Hückeswagen Flüchtlinge präsentieren ihre Werke

Hückeswagen · Die Vernissage im Kultur-Haus Zach sorgte am Samstag für einen Besucherandrang und rege Kommunikation. Emmanuel Debrah aus Ghana und Murad Karo aus Armenien präsentieren ihre Bilder, die zum Teil auf ihrer Flucht entstanden waren.

 Neben Zeichnungen, die auf der Flucht entstanden - wie der "Hockende Junge" -, porträtierte Emmanuel Debrah auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Zu sehen sind die Werke bis Ende März zu den Veranstaltungen im Kultur-Haus Zach.

Neben Zeichnungen, die auf der Flucht entstanden - wie der "Hockende Junge" -, porträtierte Emmanuel Debrah auch Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Zu sehen sind die Werke bis Ende März zu den Veranstaltungen im Kultur-Haus Zach.

Foto: P. Meuter

Eine Bleistiftzeichnung fesselt den Blick. Darauf zu sehen ist ein am Boden knieender Mensch. Staub rieselt durch seine Hände. Daneben in englischer Sprache der Bibelspruch "Denn Staub bist du und zum Staub zurückkehrst du" sowie der Satz "So sei demütig und denke niemals, dass du etwas Besseres bist als irgendein anderer". Das Bild ist Teil einer Collage aus Skizzen und Zeichnungen von Emmanuel Debrah. Zahlreiche weitere Bilder des jungen Künstlers aus Ghana zieren derzeit die Wände des Kultur-Hauses Zach. Der 24-Jährige hat sie zum Teil während seiner Flucht von Afrika nach Europa gemalt. Zu sehen sind Porträts von lachenden, aber auch weinenden und verzweifelten Menschen.

Die ausdrucksstarken Bilder beeindruckten die mehr als 60 Besucher, die am Samstagmittag zur Vernissage ins Kultur-Haus gekommen waren. Deike Schütte vom Flüchtlingsnetzwerk freute sich über die große Resonanz. "Ein Teil der Bilder ist über Tausende von Kilometern mitgereist und mit nichts weiter als Kuli oder Bleistift entstanden", betonte sie. Seit November lebt Debrah in Hückeswagen, wo er den Wunsch äußerte, sich im Malen weiterentwickeln zu wollen. Die Hückeswagener Künstlerin Marianne Stubenrauch nahm den 24-Jährigen unter ihre Fittiche und initiierte auch die öffentliche Ausstellung.

"Es wundert mich, dass ein so junger Mensch Gesichtsausdrücke so gut aufs Papier bringen kann", lobte sie das Talent des Geflüchteten. Einzig an unverhältnismäßigen Körperproportionen der porträtierten Personen könne man erkennen, dass Debrah keine künstlerische Ausbildung genossen hat.

Dem jungen Künstler war der Rummel um seine Person ein wenig unangenehm. "Ich bin sehr glücklich. Mir fehlen die Worte, um dieses Gefühl auszudrücken", sagte Debrah. Er sei dankbar für die Wertschätzung seiner Bilder und besonders über die große Unterstützung der Mitmenschen und seiner Mentorin Marianne Stubenrauch. "Ich bete täglich, dass sie all das Gute, was sie tut, wieder zurückbekommt", betonte der Christ. Einige Bilder seien auf der Reise verlorengegangen, viele habe er verschenkt.

Gerne würde sich der 24-Jährige in Richtung Designer weiterqualifizieren. Ob er das jedoch in Deutschland tut kann, ist ungewiss - die Abschiebung steht bevor. Freude und Unterstützer, wie Jilali Lakraa, versuchen dagegen anzugehen. "Sein Talent ist eine Bereicherung für Hückeswagen", sagte Lakraa über den Afrikaner und dankte Marianne Stubenrauch persönlich für ihre Hilfe. "Wir brauchen mehr Menschen auf unserem Planeten, die ein Herz für Mitmenschen haben, die aus schwierigen Gebieten kommen und sie mit offenen Armen aufnehmen", fügte er hinzu.

Zur Vernissage waren interessierte Hückeswagener, Engagierte in der Flüchtlingshilfe, Verwaltungsmitarbeiter, sowie die Mannschaftskameraden des RSV 09 Hückeswagen wie Jilali Lakraa, mit denen Debrah Fußball spielt, gekommen.

Die Bilder der Ausstellung können käuflich erworben werden, die Einnahmen kommen dem Flüchtlingsnetzwerk zugute. Damit möchte der junge Ghanaer der Gesellschaft wieder etwas zurückgeben.

(heka)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort