Hückeswagen Handy am Steuer ist lebensgefährlich

Hückeswagen · Beim Handykontrolltag hat die Kreispolizei in Radevormwald nicht nur Handysünder von der Straße geholt, sondern auch andere Autofahrer. Die bekamen Nachhilfe in Sachen Handynutzung im Straßenverkehr.

 Das Handy während der Fahrt in der Hand zu halten, kann teuer werden.

Das Handy während der Fahrt in der Hand zu halten, kann teuer werden.

Foto: DPA

Gerade einmal eine halbe Stunde ist vergangen, und schon hat die Polizei an der Elberfelder Straße in Radevormwald zwei Handysünder aus dem Verkehr gezogen. Beides Lkw-Fahrer. "Das ist besonders gefährlich", erklärt Verkehrsdirektionsleiter Joachim Höller. "Schließlich sind Lkw besonders groß und können schwere Verkehrsunfälle verursachen." Die Polizei holz beim Handykontrolltag unter dem Motto "Lenk Dich nicht App" auch präventiv Autofahrer von der Straße und erläutert, was alles passieren kann, wenn dem Telefon mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als dem Straßenverkehr.

Die Hauptkommissare Jürgen Poschner und Hartmut Dirlenbach winken den 27-jährigen Sebastian Wrede in seinem silbernen Wagen von der Straße. Schnell klären sie ihn auf: "Sie haben nichts falsch gemacht." Poschner und Dirlenbach wollen dem Autofahrer aber ein Video zeigen. In dem ist zu sehen, wie ein junger Mann mit Kopfhörern auf den Ohren völlig versunken auf sein Smartphone starrt und auf die Straße tritt. Ein Auto überfährt ihn.

 Präventivmaßnahme: Die Hauptkommissare Jürgen Poschner (r.) und Hartmut Dirlenbach von der Verkehrsunfallprävention zeigen Autofahrer Dustin Wicher und seiner Freundin Anja Gichel ein Aufklärungsvideo.

Präventivmaßnahme: Die Hauptkommissare Jürgen Poschner (r.) und Hartmut Dirlenbach von der Verkehrsunfallprävention zeigen Autofahrer Dustin Wicher und seiner Freundin Anja Gichel ein Aufklärungsvideo.

Foto: Elena Erbrich

Es ist eines von vielen Aufklärungsvideos, die die Polizei produziert und auch in den sozialen Netzwerken veröffentlicht hat. "Das ist natürlich hart, aber nicht unrealistisch", erzählt Poschner. "In Österreich und in der Schweiz haben Statistiken ergeben, dass bei 30 Prozent aller schweren Unfälle Ablenkung die Ursache ist." In Oberberg wären das bei zehn Verkehrstoten pro Jahr drei. In Deutschland gebe es ähnliche Studien. "Die gehen von zehn Prozent aus", sagt Höller. Dabei könne nicht nur das Handy für Ablenkung sorgen, sondern zum Beispiel auch der Beifahrer. "Es ist aber nicht immer nachvollziehbar, ob ein Unfall durch Handynutzung verursacht wurde", sagt Höller.

Wrede gibt zu: "Ich habe auch schon mal aufs Handy gedrückt beim Fahren. Aber als Mann bin ich nicht multitaskingfähig und muss mich für eine Sache entscheiden: fahren oder telefonieren." Höller erklärt: "Eine Sekunde aufs Handy gucken bedeutet 14 Meter Blindflug. Das ist, als hätte man 1,1 Promille Alkohol intus."

In erster Linie konzentriert sich die Polizei bei den Handykontrollen auf die, die telefonieren. Zwei Beamte in zivil beobachten die Straße und geben per Funk an ihre Kollegen weiter, wer das Handy in der Hand hat. "Das kostet 60 Euro und bedeutet einen Punkt in Flensburg", sagt Höller. Bald soll es aber eine Gesetzesänderung geben, 100 Euro müssten Handysünder dann voraussichtlich bezahlen. "Alle elektronischen Geräte sind dann betroffen. Auch wer zu lange auf dem Navi herumtippt, muss zahlen", sagt Höller. Bei besonderer Gefährdung könne es auch ein einmonatiges Fahrverbot geben. "Wir warten auf eine vernünftige Rechtslage."

100 Euro ist viel zu wenig, findet die 18-jährige Anja Gichel. Sie und ihr Freund Dustin Wicher (19) sind auch von der Polizei angehalten worden, haben aber ihre Handys in der Tasche. Nun schauen sie sich ein Aufklärungsvideo an. "Die Geldstrafe sollte deutlich höher sein", sagt Gichel. "Und man sollte zwei Punkte bekommen."

Übrigens: Bei der Kontrolle stellte die Polizei elf Handy-Verstöße fest, darunter war ein Radfahrer.

(eler)
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