Hückeswagen Empörung über die Gülle-Katastrophe

Hückeswagen · Auf Antrag der SPD Oberberg traf sich der Kreisumweltausschuss zu einer Sondersitzung in Wipperfürth. Die Politiker fordern Präventionsmaßnahmen und einen Notfallplan. Landwirte befürchten jetzt eine Verschärfung der Richtlinien.

 Fische, Frösche und andere Tiere hatten keine Chance: Die Gülle zerstörte ihren Lebensraum. Die Politik fordert nun Konsequenzen.

Fische, Frösche und andere Tiere hatten keine Chance: Die Gülle zerstörte ihren Lebensraum. Die Politik fordert nun Konsequenzen.

Foto: volker leipzig

Als kriminellen Vorgang bewerten die Mitglieder des Kreisumweltausschusses und Vertreter von Eigentümer und Betreiber der Neye-Talsperre die Tatsache, dass am 18. März von einem Hof in Halver 1,7 Millionen Liter Gülle über den Neyebach in die Talsperre gelangt sind und für eine Umweltkatastrophe sorgen. Die EWR in Remscheid hatte als Eigentümerin Strafanzeige gestellt.

Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft Hagen. "Es handelt sich um eine schwerwiegende Gewässerverunreinigung. Das ist eine Straftat", sagte Oberstaatsanwalt Dr. Gerhard Pauli. Beschuldigter sei der Landwirt.

Während die Politiker im Kreisumweltausschuss das Krisenmanagement des Wupperverbandes, dem Betreiber der Trinkwasser-Talsperre, lobten, gab es heftige Kritik am Märkischen Kreis, auf dessen Gebiet der Hof liegt. Nach Angaben der Behörden hätte der Güllebehälter so nicht genehmigt werden dürfen. Der Oberbergische Kreis ist für den Bach und die Talsperre zuständig, die Landwirtschaftskammer für die Ausbringung der Gülle.

Auf der Sondersitzung des Kreisumweltausschusses sagte Mike Giera von der EWR, man habe dem Märkischen Kreis im November nach einem hohen Güllevorkommen im Neyebach, verursacht durch den besagten Hof in Halver, seine Besorgnis über die Vorgänge mitgeteilt und Strafanzeige erstattet. Der Kreis habe geantwortet, dass er diese Besorgnis nicht teile. Auch nach dem Vorfall habe man den Eindruck gehabt, dass man zwischen den Behörden der Kreise habe vermitteln müssen. Offensichtlich gebe es aber auch in der Zusammenarbeit der Kreise Optimierungspotenzial. So sei nicht direkt Umweltalarm ausgerufen worden. Umweltdezernent Dr. Christian Dickschen versprach, die Behörden einzuladen, um eine Optimierung der kreis- und behördenübergreifenden Zusammenarbeit zu erreichen. Er sagte zu, zur nächsten Sitzung des Ausschusses einen Vertreter des Märkischen Kreises einzuladen, um die Fragen zu klären, die der Oberbergische Kreis mangels Zuständigkeit nicht beantworten könne. Dass der Oberbergische Kreis nicht zuständig sei, konnte der Sachkundige Bürger Friedrich Meyer, der für die Umweltverbände im Ausschuss sitzt, nicht nachvollziehen. Die Umweltkatastrophe betreffe Oberberg, der Landwirt habe Weideflächen im Kreis und auch einige Güllelagerstätten. Der Landwirt aus Halver sei ein schwarzes Schaf, ansonsten klappe die Gülleausbringung im Wasserschutzgebiet seit vielen Jahren im Rahmen einer Kooperation zwischen Wasserversorgern und Bauern gut, sagte Ursula Jandel, Geschäftsführerin der Landwirtschaftskammer NRW. Die Manipulation am Auslauf der Güllebehälter könne durch eine abschließbare Kette einfach verhindert werden, sagte sie.

Einige Landwirte äußerten die Befürchtung, dass der Vorfall zu einer Verschärfung der Richtlinien führen könne, die zu höheren Kosten führen würden, die für die kleineren Betriebe kaum noch zu stemmen seien. Ralf Wurth, Vorsitzender der SPD-Kreistagsfraktion, die die Sondersitzung beantragt und einen 15 Punkte umfassenden Fragenkatalog erarbeitet hatte, forderte, das Gefahrenpotenzial durch die Güllelagerung bei den Landwirten zu erfassen und einen Notfallplan zu erstellen. Prävention und nicht nur Anlass bezogene Kontrollen seien erforderlich, forderten die Politiker.

Dass die große Katastrophe für die als Trinkwasserreserve genutzte Neye-Talsperre bislang ausgeblieben sei, erläuterten Wupperverbands-Vorstand Georg Wulf und Claudia Klerx. 35 000 der 50 000 Kubikmeter großen Wasser-Gülle-Blase, die auf dem Grund vor der Sperrmauer liege, seien bisher in die Kläranlage Hückeswagen geleitet und gereinigt worden. Wie viel Sediment sich am Bacheinlauf und am Boden abgesetzt habe und wie sich das auswirken werde, sei offen. Es würden Messungen durchgeführt, um Maßnahmen ergreifen zu können.

(RP)
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