Hückeswagen Flüchtlings-Situation hat sich entspannt

Hückeswagen · Knapp 300 Flüchtlinge lebten noch zum Ende des vorigen Jahres in Hückeswagen. Aktuell sind es 60 weniger. Dass die Balkan-Route dicht gemacht wurde für Menschen auf der Flucht nach Europa, zeigt auch vor Ort Auswirkungen.

 Rainer Frauendorf (r.) und Heinz-Josef Stein begutachteten im Dezember 2015 den Fortgang der Umbaumaßnahmen im ehemaligen Bêché-Verwaltungsgebäude. Einige Türen mussten zugemauert werden, um Räume zu trennen.

Rainer Frauendorf (r.) und Heinz-Josef Stein begutachteten im Dezember 2015 den Fortgang der Umbaumaßnahmen im ehemaligen Bêché-Verwaltungsgebäude. Einige Türen mussten zugemauert werden, um Räume zu trennen.

Foto: nico hertgen

Im Februar und März hatte die Stadt mit Hochdruck daran gearbeitet, im ehemaligen Bêché-Verwaltungsgebäude an der Peterstraße eine große Unterkunft für Flüchtlinge einzurichten. Bis heute lebt niemand darin. Zwei Deutsch-Sprachkurse laufen in dem von der Stadt angemieteten Gebäude, ansonsten ist es ungenutzt und unbewohnt. Folglich ist auch der anfangs fest eingeplante Sicherheitsdienst dort nicht im Einsatz. Die dafür veranschlagten Kosten kann die Stadt einsparen, die Mietkosten laufen weiter.

Und das wird auch so bleiben, sagte Bürgermeister Dietmar Persian am Dienstagabend im Sozialausschuss. Der Mietvertrag für die Unterkunft sei für fünf Jahre abgeschlossen worden. Die Stadt will ihn auch nicht kündigen, um für den Fall gerüstet zu sein, dass wieder mehr Flüchtlinge kommen und dann Wohnraum für sie benötigt wird. Wann das sein könnte, ist ungewiss, weil niemand weiß, wie lange die Balkan-Route dicht bleibt und Abkommen mit der Türkei Bestand haben.

Die schon von Anfang an leerstehende Unterkunft im Bêché-Gebäude ist symptomatisch für die aktuelle Situation: Fast 300 Flüchtlinge lebten zum Jahresende in Hückeswagen, inzwischen sind es nur noch 230, die nach den Vorgaben des Asylbewerberleistungsgesetzes von der Stadt betreut werden. Während noch vor einem Jahr nahezu täglich neue Flüchtlinge kamen, die die Stadt innerhalb kürzester Zeit unterbringen und versorgen musste, wurden ihr von den zuständigen übergeordneten Behörden in diesem Jahr bislang lediglich 41 Menschen, die Asyl begehren, zugewiesen. Die Situation hat sich damit deutlich entspannt.

Gelungen ist die von Anfang an angestrebte dezentrale Unterbringung, um "Flüchtlings-Ghettos" in der Stadt zu vermeiden. Das machen Zahlen deutlich, die Michael Kirch als zuständiger Fachbereichsleiter innerhalb der Stadtverwaltung im Sozialausschuss nannte. Demnach leben von den 230 betreuten Flüchtlingen inzwischen etwa 190 in Mietwohnungen, größtenteils angemietet von der Stadt. In der Flüchtlingsunterkunft in Scheideweg sind 29 alleinstehende Asylbewerber untergebracht, in der Unterkunft an der Ewald-Gnau-Straße 17 und in der an der Schlossfabrik acht. Familien mit Kindern in Notunterkünften gibt es in Hückeswagen, anders als in vielen Großstädten im Land, nicht. So vergleichsweise entspannt die Situation derzeit auch ist, machte Persian doch deutlich: "Es geht nicht nur um die, die vielleicht noch kommen werden, sondern auch um die Menschen, die jetzt bei uns sind. Da können wir uns nicht bequem zurücklehnen, denn es liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns, um sie in unsere Gemeinschaft einzubinden."

Dabei setzt Persian neben seinen Mitarbeitern in der Verwaltung weiterhin auch auf die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe am Ort, die bereits sehr viel geleistet habe für eine gute Willkommenskultur in der Schloss-Stadt Hückeswagen.

(bn)
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