Hückeswagen Harfenklänge verzaubern Gäste beim Schlosskonzert

Hückeswagen · Kaum ein anderes Instrument ist mehr geeignet, in Dur und Moll die unterschiedlichsten Bewusstseins-Varianten in Melodie oder obligatem Unterton auszudrücken als die Harfe. Sie ist einer der ältesten Tonträger. Schon in der Bibel wird beschrieben, dass Davids Harfe zur Sinnesberuhigung beigetragen hatte. Wenn bei den Schlosskonzerten adventliche Einstimmung gefragt ist, dann darf der Solinger Harfenist Tom Daun gerne in den Museumssaal kommen. Besinnung ist mit seiner feinen Art und in erster Linie über die "Kunst des uralten Harfnertums" garantiert. Das hat er in Hückeswagen bereits wiederholt vermitteln können. Die Initiative "Schlosskonzerte" freute sich über ein voll besetztes Haus. Wieder hatte der feinfühlige Interpret ein ganzes "Harfen-Konsort" mitgebracht. Aufgereiht waren die Spezies "Keltische Clarsach", Böhmische Wanderharfe, mittelalterlich gotisch Klingendes, "Arpa doppia" zu barocker Färbung und "Arpa Paraguaya" zum Zweck der Übertragung lateinamerikanischer Musikempfindung. Dazu gab Daun schon während seines Vortrags und in der Konzertpause gern ein wenig instrumentalen Sachunterricht. Diatonik bei altüberbrachten und Chromatik bei weiter entwickelten "Arpas" kam mit ins Spiel.

Die leisesten Tonfärbungen brachten bereits zu Beginn das ruhig Einstimmen in die Zeit der Erwartung vor dem Christfest. Kaum eine der uralten, zum Teil aus der Erinnerung her ausgefallenen Adventchoräle und -lieder, die durch die variantenreiche Wiederbelebung nicht still zurückgefunden hätten. Wenn auch Deutsch aus altem und neuem Sprachgebrauch überwiegen sollte, wenn auch altkeltisch und irisch Eingefärbtes melancholisch herüberkamen - Daun wies in lockerer Plauderei den Weg in fröhliche englische Weihnacht und ließ die Besucher dabei gern in Carol-Wiederholung mit einstimmen. Irische Turlough O'Carol Songs begeisterten ebenso wie andalusisch-Traditionelles.

Immer den Liedsätzen folgend durften die Besucher dabei sein, wenn der exzellente Musiker mal in Minne-Weisen, mal in den Wechsel-Stimmungen der kommenden Epochen das jeweilige Instrumentarium nutzte. Zeitweilig durften die Harfen-Corpi auch als Schlag-Rhythmus-Sound herhalten. Im Museumssaal hatte wohl niemand etwas dagegen, wenn nach "Kommet ihr Hirten", "Es kommt ein Schiff geladen", Englisch zum Mitsingen gefragt war. Man durfte sich gern an Dauns Einspielung "On a winters day" 2001 erinnern. Auch jetzt überkam bei der adventlich beleuchteten Schlosshof-Szenerie der stille Wunsch nach einem doch "still und starr liegenden See".

Der gefragte und kompetente "Harfner", wie er sich gern vom orchester-integrierten "Harfenisten" unterscheidet, besitzt die seltene Gabe, durch feines Gespür instrumental und vokal einen Bogen von besitzergreifender Unruhe ins ruhige Fahrwasser zu schlagen. "Das tut ganz einfach mal gut", sagte eine Konzertbesucherin.

Gerhard Welp von den Schlosskonzert-Initiatoren machte auf das nächste Konzert am 30. Januar 2016 aufmerksam, wenn drei junge Musiker auf Flöte, Horn und Klavier musizieren.

(rt)
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