Hückeswagen Flüchtlinge profitieren von ihren Paten

Hückeswagen · Ohne die ehrenamtlichen Paten wären die mehr als 80 Flüchtlinge in der Stadt größtenteils hilflos. Denn die Paten wie Jana Wiehager sind für sie wichtige Ansprechpartner, Dolmetscher und Begleiter. Und auch ein wenig Freunde.

 Jana Wiehager ist einer der mehr als 30 Paten, die die in Hückeswagen lebenden Flüchtlinge etwa bei Behördengängen betreuen. Die 23-Jährige kümmert sich um Rami Mohsen Khodeda (l.) und Mezgin Abozid.

Jana Wiehager ist einer der mehr als 30 Paten, die die in Hückeswagen lebenden Flüchtlinge etwa bei Behördengängen betreuen. Die 23-Jährige kümmert sich um Rami Mohsen Khodeda (l.) und Mezgin Abozid.

Foto: N. Hertgen

Jana Wiehager durchforstet in diesen Tagen verstärkt die Wohnungsanzeigen im Internet. Die 23-Jährige, die alternativen Tourismus studiert und später einmal in der Entwicklungshilfe arbeiten möchte, braucht aber keine neue Wohnung in Hückeswagen. Sie sucht welche für zwei Flüchtlinge, die sie als ehrenamtliche Patin betreut.

Rami Mohsen Khodeda stammt aus dem Iran und lebt bereits seit fünf Jahren in Deutschland. Der 21-Jährige, der mittlerweile gut Deutsch spricht und beim RSV 09 Hückeswagen Fußball spielt, möchte raus aus dem Übergangsheim in Scheideweg. Ebenso wie Mezgin Abozid. Der 37-Jährige floh vor acht Monaten aus dem Bürgerkriegsland Syrien und hofft, dass er seine Familie bald nachholen kann.

"Das Problem ist, dass das Jobcenter nur die Miete von solchen Wohnungen übernimmt, die nicht größer als 50 Quadratmeter sind und maximal 340 Euro im Monat kosten", berichtet Jana Wiehager. Doch die Erfahrungen, die sie zusammen mit ihren Schützlingen in den vergangenen Wochen gemacht hat, sind negativ. Zum einen gibt es kaum kleinere Wohnungen. Zum anderen hätten offenbar Vermieter Angst, dass anschließend, wenn sie einen Flüchtling aufgenommen haben, das ganze Flüchtlingsheim kommt. "Viele denken wohl: Flüchtlinge gerne, aber nicht in meinem Haus", sagt die Patin. Dabei sei die regelmäßige Mietzahlung durch das Jobcenter gesichert.

Rami Mohsen Khodeda stammt aus Mossul im Nordirak und flüchtete als 16-Jähriger aus religiösen Gründen: Er gehört der vornehmlich kurdisch sprechenden religiösen Minderheit der Jesiden an, die inzwischen vom Islamischen Staat (IS) verfolgt wird. Seine Familie hat er seit seiner Flucht nicht mehr gesehen. Zurück will der 21-Jährige nicht mehr: "Der IS ist jetzt da." Und wenn er doch eines Tages in seine Heimat geht, dann nur zu Besuch. Wenn's geht, möchte er nach erfolgreicher Wohnungssuche eine Ausbildung beginnen.

Aus dem nordsyrischen al-Malikiya stammt Mezgin Abozid. Von dort ist er vor dem Bürgerkrieg geflohen. Seine Aufenthaltserlaubnis hat er inzwischen, jetzt braucht er eine Wohnung. "Dann will er seine Familie nachholen", erzählt Jana Wiehager. Sie habe es mittlerweile aus Syrien herausgeschafft und warte im Libanon.

Etwa für den Asylantrag und die Aufenthaltserlaubnis sind viele Behördengänge notwendig; auch Arztbesuche lassen sich nicht vermeiden. "Wenn man dann die Sprache nicht kann, ist das ein Ding der Unmöglichkeit", betont Jana Wiehager. Daher ist die Arbeit der Paten so wichtig, begleiten sie doch die Flüchtlinge, übersetzen und helfen beim Ausfüllen von Anträgen. Die 23-Jährige ist aber nicht regelmäßig für und mit Abozid und Khodeda unterwegs, sondern sie trifft sich mit ihnen spontan. Zum Beispiel auch dann, wenn einer von ihnen zum Ausländeramt nach Gummersbach muss und eine Fahrgelegenheit braucht. Dann wird per Handy kommuniziert. "Ich war mit ihnen aber auch auf der Bierbörse oder an der Bever", erzählt sie. Die Flüchtlinge seien überrascht gewesen, dass Hückeswagen mehr zu bieten habe als Scheideweg und die Islandstraße. "Ich will ihnen zeigen, was ihre neue Heimat zu bieten hat."

Nun wünscht sich Jana Wiehager, dass sich mehr Paten aus ihrer Generation bei der Stadt melden und sich für die hauptsächlich jungen Flüchtlinge engagieren würden. Auch deshalb, weil sie selbst im September/Oktober aus Studiengründen Hückeswagen verlassen wird. Ihre Unterstützung für die Menschen, die ihre Heimat verlassen mussten, will die 23-Jährige aufrechterhalten: "Ich möchte mich auch woanders weiter engagieren."

(RP)
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