffee waren jedoch die wichtigen Dinge, die sich im Rathaus abspielten. Gemäß der neuen Kommunalverfassung 1994 sollte der Bürgermeister im September 1999 erstmals direkt vom Volk gewählt werden und nicht mehr durch den Stadtrat. Doch die Abschaffung der "Norddeutschen Ratsverfassung" hatte noch weitere Folgen. So sollte eben spätestens bis zu diesem Stichtag auch die "kommunale Doppelspitze" abgeschafft werden. Einen Stadtdirektor, der bisher die Verwaltung leitete und neben dem vom Stadtrat gewählten Bürgermeister die Geschicke der Stadt leitete, gab es nun nicht mehr.

In Hückeswagen erfolgte die Wahl des hauptamtlichen Bürgermeisters schon zwei Jahre zuvor am 1. Juli 1997 durch den Stadtrat, sein Amtsantritt dann drei Monate später am 1. Oktober. Wie war das möglich? Da die Kommunalverfassung bereits 1994 in Kraft trat und der Wahltermin 1999 gesetzt war, konnten die Kommunen nun selbst entscheiden, wann der genaue Zeitpunkt für den "System-Übergang" erfolgen sollte. Da der bisherige Stadtdirektor Hans-Jürgen Pauck zum 1. Oktober 1997 in den Ruhestand ging, hätte theoretisch für eine Übergangszeit von knapp zwei Jahren ein neuer Stadtdirektor gewählt werden müssen. In der Schloss-Stadt machte man Nägel mit Köpfen: Zeitgleich mit der Pensionierung Paucks verzichtete Bürgermeister Manfred Vesper auf sein Amt, so dass der Weg für die Wahl eines "neuen Hauptamtlichen" frei war. Da die Direktwahl jedoch noch zwei Jahre hin war, übernahm der Stadtrat am 1. Juli 1997 diese Aufgabe und entschied sich mit 30 von 37 Stimmen für den Wermelskirchener Norbert Jörgens. Dieser trat drei Monate später mit der Pensionierung Paucks sein Amt an. Vesper ist in der Rückschau zufrieden mit dem Systemwechsel. "In den größeren Städten gab es durch die manchmal unklaren Machtverhältnisse ein großes Konfliktpotenzial. Zwar war das bei uns kein Problem, doch in einer Befragung durch das Land stimmten wir kleinen Städte auch für die Reform", erinnert sich der ehemalige Bürgermeister. Für Politik und Bürger hätte dieser Wechsel jedoch Vor- und Nachteile. Einerseits hätten die Bürger mit dem "starken Bürgermeister" als Ansprechpartner nun einen klaren Verantwortlichen, andererseits sei der Einfluss der Parteien und des Stadtrates gesunken. Vesper: "Insgesamt ist der heutige Zustand eine bessere Lösung." NORBERT BANGERT

(nob)
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