Hückeswagen Flüchtling als Fachkraft in Fleischfabrik

Hückeswagen · Bewusst beschäftigt die Firma Fleischwaren Blumberg mehrere Flüchtlinge, kann sie doch so ihre eigenen Fachkräfte ausbilden. Davon überzeugten sich gestern Bürgermeister Dietmar Persian und Deike Schütte von der Flüchtlingshilfe.

 Suleiman Abbas aus Ghana ist Azubi bei Fleischwaren Blumberg - Geschäftsführer Oliver Bernitz (r.) und Personalreferent Willi Martz (l.) sind zufrieden mit ihm. Das bestätigten sie gestern Deike Schütte, bei der Stadt für die Integration der Flüchtlinge zuständig, und Bürgermeister Dietmar Persian bei deren Besuch.

Suleiman Abbas aus Ghana ist Azubi bei Fleischwaren Blumberg - Geschäftsführer Oliver Bernitz (r.) und Personalreferent Willi Martz (l.) sind zufrieden mit ihm. Das bestätigten sie gestern Deike Schütte, bei der Stadt für die Integration der Flüchtlinge zuständig, und Bürgermeister Dietmar Persian bei deren Besuch.

Foto: Stephan Büllesbach

Suleiman Abbas nimmt unweigerlich eine Sonderrolle ein bei Fleischwaren Blumberg in Kobeshofen. Weniger wegen seiner Hautfarbe, die angesichts der blütenweißen Arbeitskleidung besonders deutlich auffällt, als vielmehr wegen der Tatsache, dass er als Flüchtling in dem Hückeswagener Unternehmen eine Ausbildung zum Fleischer, Fachrichtung Feinkost und Konserven, absolviert. Und das als 36-Jähriger. Der Ghanaer war vor vier Jahren nach Deutschland geflüchtet und arbeitet mittlerweile seit eineinhalb Jahren bei "Meister Blumberg".

"Er macht sich sehr gut", versicherte Personalreferent Willi Martz gestern im Gespräch mit Bürgermeister Dietmar Persian und Deike Schütte, die sich im Auftrag der Stadt um die hier lebenden Flüchtlinge kümmert. Abbas' Patin, eine ehemalige Deutschlehrerin, war mit ihm bei der Fleischfabrik auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle vorstellig geworden. Die Geschäftsführung zögerte nicht lange, und nach einem erfolgreichen dreitägigen Praktikum hatte der Afrikaner die Zusage.

Persian kennt die Problematik, die sich bei solchen Konstellationen in der Regel aufzeigen: "Die Praxis ist häufig gut, das Problem ist jedoch die Berufsschule." Denn dort hapert es mitunter an den Sprachkenntnissen. Bei Abbas hat sich das mittlerweile jedoch relativiert, weil die Verantwortlichen im Unternehmen viel mit ihm zusammenarbeiten. So verfasst er sein Berichtsheft etwa einmal wöchentlich zusammen mit dem Personalreferenten. Der sagt: "Er versteht vor allem besser, als er sich auf Deutsch ausdrücken kann." Die Fachbegriffe seien aber kein Problem mehr für ihn. So wisse er etwa, dass ein Teller nicht nur etwas aus Porzellan sein könne, sondern auch Teil der Schweineschulter.

Dennoch könne es gerade bei der Prüfung schwierig für den Ghanaer werden, wenn er die Fragestellung nicht versteht. "Unser Ziel ist es, dass er die Prüfung besteht", versicherte Geschäftsführer Oliver Bernitz. Dafür bekomme er Unterstützung aus dem Betrieb. "Die Wurstproduktion ist nicht ganz einfach - die muss er erklären können." Die Verantwortlichen im Betrieb kümmerten sich aber um jeden Auszubildenden, versicherte Bernitz, Chef von etwa 250 Mitarbeitern.

Es ist nicht nur die reine Menschenfreundlichkeit, die die Geschäftsführung dazu veranlasst hat, Flüchtlingen Praktika und - bei entsprechender Eignung - auch Ausbildungen anzubieten. "Wir sind froh, solche Leute integrieren zu können, weil wir auch einen Fachkräftemangel haben", sagte Hendrik Pilatzki, Geschäftsführer der Engelskirchener Firma Jaeger, seit knapp einem Jahr Mehrheitseigner von Fleischwaren Blumberg. Flüchtlinge scheinen dafür gut geeignet zu sein: "Sie haben alleine schon durch ihre zum Teil lange Flucht bewiesen, dass sie sich durchsetzen und ein Ziel verfolgen können", sagte Pilatzki. So arbeiten bei "Meister Blumberg" in Kobeshofen zwei weitere Flüchtlinge - Christopher Quist (24) aus Ghana, der über den RSV 09 vermittelt worden war, und Abessa Fissaye (24) aus Eritrea, den sein Pate vorgestellt hatte. Letzterer sei 8000 Kilometer zu Fuß aus seiner Heimat und im Boot über das Mittelmeer geflüchtet.

Beide arbeiten noch in der Kistenwäsche, die für sie gewissermaßen den Einstieg in den Berufsalltag im Fleischmarkt bedeutet. "Wir wollen sie an die Arbeitszeiten gewöhnen", erläuterte Pilatzki. "Aber auch testen, ob sie Dienst nach Vorschrift oder sich Gedanken über ihre Arbeit machen."

Persian und Schütte, die noch weitere Hückeswagener Firmen, die Flüchtlingen Arbeit geben, besuchen wollen, zeigten sich erfreut über das Engagement von Fleischwaren Blumberg. Es sei wichtig für die Menschen, die jetzt hier eine neue Heimat suchten, ein Netzwerk aus Paten, Betrieben und Mitarbeitern der Stadtverwaltung zu haben, die sie bei der Integration unterstützten. Das Ergebnis sei, sagte der Bürgermeister, dass die Firmen qualifizierte Mitarbeiter erhielten und die Menschen auf eigenen Beinen stehen könnten. Und Deike Schütte betonte: "Es ist wichtig, dass sie durch die Arbeit in den Betrieben Wertschätzung erfahren."

(büba)
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