Hückeswagen Entspannung hilft beim Lernen in Ferien

Hückeswagen · Für viele Schüler mit einem schlechten Zeugnis steht in den Sommerferien nicht nur freie Zeit an, sondern auch Pauken. Doch wie viel Lernen ist in den Ferien gut? Ratschläge gibt es von der Psychologischen Beratungsstelle Herbstmühle.

 Nach der Zeugnisausgabe starten zwar die Sommerferien, manche Schüler müssen jedoch lernen - etwa für eine Nachprüfung. Den Kindern und Jugendlichen sollte daneben aber genügend Zeit zur Erholung bleiben.

Nach der Zeugnisausgabe starten zwar die Sommerferien, manche Schüler müssen jedoch lernen - etwa für eine Nachprüfung. Den Kindern und Jugendlichen sollte daneben aber genügend Zeit zur Erholung bleiben.

Foto: A. Bretz (Archiv)

Heute werden an den Schulen in Nordrhein-Westfalen die Zeugnisse ausgeteilt, und einige Schüler ahnen es schon: Die sechseinhalb Wochen Sommerferien werden sie nicht komplett mit Freizeit auskosten können. Sie müssen pauken, um im nächsten Schuljahr bestehen zu können oder die Nachprüfung zu schaffen. 59 Prozent der Schüler lernen auch in den großen Ferien, ergab eine repräsentative Forsa-Umfrage, die von der Online-Lernplattform "Scoyo" in Auftrag gegeben wurde. Doch wie viel Zeit sollten Schüler in den Ferien mit Lernen verbringen?

Auf der Hückeswagener Realschule bleiben dieses Schuljahr 13 Schüler sitzen, für weitere acht geht es am Ende der Ferien in die Nachprüfung. "Die werden in den Ferien auf jeden Fall etwas tun. Aber sonst sind die Sommerferien eigentlich dafür da, um mal wirklich frei zu machen", sagt Schulleiterin Christiane Klur. "Die Nachprüflinge sollten am besten jeden Tag kontinuierlich lernen, zum Beispiel Vokabeln für die Englisch-Nachprüfung. Das Lernen können sie um den Urlaub herumplanen."

Gerne würde die Schulleiterin ihren Schülern wieder das Sommercamp ermöglichen. In den Vorjahren hatten Lehrer in den letzten zwei Ferienwochen jeden Tag eine Stunde mit den Schülern gelernt. "Dieses Jahr gibt es das nicht. Wir haben zu wenig Lehrkräfte", sagt Klur. Sechs Schüler der sechsten Klasse verlassen zum neuen Schuljahr die Realschule: Sie wechseln auf die Hauptschule.

"Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten, den Abschluss zu bekommen. Umwege sind da nicht schlimm", sagt Ansgar Nowak, der gestern als Leiter der Psychologischen Beratungsstelle Herbstmühle in Wipperfürth in den Ruhestand verabschiedet wurde. "Eltern wollen immer das Beste für ihre Kinder, aber das ist nicht unbedingt immer der geradlinige Weg zum Abitur." Der Diplom-Psychologe weiß, dass sich viele Eltern um ihre Kinder sorgen, wenn deren Leistungen abfallen: "Sie haben Angst, dass ihr Kind versagen könnte und später den Sprung in die Arbeitswelt nicht schafft."

Aber was sollten Eltern machen, wenn ihrem Kind das Sitzenbleiben droht? "Erst einmal Ruhe bewahren", stellt Nowak klar. Sitzenbleiben sei kein Weltuntergang. "Selbst die klügsten Köpfe haben schon einmal ein Jahr wiederholen müssen." Eltern sollten in Ruhe mit ihrem Kind über die Situation sprechen und gemeinsam die Ferien planen. "Ein bis zwei Wochen können in den Sommerferien fürs Lernen eingeplant werden. Am besten am Ende der Ferien", sagt Nowak. Die restliche Zeit sollte aber ganz klar frei von dem Thema sein; die Eltern sollten ihre Kinder nicht auf die schlechten Noten hinweisen.

Die Enttäuschung über das schlechte Zeugnis dürften Eltern nicht an ihren Kindern auslassen, betont Nowak: "Sie müssen ihre eigenen Emotionen zurückhalten und dem Kind viel Raum geben. Es fragen, wie es ihm geht." Die eigenen Gefühle könnten die Eltern mit dem Partner oder Freunden besprechen. Auch beim Lernen sollten sich Eltern eher zurückhalten. "Häufig ist es entspannter, wenn Verwandte, Bekannte oder Außenstehende Nachhilfe geben", sagt der Psychologe.

Manche Kinder brauchen laut Nowak einfach mehr Zeit für ihre Entwicklung. Daher sollten Kindheit und Jugend nicht von Lerndruck überlagert werden. Der habe in den vergangenen Jahren mit G8, dem Abitur nach acht und nicht nach neun Jahren, ohnehin zugenommen. "Viele Schüler fühlen sich unter Druck gesetzt, besonders in der Oberstufe", erklärt Nowak.

In der Beratungsstelle meldeten sich vor allem viele Mädchen im Alter von 15 bis 18 Jahren, die mit dem großen Druck nicht zurechtkommen. "Sie kommen aus dem Lernmodus nicht mehr heraus und können sich nicht mehr entspannen. Für gutes Lernen braucht es aber Entspannung", sagt der Psychologe. Symptome für Lernstress seien unter anderem Schlaflosigkeit und Unruhe. "Häufig hilft es, wenn man sich vor Augen führt, welche Kleinigkeiten einem Spaß machen, zum Beispiel Musikhören", sagt Nowak.

Wenn alles nur noch ums Lernen kreise und Dinge, die früher Spaß gemacht haben, nicht mehr Freude bereiteten, dann sei das bedenklich. "Die betroffenen Schüler sollten auf jeden Fall darüber reden, mit Freunden, Familienangehörigen oder mit professionellen Beratern", rät Nowak.

(eler)
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